Eine spannende Stelle ausgeschrieben, am liebsten würde man sich direkt bewerben. Doch beim Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen tauchen schnell Probleme auf, von fehlenden Arbeitszeugnissen bis hin zu Lücken im Lebenslauf. Was nun?
Karriere-Berater raten Bewerbern, Lücken im Lebenslauf strategisch klug zu erklären
Welche Schwächen darf man zugeben?
„Bei einem Bewerbungsprozess wird zunächst nicht Charakterstärke bewertet, sondern darauf geachtet, wessen Profil am ehesten der Stellenbeschreibung entspricht und zum Unternehmen passt“, sagt der Karriere-Berater Christoph Burger. Diese Erstentscheidungen würden oft sehr schnell und oberflächlich erfolgen. Daher sollte man dem Bewerbungsexperten zufolge besser keine Schwächen zugeben, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.
„Es kommt jedoch darauf an, was Sie als Schwäche sehen“, gibt der Autor des Buches „Traumjob für Dummies“ zu bedenken. Geht es um Lücken im Lebenslauf, raten Bewerbungsexperten häufig dazu, alles was über zwei oder drei Monate hinausgeht, zu erklären.
Das muss nicht unbedingt etwas Negatives sein. Ein längerer Auslandsaufenthalt, eine Weiterbildung oder ein Ehrenamt können das eigene Profil schärfen. „Solche Auszeiten werden durchaus als Zeichen für Charakterstärke gesehen“, sagt Katharina Hain, Recruiting-Expertin beim Personaldienstleister Hays.
Was verschweigt man lieber?
Wie ein Arbeitgeber Auszeiten aufgrund von Krankheit, Depressionen oder Burn-out auf nimmt, kann sehr unterschiedlich sein. Wer mit solchen Lücken im Lebenslauf nicht offensiv umgehen möchte, kann sie in der Bewerbung etwa mit „Sabbatical“ oder „Auszeit aus privaten Gründen“ umschreiben, empfiehlt Katharina Hain.
Letztlich müsse jeder selbst entscheiden, so die Recruitingexpertin. „Ich habe als Personalerin aber da schon alles Mögliche erlebt, von absoluter Diskretion bis hin zu schonungsloser Ehrlichkeit.“ Wichtig ist aus ihrer Sicht ein Vermerk, dass die Arbeitsfähigkeit wieder hergestellt ist. Auch Elternzeiten oder eine überschrittene Regelstudienzeit könne man dem potenziellen Arbeitgeber durchaus als Stärke vermitteln, indem man erläutert, wie man diese Zeit im Hinblick auf den Job sinnvoll verbracht hat, so Christoph Burger.
Sei es, dass man neue Fähigkeiten erworben, sich mit Leidenschaft in sein Fachgebiet vertieft oder sich durch soziales Engagement hervorgetan hat. „Besser ehrlich sein und die Dinge erklären. Denn was wäre die Alternative? Qualifikationen erfinden? Das halte ich für ganz kritisch“, sagt Personal Expertin Hain.
Wie geht man mit fehlenden oder schlechten Zeugnissen um?
Viele Arbeitgeber verlangen, dass Bewerber Arbeitszeugnisse mitsenden. Wer sich aus dem Job heraus bewirbt, hat üblicherweise noch kein Arbeitszeugnis. Hier genügt Christoph Burger zufolge ein Hinweis im Anschreiben, dass das Zeugnis nachgereicht wird.
Bei einem schlechten Arbeitszeugnis ist die Sache schon schwieriger. Katharina Hain empfiehlt, offensiv damit umzugehen: „Natürlich achten wir beim Lesen darauf, wie wohlwollend die Floskeln sind, vor allem gleichen wir auch den Arbeitszeitraum mit dem Lebenslauf ab.“ Letztlich würden Arbeitszeugnisse in der Berufswelt jedoch zunehmend an Bedeutung verlieren.
Wie durchgestylt muss die Bewerbung aussehen?
Viele meinen, ihre Unsicherheiten oder Schwächen durch ein besonders auffälliges Design überspielen zu können. Aber wie wichtig ist die Gestaltung? Für die meisten Branchen genügt eine schlichte Formatierung. „Da viele Firmen ihre Bewerbungen mittlerweile durch Software vorsortieren lassen, ist die Maschinenlesbarkeit beim Layout das Wichtigste“, sagt Katharina Hain.
Wer sich aber zum Beispiel in einer kreativen Branche bewirbt, sei als Grafikerin oder Texter, sollte mehr Wert auf ästhetisch ansprechende Bewerbungsunterlagen legen, denn sie sind gleichsam Arbeitsprobe. Im Wesentlichen muss das Auftreten eines Bewerbers zur Branche, zur Tätigkeit und zum Unternehmen passen, vor allem aber der eigenen Persönlichkeit entsprechen. Wer kein verspielter Typ ist, brauche auch kein verspieltes Layout, so Burger.
Letztendlich zähle ohnehin der Inhalt. „Die Leistungen und Fakten müssen stimmen, in diesem Sinne kann man seine Erfolge nüchtern als Tatsachen auflisten, das wirkt dann weder zu bescheiden noch zu protzig“, sagt der Bewerbungsexperte.
Was, wenn ich keine Zeit mehr für ein Bewerbungsfoto habe?
Bewerbungsfotos sind nicht mehr Pflicht, auch wenn sie in vielen deutschen Firmen traditionell noch Verwendung finden. „Bei internationalen Konzernen würde ich den Bewerbern allerdings empfehlen, das Foto wegzulassen, um deren Einstellungsrichtlinien nicht zu verletzen“, sagt Katharina Hain.
Wer sich entscheidet, ein Foto anzufügen, sollte dies zeitnah von einem professionellen Fotografen in hochauflösender Qualität machen lassen. „Ein schlechtes oder nicht mehr aktuelles Foto schadet der Bewerbung, aber ein gutes Foto kann sie sehr aufwerten“, sagt Karriere-Berater Christoph Burger. dpa
Zum Weiterlesen
Traumjob für Dummies, 2020, von Christoph Burger, Wiley VCH Verlag, 314 S., 16,99 Euro, ISBN: 978-3-527-71649-4