Sonja Kirsten ist eine aufgeweckte Frau mit dem Sinn für Kreativität. Die zahlt sich seit dem Frühjahr 2020 für die Allgemeinheit aus. Mit ihrer Mutter hat die Dudenhofenerin ein Fleckchen geschaffen, an dem Erholungssuchende in Ruhe Natur atmen können.
Sonja Kirsten macht aus einem altem Schuppen eine Leseecke für alle
Leseecke“ steht über dem schmucken Holzbau geschrieben, der inmitten einer freien Landfläche zwischen Dudenhofen und Hanhofen zu finden ist. Wer zum ersten Mal vorbeikommt, ist überrascht von der Entdeckung und von der Einladung zum spontanen Schmökern.
Zu verdanken ist die Idee der Corona-Krise, wie Kirsten auf Nachfrage erzählt. Der heutige Unterstand war früher ein Schuppen, um Holz zu lagern und Wasser vorzuhalten für die Bäume im ausgewiesenen Naturschutzgebiet, die vom Land Rheinland-Pfalz zur Verfügung gestellt wurden.
„Der Schuppen war verwildert“, berichtet Kirsten. Die vielen Jahre, die er auf dem Buckel hatte, waren dem Bau anzusehen. Ursprünglich gehörte das komplette Ackerland, auf dem die Leseecke heute zu finden ist, Kirstens Familie. „Dann kam die Flurbereinigung und uns wurde vorgeschlagen, einen Randstreifen zu bekommen“, erzählt sie aus der Vergangenheit. Es wurde zugesagt.
Auf drei Besitzer ist das Areal nun verteilt: den Vogel- und Naturschutzverein Dudenhofen, auf einen weiteren Privatmann und auf Kirsten. Mit der Corona-Pandemie entwickelte sich auch bei ihr der Drang zum häufigen Spazierengehen. Dabei kam auch der Geistesblitz, den betagten Schuppen umzufunktionieren.
„Mit meiner Mutter habe ich ihn renoviert“, merkt Kirsten an. Eine Woche lang sind die beiden Frauen täglich damit beschäftigt gewesen. „Meine Mutter sagte, wir machen da unsere Sommerresidenz drauf“, lenkt Kirsten lachend ein. Spaß hat das gemeinschaftliche Werkeln dem fidelen Gespann gemacht.
Das neu entstandene Objekt zum Umzäunen kam nicht in Frage. „Ich sagte, das muss nicht sein. Stattdessen habe ich Schilder angefertigt mit dem Hinweis, dass die Menschen den Ort pfleglich behandeln sollen“, betont Kirsten. Ein munteres Sprüchlein appelliert an die Vernunft der Leute, sich im naturgeschützten Raum mit Blick auf einen stattlichen, ebenfalls unter Schutz stehenden Baum, entsprechend zu verhalten.
Bibliothek im Schuppen
An einer Stellschraube hat Kirsten im vergangenen Jahr direkt gedreht. „Es kam der 1. Mai und mit ihm kamen etliche Radfahrer. Die nutzten die Leseecke als WC“, denkt die Hobby-Handwerkerin zurück. Dem hat sie direkt entgegengesteuert – wiederum mit einem schriftlichen, pfiffigen Hinweis. „17 Schritte bis zum nächsten WC“, lautet der und führt hinter den Baum. „Es hat geholfen“, ist Kirsten zufrieden.
Wichtig war ihr, den Mitmenschen in der Corona-Zeit bei der Ausgestaltung der vielen Freizeit und wenigen Möglichkeiten zu helfen. So entstand das Bücherregal im ehemaligen Schuppen. „Ich habe zuhause eine kleine Bibliothek, die ich ausgemistet habe“, erklärt Kirsten. Wie ein Lauffeuer hat sich der neue Ruheplatz in der Gemeinde herumgesprochen. „Er kommt sehr gut an“, hat Kirsten erfahren. Das ist sogar nachzulesen, im Gästebuch, das sie ausgelegt hat. Viele Kommentare sowie Zeichnungen von Kindern sind darin zu finden.
Appell zum Umweltschutz
Einsatz zeigt die Dudenhofenerin weiterhin, will sie doch dem Naturschutz Rechnung tragen. Konkret bedeutet das: „Ich fahre einmal in der Woche hin und hole den Müll aus dem aufgestellten Eimer. Kippen und Kronkorken sammle ich alle 14 Tage auf.“ Kirsten weiß, dass es gerade die jungen Menschen momentan noch schwer haben, Verweilplätze zu finden. Sollte sich die Lage nach der Pandemie jedoch weiterhin nicht ändern, will sie Maßnahmen ergreifen – ein weiteres Schild hat sie bereits im Kopf. xsm