Die Straßencafés auf der Maximilianstraße sind gut gefüllt, die ersten Gäste kommen nach ihrer Rheinfahrt zurück an Land und die Papageien rund um den Dom singen ihr Lied. Speyer präsentiert sich im Herbst von seiner besten Seite, fast so, als wolle die Stadt die Teilnehmer, die gleich den „Speyermer Stadtspaziergang“ beginnen, besonders beeindrucken.
Erlebnisbericht vom „Speyermer Stadtspaziergang“: Fremdenführer Sermet Özsoy begibt sich mit seinen Gästen auf eine Entdeckungsreise durch die Mikwe, um den Dom und in die Dreifaltigkeitskirche
Maximal 20 Personen dürfen aktuell an einer öffentlichen Führung teilnehmen. Sermet Özsoy beginnt seine Führungen mit einem kleinen Ausblick darüber, was die Gäste in den nächsten anderthalb Stunden in Speyer erwarten können. Durch den Kulturhof Flachsgasse geht es dann auch direkt zur ersten Station. Auf dem kurzen Weg reißt der Stadtführer immer wieder Geschichten an, deren Auflösung er aber erst an einem der nächsten Haltepunkte verrät. Mit diesem kleinen Trick, erklärt Özsoy augenzwinkernd, hofft er die Neugier seiner Besucher zu wecken, damit auch wirklich alle bis zum Schluss dabei bleiben – bis jetzt funktioniert es.
Ein Tor in der Kleinen Pfaffengasse führt zum Judenhof mit der Mikwe. Als Teil der SchUM-Stätten gehört diese seit Juli zum Unesco-Weltkulturerbe und gibt ein beispielloses Zeugnis des jüdischen Lebens im Mittelalter. Dass es für den Judenhof eine eigene 90-minütige Führung gibt, zeigt, wie viel es über die Ruinen der Synagoge und das Tauchbad zu erzählen gibt. Während immer wieder kleinere Grüppchen in die Mikwe hinabsteigen, in der noch Wasser steht, erklärt Özsoy die wichtigsten Punkte der jüdischen Vergangenheit in Speyer. Dass die Stufen, die zur Mikwe führen, alle verschiedene Höhen haben, ist übrigens Absicht. Schon das Betreten des rituellen Bades sollte bewusst erfolgen und die ungleichmäßige Treppe erforderte die volle Aufmerksamkeit und Konzentration der Gläubigen. Nachdem auch die letzten Teilnehmer wieder aus der Mikwe emporgestiegen sind, setzt sich die Gruppe wieder in Bewegung.
Insgesamt, verkündet Özsoy, bewegt sich der Spaziergang nur in einem Umkreis von etwa 500 Metern. Das zeigt, das die Sehenswürdigkeiten in Speyer dicht gesät sind. Und wer hier Sehenswürdigkeit sagt, muss auch Dom sagen, nach dem Judenhof jetzt schon das zweite Weltkulturerbe auf der Tour.
Da es auch für den Dom eigene Führungen gibt, steuert der „Stadtspaziergang“ nicht hinein, aber immerhin drum herum. Obwohl das Bauwerk zu den berühmtesten der Stadt zählt, ist die ein oder andere Info hier sicherlich noch etwas weniger bekannt. So weiß bestimmt nicht jeder, dass der Dom ursprünglich direkt am Rhein gebaut wurde, um vorbeifahrende Schiffe zu beeindrucken. Die Besichtigung des Domnapfs vor dem Eingangsportal, der früher die Grenze für das Kirchenasyl markierte, ist ein weiterer Höhepunkt.
Den Namen Maximilianstraße hat diese von den Bayern erhalten, die Speyer nach der Verwüstung von 1689 in weiten Teilen wieder aufgebaut hatten. Die ganze Geschichte dazu erzählt Özsoy während er die Gruppe Richtung Dreifaltigkeitskirche führt. Die Vorderbänke haben einen besonderen Dreh – um die mittig platzierte Kanzel betrachten zu können, kann man hier nämlich auch mit dem Rücken zum Altar Platz nehmen. Und der Blick auf den Kirchenausgang ist passend, denn auf dem kleinen Vorplatz endet der „Speyermer Stadtspaziergang“. Fremdenführer Özsoy kommt selbst aus Speyer und aus der Tourismus-Branche. Er freut sich, als Fremdenführer der Stadt etwas zurückgeben zu können. Die Führungen sind sein Hobby und ihm ist wichtig, dass er genau so viel Spaß daran hat wie auch seine Teilnehmer.
Die nächsten Termine
„Speyermer Stadtspaziergang“:
16.10., 11 Uhr / 14 Uhr
17.10., 11 Uhr / 14 Uhr
23.10., 11 Uhr / 14 Uhr
24.10., 11 Uhr / 14 Uhr
30.10., 11 Uhr / 14 Uhr
31.10., 11 Uhr / 14 Uhr
Welterbestätten-Führung:
11.10. - 15.10., 11 Uhr
18.10. - 22.10., 11 Uhr
25.10. - 29.10., 11 Uhr