Wem wäre der Besuch des Museums für Stadtgeschichte in Landau zu empfehlen? Zuallererst dem Flaneur, der auf die beiden mächtigen Festungstore aus französischer Zeit gestoßen ist und mehr darüber wissen will.
Denn die Vaubansche Festung des späten 17. Jahrhunderts ist, ohnehin veraltet, mit erstaunlichem Eifer innerhalb eines Jahrzehnts fast völlig beseitigt worden, sobald das werdende zweite deutsche Kaiserreich 1870/71 Frankreich niedergeworfen und Elsass-Lothringen wiedererobert hatte. Das rückte Landau aus gefährlicher Grenzlage in bequeme Inland-Position und machte eine Festung überflüssig. An der Stelle ihrer breiten Erdbastionen entstand die Ringstraße.
Wer die Festung dennoch sehen will, kann das auf bemerkenswert authentische Weise im Museum für Stadtgeschichte tun. Denn dort steht ein außerordentlich detailliertes Modell, das jedes Haus Landaus ebenso darstellt wie die Bastionen, Wälle, Gräben und Überschwemmungsflächen außerhalb der Stadt, die zu dieser Militäranlage gehörten.
Angefertigt wurde das Modell um 1740, und ganz offensichtlich sind bis zum Ende des Jahrhunderts immer wieder Veränderungen eingearbeitet worden. Es gehört zu einer umfangreichen Serie von französischen Grenzfestungsmodellen, die in Paris dem strategischen Unterricht dienten. Die meisten sind noch heute dort beim Invalidendom versammelt, während das Landauer fehlt, weil siegreiches preußisches Militär es nach Berlin entführte. Von dort kam es als Leihgabe nach Landau und wurde von der Stadt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erworben. Es ist das Herzstück des Museums im Dach des Stadtarchivs; die anderen Themen – von der Stadtgründung bis zur Südwestdeutschen Gartenbauausstellung 1949 – wirken wie Vorläufer und Nachzügler.
Wie aber kam es zur Festung? Nach dem 30-jährigen Krieg beanspruchte der französische König Ludwig XIV. das elsässische und pfälzische Land südlich der Queich ohne plausiblen Rechtstitel als Herrschaftsgebiet. Das deutsche Reich spendete keinen wirksamen Schutz, so dass französisches Militär bis 1680 die strittigen Gebiete besetzte. Landau sollte nach dem Willen des Königs die mächtige Grenzfestung werden. Entworfen hat sie ab 1687 der königliche Festungsbaumeister Sébastien de Vauban, und er beteuerte, sie müsse eine der stärksten der Christenheit werden. Zehntausend Soldaten und Arbeiter müssen sie unter erbärmlichen Bedingungen bauen. Ein Stadtbrand ruiniert passenderweise den größten Teil der bisherigen Stadt. Breite Erdwälle und weitläufige Überschwemmungszonen sollen Angriffe vereiteln. Tatsächlich überdauert die Festung keine der Belagerungen in den beiden folgenden Erbfolgekriegen lange.
Info
Museum für Stadtgeschichte
Maximilianstraße 7, Landau
Telefon 06341 134202
Mo-Mi 8.30-12 und 14-16 Uhr, Do 8.30-18 Uhr, 1. und 3. So im Monat 11-17 Uhr