Die Esche hat Probleme mit dem Sand, der Schwarzerle fehlt das Wasser. Die Wildbirne steht unerwartet gut da. Auf dem Baum-des-Jahres-Pfad in Dudenhofen können nicht nur Spaziergänger viel Erkenntnis gewinnen.
Pfad im Dudenhofener Wald zeigt Möglichkeiten in der Forstwirtschaft
15 Baumarten sind auf dem rund 400 Meter langen Weg zu finden. Im Jahr 2000 ist er angelegt worden. Der Rotary Club Speyer kümmerte sich um die Finanzierung. Strikt nach Jahreszahlen geordnet ist der Pfad nicht. „Aufgrund der Platzsituation sind die Bäume bunt durchmischt“, erklärt Förster Jürgen Render beim Spaziergang.
Grundsätzlich ist er aufgeschlossen, den Bäumen des Jahres eine Chance zu geben. Benannt werden die vom gleichnamigen Verein in Kooperation mit der Dr.-Silvius-Wodarz-Stiftung. Nur einmal hat Render Nein gesagt: 2020 zur Robinie. Als invasive Art dränge sie „Mitbewerber“ zurück.
„Wir verdichten jetzt nach innen“, erklärt Render. Die Augen des Försters wandern nach rechts. „Weißtanne, 2004“ steht auf einem Blechschild. „Sie braucht deutlich mehr Wasser als wir haben“, kommentiert Render das minimale Wachstum. Hinzu kommt, dass die Weißtanne hoch verbissgefährdet ist. „Für die Rehe ist sie ein Exot und daher interessant.“
Die Optik des Bergahorns, 2009 gepflanzt, findet der Förster „ganz okay“. Per se wäre er nie auf die Idee gekommen, die Art zu setzen. Das macht den Baum-des-Jahres-Pfad für ihn selbst so spannend: „Wir können auf kleiner Fläche probieren, was geht und was nicht.“
Definitiv nicht geht die Schwarzerle (2003). „Sie hat hier gelitten“, sagt Render. Sie braucht Feuchtgebiete. Auch die Esche (2001) ist nichts für Dudenhofener Verhältnisse. Zudem kämpft sie gegen den Befall durch einen chinesischen Pilz. Die Ulme (1992)wurde so ebenfalls dezimiert.
Von der Fichte, 2017 gesetzt, ist nichts mehr zu sehen. „Das ist eine supervielseitige Baumart, aber sie ist auf dem absteigenden Ast“, informiert Render. Der Grund: Trockenheit. Die Rosskastanie (2005) entwickelt sich recht gut. „Sie kam durch die Türkenkriege mit der Belagerung von Wien nach Mitteleuropa“, berichtet der Förster.
„Die Crux in Mitteleuropa ist, dass viele Arten in der Eiszeit verloren gingen. In Nordamerika dagegen sind diese erhalten geblieben. Daher ist es legitim, dorthin zu schauen.“ Konkret nennt Render die Douglasie, die im Klimawandel mehr Stabilität als die Fichte verspreche. Aber: Im Moment vertraut der Fachmann auf die genetische Vielseitigkeit der hier verorteten Arten. „Trotzdem sollte man sich neuen Sorten nicht verschließen“, betont er.
Unverhofft gut habe sich die Walnuss (2008) entwickelt. „Auf den Gedanken wäre ich nicht gekommen, da sie viel Boden braucht und es ihr an Licht fehlt“, sagt Render. Die Walnuss sei eine Aufwertung für den Wald. Ebenso begeistert ihn die Wildbirne, die sich in voller Laubespracht zeigt.
Die Elsbeere (2011) bevorzuge zwar eher bessere Standorte, doch bringe sich der Forst aktiv in die Förderung ein. „Die Elsbeere hat einen hohen ökologischen Wert“, sagt Render und klopft auf einen Stamm: „Wenn der was wird, ist er der wertvollste Stamm in Dudenhofen.“
Die Sandbirke (2000) packe es, bei der Vogelkirsche (2010) sei die Frage, wie lange sie durchhalte. Die Flatter-Ulme (2019) brauche viel Wasser, für die Lärche (2012) sei es zu dunkel. Das gilt ebenso für die Trauben-Eiche (2014). Momentan wächst diese noch gut. „Sie ist neben der Edelkastanie die Baumart, die wir am meisten im Dudenhofener Wald setzen“, sagt Render. Der Feldahorn (2015) vertrage Schatten und stehe im Wasser genauso gut wie auf Sand.
Den Generationenwechsel im Wald auf natürliche Art einzuläuten, ist die schwierigste Aufgabe im Forst. Der Baum-des-Jahres-Pfad gibt dazu wertvolle Hilfestellungen. xsm
33. Jahresbaum
Die Stechpalme
Die Europäische Stechpalme ist Baum des Jahres 2021. Im Gegensatz zu allen anderen Laubbäumen wirft sie im Herbst nicht ihre Blätter ab, ist ein immergrüner Blüher in glänzendem Dunkelgrün. Je nach Lichtverhältnis wächst die Stechpalme in die Höhe oder in die Breite. Ab Juli trägt sie grüne Früchte, die sich leuchtend rot verfärben. Vögel fressen diese, allerdings nur zur Not. Nachmilden Wintern bleiben die Früchte daher oft bis zur nächsten Blüte oder länger am Baum. xsm