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Pflegekompass

Die Problematik der Sucht im Alter mehr in den Fokus rücken

Der Sozialpädagoge Gerd Laub erläutert, wie Pflegebedürftige oft unbemerkt in die Abhängigkeit geraten, was die Ursachen sind und welche Hilfsmöglichkeiten es gibt.

Sucht im Alter und bei pflegebedürftigen Menschen gehört zu den Themen, die in der öffentlichen Wahrnehmung ein Nischendasein führen. „Angesichts der gesellschaftlichen Bedeutung sollte diese Problematik mehr in den Fokus gerückt werden“, sagt Gerd Laub vom Verein Drogenhilfe (Release) Kaiserslautern. Der Sozialpädagoge war bis vor wenigen Wochen hauptamtlicher Mitarbeiter bei der Drogenberatungsstelle Release und hat sich nun in den Ruhestand verabschiedet. 

Der Sozialpädogoge Werner Laub. FOTO: LAUB/GRATIS
Der Sozialpädogoge Werner Laub. FOTO: LAUB/GRATIS

Werden Medikamente eingenommen, ist es ratsam, Suchterkrankungen oder den regelmäßigen Konsum bestimmter Substanzen mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. So kann das abendliche Glas Wein oder die Zigarette zu Wechselwirkungen mit Medikamenten führen. Zum anderen sei es wichtig, alle eingenommenen Medikamente zu dokumentieren und mit dem Hausarzt zu besprechen. „Das vermeidet nicht nur, dass ein Medikamentencocktail entsteht, der nicht zusammenpasst. Es hilft auch dabei, Entzugserscheinungen zu erkennen. Da manche Medikamente abhängig machen können, kann es beispielsweise zu Verwirrtheitszuständen oder anderen Beschwerden kommen, wenn das Medikament versehentlich nicht eingenommen oder abgesetzt wurde“, sagt Laub.

Viele Ursachen

Oft wird auch vergessen, dass verlangsamte Stoffwechselprozesse, verringerte Muskelmasse und Flüssigkeitsanteile in fortgeschrittenem Alter dazu führen, dass das Glas Bier zum Feierabend oder die Zigarette nach dem Essen dem Körper mehr zusetzen als in jüngeren Jahren. „Es ist wichtig, im Alter darüber nachzudenken, Gewohnheiten zu ändern und den Konsum von Suchtstoffen zumindest zu reduzieren und den körperlichen Voraussetzungen anzupassen. Auch wenn das nicht einfach ist“, betont Laub. Wenn Suchterkrankungen im Alter neu auftreten, kann das viele Ursachen haben. „Neben Medikamenten können auch körperliche Beschwerden, Einsamkeit, Traurigkeit, Ängste und ähnliche Faktoren zu einer Abhängigkeit oder einem Suchtmittelmissbrauch führen“, so Laub. Er rät, sich rechtzeitig beraten zu lassen und Hilfsangebote wahrzunehmen. Schließlich sei es in jedem Alter sinnvoll, auf die Gesundheit zu achten. „Man muss deutlich sagen, dass es sich bei der Sucht um eine psychische Erkrankung handelt, die besonders schwer zu heilen ist“, erklärt Laub. Während anderen Krankheiten oft mit großem Mitgefühl begegnet werde, höre man bei der Sucht oft den Vorwurf, dass der Erkrankte selbst schuld sei.

„Das ist ungerecht. Suchtkranke sind häufig besonders sensibel und haben überhöhte Erwartungen an sich selbst. Wenn sie merken, dass sie diese nicht erfüllen können, führt das zu großer Frustration. Gleichzeitig sind sie nicht in der Lage, diese Erwartungen zu korrigieren. Wenn sie dann mit Suchtmitteln in Kontakt kommen, treffen Menschen mit ungünstigen Voraussetzungen auf ungünstige „Lösungsmodelle„“, so der Sozialpädagoge. Das spielt auch eine Rolle beim Scheitern von Ausstiegsversuchen. Mit Sprüchen wie „Ein Laster muss man haben“ beruhigen sie ihr schlechtes Gewissen und geben mit dem Gefühl des Versagens auf. „Hilfreicher wäre es, herauszufinden, warum es nicht geklappt hat, welche Möglichkeiten erfolgversprechender sind und dann einen neuen Versuch zu starten“, erklärt Laub. Wichtig sei auch zu wissen, dass manche Suchtstoffe nur langsam und mit ärztlicher Begleitung aufgegeben werden können. Das gilt unter anderem für den schweren Alkoholmissbrauch, der weit verbreitet ist. „Manchmal muss man den Angehörigen aber auch Mut machen, sich abzugrenzen und ihre eigenen Bedürfnisse wieder wahrzunehmen“, sagt Werner Laub. mide