Anzeigensonderveröffentlichung
Ausbildung & Beruf - Grünstadt

„Auch manche Akademiker verdienen ihr Geld erst einmal mit Leiharbeit“

Sprungbrett oder Sackgasse: Nicht nur für Geringqualifizierte können sich Zeitarbeit-Jobs lohnen

„Auch manche Akademiker verdienen ihr Geld erst einmal mit Leiharbeit“

Wer bei einer Zeitarbeitsfirma beschäftigt ist, kann über verschiedene Einsätze auch Erfahrung sammeln. FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA

Zeitarbeit hat häufig noch ein negatives Image. In verschiedenen Situationen kann sie aber ein gutes Sprungbrett sein. Vorausgesetzt, die Bedingungen sind fair. Worauf kommt es an?

Sprungbrett oder Sackgasse: Nicht nur für Geringqualifizierte können sich Zeitarbeit-Jobs lohnen

Nicht immer klappt es mit dem Arbeitsstart so reibungslos. Wer keine Ausbildung hat oder lange nicht erwerbstätig war, kann eine Zeitarbeitsfirma nutzen, um im Arbeitsmarkt anzukommen oder eine Branche näher kennenzulernen.

Ob nun Zeitarbeit, Leiharbeit oder Arbeitnehmerüberlassung: Gemeint ist immer das Gleiche. Es geht darum, dass Beschäftigte einen Arbeitsvertrag mit einer Verleihfirma oder Zeitarbeitsfirma abschließen. Diese Firma setzt ihren Leiharbeitnehmer daraufhin befristet bei Kunden ein. Im Schnitt seien Leiharbeiter drei Monate bei einem Kunden im Einsatz, sagt Prof. Elke Jahn vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB). Im gleitenden Jahresdurchschnitt bis Juni 2021 gab es laut Bundesagentur für Arbeit insgesamt 785.000 Leiharbeitnehmer. Der überwiegende Teil gehört zur Gruppe der Geringqualifizierten oder der Langzeitarbeitslosen. Das trifft aber nicht auf alle zu. „Manche sind sehr gut ausgebildet und wollen mit befristeten Einsätzen über eine Zeitarbeitsfirma erst einmal möglichst viele Unternehmen kennenlernen und Berufserfahrungen sammeln“, so Jahn.

Auch manche Akademiker und Akademikerinnen verdienen ihr Geld erst einmal mit Leiharbeit. „Für IT-Spezialisten zum Beispiel ist Zeitarbeit ideal, weil sie bei verschiedenen Unternehmen ihr Wissen erweitern können“, sagt Wolfram Linke vom Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ). Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter haben üblicherweise geregelte Arbeitszeiten. Sie haben einen Arbeitsvertrag mit der jeweiligen Zeitarbeitsfirma und nicht mit dem Unternehmen, bei dem sie gerade im Einsatz sind. Das heißt: „Sie stehen nicht in der Pflicht, Überstunden zu machen oder einzuspringen, wenn jemand in der Firma, in der sie gerade arbeiten, ausfällt“, sagt Jahn.

Es gibt aber auch andere Gründe, warum Zeitarbeit sich lohnen kann: Laut Jahn haben 40 Prozent aller Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. „Für Ausländer, darunter auch geflüchtete Menschen, ist Zeitarbeit häufig eine gute Einstiegsmöglichkeit in den deutschen Arbeitsmarkt“, so Jahn.

Wer sich von einer Zeitarbeitsfirma vermitteln lassen möchte, sollte sich die jeweilige Firma genau ansehen, etwa über deren Website Die Zeitarbeitsfirma sollte idealerweise Mitglied im Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) oder im Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) sein. Mit der Mitgliedschaft verpflichtet sich eine Firma, Standards einzuhalten. Fühlt man sich von einer Zeitarbeitsfirma unfair behandelt, kann man sich an den Verbandwenden und beschweren.

Grundsätzlich ist die Bundesagentur für Arbeit für die Überwachung von Verleihunternehmen verantwortlich, erklärt der Deutsche Gewerkschaftsbund. Sie überwache auch die Einhaltung der Lohnuntergrenze. Seit April 2022 muss das Mindeststundengehalt für Leiharbeitnehmer 10,88 Euro betragen. Leiharbeiter verdienen laut Statistik aber weniger als festangestellte Mitarbeiter einer Firma mit gleicher Qualifikation und Position. Die Differenz geht an die Zeitarbeitsfirma. „Um das Jahr 2000 lag das Lohndifferenzial bei 25 bis 30 Prozent, inzwischen ist es auf zwischen 13 und 18 Prozent gesunken“, sagt Jahn. Dabei müsse klar sein: „Natürlich will die Zeitarbeitsfirma eine Vermittlungsgebühr.“ Dafür biete sie aber auch einen Service für Arbeitssuchende, nehme ihnen etwa die Suche nach einempassenden Job ab. dpa

INFO

— Zeitarbeit NRW: Tipps für Beschäftigte: zeitarbeit.nrw.de/tipps-fuer-beschaeftigte
— Agentur für Arbeit: Merkblatt Leiharbeit: arbeitsagentur.de/datei/merkblatt-leiharbeit 
— DGB Ratgeber Leiharbeit: dgb.de/schwerpunkt/ratgeber-ungesicherte-beschaeftigung/leiharbeit