Das Brezelfest verdankt seine Entstehung wirtschaftlichen Interessen. Der Absatz zumindest einiger Speyerer Erzeugnisse sollte durch den ersten „Verkehrs- und Bretzeltag“ im Jahr 1910 gefördert werden. In erster Linie das Bier, die Brezel und die Zigarre. Immerhin waren Ende des 19. Jahrhunderts rund 1.250 Arbeiter allein im Brauwesen und mit der Zigarrenherstellung beschäftigt. Ferner waren 15 Brezelbäckereien als Handwerksbetriebe registriert. Im Vorstand des Verkehrsvereins war man sich einig, dass das Festbier nur aus heimischen Braukesseln kommen durfte.
Brezelfest-Festbier seit über 50 Jahren
Im Jahr des ersten Brezelfestes waren vier Großbrauereien in Speyer vertreten: Brauereigesellschaft „Zum Storchen“ vormals Christian Sick, „Bayerische Bierbrauereigesellschaft“ vormals Heinrich Schwartz, Brauereigesellschaft „Zur Sonne“ vormals Heinrich Weltz, das „Speyerer Brauhaus“ vormals Gebrüder Schulz. Daneben gab es zahlreiche Kleinbrauereien wie die Brauerei „Zum Stern“ von Heinrich Moos oder die „Ankerbrauerei“ von Jean Schirmer.
Die fusionierte Schwartz-Storchen Brauerei verkaufte 1949 beim ersten Brezelfest nach dem Zweiten Weltkrieg 240 Hektoliter, die Anker Brauerei – welche bei vielen Brezelfestumzügen mit dem Motto „Bleib der Heimat treu und trink Ankerbräu” mit-lief - 74,5 Hektoliter Bier.
Dieses Verhältnis von ¾ zu ¼ Bierlieferung für das Brezelfest blieb im wesentlichen gleich, bis Mitte der sechziger Jahre die Ankerbrauerei die Bierproduktion einstellte. 1968 schloss sich Schwartz- Storchen der Eichbaum-Werger- Gruppe an und stellte nach 84-jähriger Tätigkeit mit Wirkung ab 1. Oktober 1970 den Betrieb ein. Die Eichbaum-Brauerei hat 1970 das Brezelfesterbe der Schwartz-Storchen-Brauerei angetreten und liefert seit über 50 Jahren exklusiv das Brezelfestbier.
Um das Brezelfest gebührend zu feiern, wird ein besonderes Bier im Sudhaus in Mannheim eingebraut. Das Brezelfestbier 2022 ist untergärig gebraut, sattgelb in der Farbe, vollmundig im Geschmack, mit leicht süßlichem Malzton und abgerundeter Bittere, bei einem Alkoholgehalt von 5,5%. Der Fassbieranstich im Festzelt am Donnerstagabend wird traditionell von der Speyerer Oberbürgermeisterin vorgenommen. Frank Scheid