Mit einer Vielzahl an Beispielen deckt die Große Landesausstellung im Badischen Landesmuseum die engen Beziehungen zwischen den europäischen Höfen unter der Habsburgermonarchie und dem Osmanischen Reich auf. Die Ausstellung im Karlsruher Schloss stellt die Austauschbeziehungen zwischen den Kulturen in den Mittelpunkt und betont den Mehrwert plurikultureller Gesellschaften für Europa.
Im kriegerischen 17. Jahrhundert dienten die Gebiete in Ostmittel- und Südosteuropa während der „Türkenkriege“ als Transit- und Grenzräume zwischen den Großmächten. Wichtige Handelsrouten führten durch dieses Gebiet von Asien nach Europa. Neben Kriegern nutzten Kaufleute, Handwerker, Reisende, Gesandte sowie Flüchtlinge und Migranten die vorhandenen Wege und vermittelten zwischen den Kulturen. Damit schlägt die Ausstellung auch einen Bogen von der Vergangenheit zu den gesellschaftlichen Entwicklungen unserer globalen Gegenwart.
Vielzahl hochkarätiger Exponate
Zur Großen Landesausstellung in Karlsruhe werden zum ersten Mal Exponate der Karlsruher „Türkenbeute“ mit einer Vielzahl an Leihgaben aus der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zusammengeführt. Die beiden Sammlungen gehören zu den umfangreichsten osmanischen Museumsbeständen Deutschlands. Erstmalig in Karlsruhe zu sehen ist das sogenannte Blaue Zelt aus Krakau – ein Juwel osmanischer Textilkunst und eines der größten und beeindruckendsten seiner Art. Zusammen mit weiteren hochkarätigen Exponaten unter anderem aus Österreich, Polen, Ungarn, der Schweiz und Slowenien beleuchtet die Ausstellung eine Epoche, die trotz der kriegerischen Auseinandersetzungen für kulturelle Wechselbeziehungen sowie die Vermittlerrolle multiethnischer, multireligiöser und multilingualer Persönlichkeiten steht.
Ein Zepter für den Großherzog
Selbst das Zepter von Carl Friedrich von Baden ist ein Beispiel für die gegenseitige kulturelle Durchdringung östlicher und westlicher Einflüsse. Wer hätte gedacht, dass die großherzogliche Kroninsignie ursprünglich gar nicht aus Baden stammt? Bei genauerem Hinsehen verrät das Zepter seine Herkunft: Unter dem Diamantbesatz geben sich in Kartuschen eingebettete Arabesken zu erkennen, die tiefer Ausdruck des islamischen Weltverständnisses sind: Es handelt sich um einen Buzogan aus dem Jahr 1625, einen siebenbürgischen Streitkolben. Erst viel später, 1811, wurde er umgearbeitet und zur badischen Kroninsignie.
Gemeinsam mit weiteren Exponaten in der Großen Landesausstellung zeigt das Zepter, wie auch das ungarische Gebiet abseits der Kriege im 17. Jahrhundert zu einem Schmelztiegel der Kulturen wurde. So sieht das Badische Landesmuseum die Region Ostmittel- und Südosteuropa als Brücke zwischen den Kulturen an und will veranschaulichen, wie kulturell vielfältig Europa schon lange ist. (msw)
Info
www.landesmuseum.de