Ursprünglich für November 2020 geplant, musste Franziska Rutishausers Ausstellung „Close Strangeness“ im Kunstverein coronabedingt abgesagt werden. Am 18. März öffnete sie dann ganze vier Tage lang, bevor sie der nächsten Pandemiewelle geschuldet wiederum ihre Tore schließen musste. Weil dies doch ein recht kurzes Vergnügen bedeutet hätte und die Künstlerin spontan einer Verlängerung zugestimmt hat, sind ihre Werke voraussichtlich bis Sonntag, 4. Juli, im Kulturhof Flachsgasse zu sehen, immer gesetzt den Fall, dass die Inzidenzwerte dies zulassen. Ausstellungsbeginn war für Freitag, 28. Mai, geplant.In Franziska Rutishauers Ausstellung sind Werke aus zwei Werkserien zu sehen. Ihre Gemälde und Zeichnungen zeigen abstrakte Formen, die wie unbekannte Gesteinsbrocken oder Wasserformationen erscheinen. Rötlich-weiße Objekte schweben losgelöst vor schwarzem, weltallähnlichem Hintergrund, blass-rötliche Strukturen muten wie ausgeblutete Organismen im ebenso grenzenlosen Raum an. All das ist Rutishausers künstlerische Interpretation des angespannten Verhältnisses des Menschen zu seiner organischen Umgebung. Dabei entstammen die gemalten Formen nicht ihrer Fantasie – die Schweizerin hat sie Steinen und Materialien nachempfunden, die sie von Orten mitgebracht hat, an denen sie war. Sie übersetzt die Motive jedoch, indem sie sie stark vergrößert und über die farbige Zweidimensionalität in einen Bezug zum Universum setzt.
Franziska Rutishauser: „Close Strangeness“ bis voraussichtlich 4. Juli im Kunstverein
Die Steine, die der Künstlerin als Grundlage dienen, sind kleine Vertreter aus geologischen Formationen der Eiszeiten. Im Großformat heißen sie Findlinge oder auch Fremdlinge und treten einzeln oder vermehrt auf. Sie gehören nicht in die Landschaft, in der sie liegen. So veranschaulicht Rutishauer zum einen das Fremde – die Umwelt, das eine verstörende Nähe zum Eigenen – dem Inneren, bekommt. Das Fremde als das Eigene im empathischen Sinn zu sehen, kann als Perspektive verstanden werden. Die Künstlerin stellt durch die Veränderung natürlicher Motive zum anderen die Frage nach der Begreifbarkeit der Dinge, die nicht greifbar, aber doch real sind. Die 1962 geborene und 1988 in Bern diplomierte Schweizer Künstlerin arbeitet seit 2010 auch in Berlin. In den letzten Jahren hatte sie Einzelausstellungen in mehreren deutschen Kunstvereinen und Galerien sowie Gruppenausstellungen in Deutschland, der Schweiz, Tschechien, Brasilien und Frankreich.
Zur Schau „Close Strangeness“ erscheint Ende Mai/Anfang Juni auch ein Katalog. Er ist im Foyer im Erdgeschoss des Kunstvereins erhältlich. Die Vorschriften zum Ausstellungsbesuch können der aktuellen Presse entnommen werden. Ein virtueller Rundgang durch die Ausstellung auf der Website des Vereins unter www.kunstverein-speyer.de gibt einen kleinen Vorgeschmack. hani
INFO
Franziska Rutishauser:
„Close Strangeness“ voraus. Fr 28.5. - So 4.7.
Zeitfenster reservierbar unter Telefon: 06232 142399