Auch wenn es in diesem Jahr keine Straußjugend gibt, müssen die Besucher nicht auf den beliebten Kerweumzug verzichten. Am Samstagabend schlängelt er sich wie gewohnt durch die Straßen, ehe ab 20 Uhr im Festzelt hinter der ehemaligen Sparkasse die Stimmung so richtig Fahrt aufnimmt. Dort stehen die B-Town Boogie Boys aus Bechhofen auf der Bühne. Das Duo hat sich in kurzer Zeit einen Namen gemacht und begeistert mit energiegeladenen Auftritten – ob auf kleineren Dorffesten oder größeren Veranstaltungen, die beiden Musiker bringen das Publikum zuverlässig in Bewegung.
Der Kerwesonntag startet traditionsbewusst um 10 Uhr mit einem Zeltgottesdienst, der von vielen Niederauerbachern als festlicher Auftakt geschätzt wird. Im Anschluss lädt der Musikverein zum musikalischen Frühschoppen ein, begleitet vom Orchester, das mit einem abwechslungsreichen Programm für beste Unterhaltung sorgt. Parallel gibt es Kaffee und Kuchen – organisiert von fleißigen Helfern des Vereins, die so auch die Vereinskasse stärken.

Eine Neuerung in diesem Jahr ist der Second-Hand-Basar für Baby- und Kinderkleidung sowie Spielzeug. Von 14 bis 16.30 Uhr verwandelt sich ein Teil des Festzeltes in eine kleine Börse, bei der nicht nur gestöbert und gekauft, sondern auch selbst verkauft werden darf. Damit öffnet sich die Kerwe noch stärker für Familien und bietet ein zusätzliches Highlight abseits der Bühne.
Der Niederauerbacher Musikverein ist seit 1970 das Herzstück der Kerwe. Anfangs feierte man noch im Hof des Gasthauses Sutter, ehe man 1988 auf den Platz hinter der ehemaligen Sparkasse am Kissel umzog, wo die Festlichkeiten bis heute stattfinden. In den letzten Jahren hat sich manches verändert: Da es immer schwieriger wird, genügend Helfer zu mobilisieren, wird die Gastronomie im Festzelt seit zwei Jahren samstags und sonntags von einem externen Anbieter übernommen. Trotzdem bleibt das traditionelle Angebot erhalten – am Montagmittag serviert der Musikverein nach alter Gewohnheit Leberknödel und Würste im Festzelt.
Und wenn es am Montagmittag deftig wird, darf natürlich auch das musikalische Urgestein nicht fehlen: „De Auerbacher Bernd“ sorgt zeitgleich für beste Stimmung und schließt die Kerwe mit seinem unverwechselbaren Auftritt ab.
So bietet die Niederauerbacher Kerwe auch in diesem Jahr wieder eine bunte Mischung aus Brauchtum, Musik und Begegnung – ein Fest, das Alt und Jung gleichermaßen zusammenbringt und den Stadtteil für ein Wochenende zum pulsierenden Treffpunkt macht. phkr
Niederauerbach: Früher hieß der Ort mal „Urebach“
Eine intensive römische Besiedlung Niederauerbachs ist durch zahlreiche Funde eindeutig belegt. So stieß man bereits 1880 bei der Bebauung der Gewann Auf dem Kissel auf ein großes spätrömisches Gräberfeld aus dem 4. Jahrhundert. Die dort geborgenen Keramikstücke gehören heute zu den wertvollen Beständen des Historischen Museums der Pfalz in Speyer. Auch eine römische Militäranlage kam ans Licht, als um 1920 in der Flur In der Acht eine Kaserne errichtet wurde. Ein weiterer bedeutender Fund erfolgte 1948 am Scheiderberg: der gut erhaltene Grabstein des Acaunus aus dem Jahr 200, der heute im Stadtmuseum Zweibrücken besichtigt werden kann.
Die schriftliche Überlieferung setzt im 10. Jahrhundert ein. Im Jahr 972 übertrug Kaiser Otto I. dem Kloster Hornbach den Fleischmarkt in „Urebach“. Der Ort Auerbach, der zur Unterscheidung vom benachbarten Oberauerbach seit dem 13. Jahrhundert auch als Kesselauerbach, Unterauerbach oder Niederauerbach bezeichnet wurde, teilte stets das Schicksal der Stadt Zweibrücken. Kirchlich war er nach Contwig eingepfarrt und bis zur Französischen Revolution Sitz einer Schultheißerei.
Zwischen 1798 und 1814 gehörte Niederauerbach zunächst zur Französischen Republik und ab 1804 zum Kaiserreich Napoleon. In dieser Zeit war der Ort in den Kanton Zweibrücken eingegliedert und unterstand der Mairie Contwig. 1815 lebten hier rund 650 Menschen. Im selben Jahr fiel Niederauerbach zunächst an Österreich, wechselte jedoch schon 1816 – wie die gesamte Pfalz – zum Königreich Bayern. Von 1818 bis 1862 war der Ort Teil des Landkommissariats Zweibrücken, aus dem später das Bezirksamt hervorging.
Einen wichtigen Entwicklungsschritt stellte die Errichtung einer eigenen Gemeindeverwaltung im Jahr 1888 dar. Diese bestand bis 1938, ehe Niederauerbach endgültig in die Stadt Zweibrücken eingemeindet wurde. phkr