Dolmetscher scheinen wandelnde Wörterbücher zu sein, die virtuos Sachverhalte von einer Sprache in die Zielsprache übersetzen. Mündlich, möglichst originalgetreu und meistens in Echtzeit. Immer noch ein Beruf mit Zukunft!
Dolmetscher glänzen mit ihrem Expertenwissen bei komplizierten Inhalten und Situationen
Das interessante und wichtige Berufsfeld hat seine Berechtigung trotz zunehmender Digitalisierung und der global verbindenden Weltsprache Englisch. Dolmetscher werden da gebraucht, wo komplizierte Inhalte und besondere Situationen Expertenwissen in Sprache, Kultur und fachbezogenen Themen erforderlich machen. In politischen Konferenzen und Tagungen, bei geschäftlichen Verhandlungen wie auch im Gerichtssaal bleibt simultanes oder zeitversetztes Übersetzen, meist von der Muttersprache in eine Fremdsprache und umgekehrt, eine bisher unverzichtbare Kommunikationsbrücke.
Wie sieht so eine Ausbildung aus?
Ein Dolmetscher wird nicht nur in mindestens zwei Fremdsprachen ausgebildet, sondern auch in einem oder mehreren Fachgebieten wie Wirtschaft, Technik, Recht oder Naturwissenschaften. Dazu kommt die Anforderung einer sogenannten interkulturellen Kompetenz. Das heißt, sie müssen gesellschaftliche und politische Verhältnisse wie auch Konventionen, Verhaltensmuster kennen und in der jeweiligen Übersetzung berücksichtigen. Die intensive fachliche und menschliche Vorbereitung auf Themen und Gesprächspartner ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit, den ein Dolmetscher schon leisten muss, bevor er in die Übersetzung geht.
Die Berufsbezeichnung „Dolmetscher“ ist nicht geschützt. Empfehlenswert ist laut Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) eine Ausbildung mit staatlicher Abschlussprüfung oder ein Hochschulabschluss. Für die Aus- beziehungsweise Weiterbildung an Fachakademien und Hochschulen wird in der Regel die Hochschulreife oder die Fachhochschulreife vorausgesetzt.
An Fachakademien wird man in der Regel innerhalb von drei Jahren in mindestens zwei Sprachen theoretisch und praktisch ausgebildet. Zertifizierte Akademien, die einen staatlichen Abschluss anbieten, setzen ebenfalls Abitur oder Fachhochschulreife voraus oder aber eine abgeschlossene Berufsausbildung, etwa als Fremdsprachenkorrespondent. Bei einigen Akademien ist auch ein Bachelor-Abschluss möglich.
Viele professionelle Dolmetscher haben aufgrund der beschriebenen Komplexität des Berufes eine Ausbildung an einer Universität oder Fachhochschule absolviert. Hier gibt es ein breites Spektrum an Fachstudiengängen wie beispielsweise Fachdolmetschen, Konferenzdolmetschen und Gebärdensprachdolmetschen.
Damit können sich auch Quereinsteiger mit herausragenden Fremdsprachen- und Fachkenntnissen in vielen Bundesländern zum „Staatlich geprüften Dolmetscher“ qualifizieren. Generell gilt: „Die Zulassung zur Prüfung erfolgt für alle Sprachen entweder auf der Grundlage einer entsprechenden Ausbildung (z.B. Fachakademie) oder von Nachweisen entsprechender Fremdsprachen- und Fachkenntnisse sowie drei Jahren Berufspraxis.“ arf
Info
— Informationen dazu wie auch die Prüfungsstellen der Bundesländer: bdue.de/der-beruf/wege-zumberuf/staatliche-pruefung
— Weiterführende Informationen zur Dolmetscher-Ausbildung: bdue.de/der-beruf/dolmetscher
— Hochschulen: Uni Heidelberg und Mainz, AKAD (Fernstudium)
— Ausbildung an Fachakademien: Euroakademie, Dolmetscher Schule
Zur Sache
Dolmetscher versus Übersetzer
Ein Übersetzer überträgt schriftlich Texte in eine Zielsprache. Hier geht es weniger um Schnelligkeit und Reaktionsfähigkeit wie beim Dolmetschen, sondern um Genauigkeit. Man kann sich die Zeit für die passende Wortwahl und Tonalität nehmen, um fachlich korrekt und möglichst originalgetreu zu übersetzen. Ein Dolmetscher hat dafür nur wenige Sekunden Zeit. Es braucht intensive Vorbereitung über sehr gute Kenntnisse bestimmter Branchen und Themen, fundiertes Wissen über politische Zusammenhänge, fachliche Terminologie und Gepflogenheiten. Dolmetscher arbeiten bei Dolmetscherdiensten, in Übersetzungsbüros, bei EU-Institutionen, bei Behörden des Landes oder des Bundes, in größeren Betrieben unterschiedlicher Wirtschaftsbereiche und bei internationalen (Hilfs-)Institutionen. arf