Wer modisch etwas auf sich hält, trägt im Herbst und Winter nicht irgendeinen Stiefel. Im Trend sind lange Modelle,die aber nicht zu lang sein sollten. Und ein wenig Cowboy-Feeling ist auch erwünscht.
Der klare Favorit unter den Schuhen ist in der Saison 2019/2020 der Langschaftstiefel, berichtet Claudia Schulz vom Deutschen Schuh-Institut. „Diese Stiefelformpasst perfekt zu den neuen Midilängen, die man jetzt bei Röcken und Kleidern sieht.“ Der Langschaftstiefel ist der Klassiker unter den Stiefelformen. Er reicht bis über die Waden, aber nicht über das Knie hinaus. „Im Gegensatz zu den früheren Modellen, die einen recht harten Schaft hatten – man denke nur an die Reiterstiefel –, sind die aktuellen Langschäfter lose geschnitten“, erklärt Schulz die aktuelle Trendentwicklung. „Einige Modelle aus Veloursleder rutschen dann ganz von selbst ein wenig herunter. Genau dieser Look ist jetzt auch gewünscht.“ Diese Modelle finden sich im Handel häufig mit der Bezeichnung „slouch“ oder „slouchy“.
Daneben sind Cowboystiefel im Trend. „Besonders Stiefeletten sieht man viel in diesem Look“, berichtet Simone Reiner von der Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“. Aber Schulz hat auch viele längere Westernstiefel in den Kollektionen gesehen: „Auffallend bei den neuen Cowboy-Varianten ist vor allem, dass sie in dieser Saison mit Intarsien oder Lederoptiken besonders auffällig gestylt wurden.“
Auch bei manch anderen Schuhformen findet sich aktuell ein Absatz, der den Schuh zum Hingucker werden lässt. Trendexpertin Reiner berichtet, dass sogenannte Kitten Heels wieder vermehrt im Handel zu finden sind – also die kleinen Schwestern der High Heels. „Auch Trichterabsätze sind wieder im Kommen. Hier muss man aber genau hinschauen: Nicht auf allen Schuhen mit dieser Absatzformlässt sich gut laufen.“
Ungewöhnlich ist auch manche Spitze: Vermehrt finden sich Modelle mit dem sogenannten Square Toe – einen quadratischen Abschluss vorne. „Square-Toe-Schuhe haben zudem oftmals Kitten Heels“, erklärt Alexander Radermacher, Fashion Director der Schuhmesse Gallery in Düsseldorf.
Für die Tage mit schlechter Witterung setzt die Schuhbranche auf Plateausohle. „Das ist nicht nur modisch, sondern sorgt auch für warme Füße“, sagt Radermacher. „Kombiniert werden die Sohlen mit einem Blockabsatz.“ Vorbild dieser Winterschuhe sind die sogenannten Chunky Sneaker mit dicken Sohlen, die im Sommer bei Modefans ein Muss waren.
Andere, sportlichere Winterschuhe haben hingegen Ähnlichkeiten mit Wanderschuhen. Eine Profilsohle sorge daran für Halt bei Matschwetter und Schnee, sagt Radermacher.
Die Farbpalette ist breit. So sind zum einen die Töne, die sich an den Farben der Natur orientieren, in Mode, sagt der Schuh-Experte. Zum anderen finden sich in den Regalen viele Modelle in kräftigen Signaltönen. „Hier reicht die Skala von Fuchsia über Knallrot bis hin zu auffallenden Grüntönen wie Smaragd.“ dpa
Sportliche Elemente treffen Geschäftsmode
Männerkleidung verlässt zunehmend den Schatten der gedeckten Farben
Die Männermode wird vielfältiger und auch kreativer. Das stellen die Modeexperten fest.
„Das sieht man vor alle man den Farben“, findet Sebastian Wolf vom Fachmagazin „Textilwirtschaft“. „Vor allem in der Sportswear sind Farben so wichtig wie nie zuvor.“ Da immer mehr Elemente aus der Sportmode in die Alltagsmode übergehen, wird diese farbiger. Auch bei den Materialien tut sich etwas. „In diesem Herbst liegen vor allem glänzende Materialien im Trend“, berichtet Patrick Pendiuk, Leiter des Online-Ressorts Mode des Männermagazins GQ. Sie können leicht schimmern oder sogar stark glänzen. Und auch Leder wird ein Comeback feiern, erwartet der Modeexperte. Die Lederjacken zieren häufig Elemente aus Lammfell oder Teddy-Fell, etwa am Kragen.
Bei den Schnitten geht es weiter in eine Richtung, die sich seit einiger Zeit andeutet: Die Hosen werden wieder weiter, vermehrt mit Bundfalten versehen. „Die Sakkos sind vielfach zweireihig geschlossen und betonen dadurch die Taille“, erklärt Pendiuk.
Der Mantel soll den Experten zufolge das Must-have für den Modefan in dieser Saison sein. „Daunenmäntel sind ausgesprochen gefragt und werden jetzt in großzügigen Schnitten, aber leicht tailliert angeboten“, berichtet Pendiuk. Auch die schickeren Mäntel aus Wollstoffen bleiben in Mode.
Die Renaissance des Daunenmantels ist eine der Auswirkungen der voranschreitenden Verschmelzung von sportlichen Elementen mit der Geschäftsmode. Dieser Trend ist geprägt von der Kombination aus bequemen und edlen Hosen, zu denen Strickpullover oder Sweater kombiniert werden“, erläutert Gerd Müller-Thomkins vom Deutschen Mode-Institut. Dazu trägt der Mann Sneaker, klassische Chelsea-Boots und große Taschen.
Aber es gibt auch weiterhin noch reine Freizeitmode. Im Herbst und Winter 2019/20 lautet ihr Motto: Urban Hiking, was so viel heißt wie urbanes Wandern. „Dieser Trend lebt von spannenden Kombinationen wie etwa einer Flanellhose zu einem Strickpullover und einer Outdoorjacke“, erklärt Mode-Experte Wolf. Alternativ dazu wird die Jeans getragen. Diese wird wie schon zuletzt häufig im zerschlissenen Stil im Handel zu finden sein.
Und für alle, die es ausgefallener mögen: Eine weitere trendige Stilrichtung stellt Multifunktionsjacken und den Parka in den Mittelpunkt. Sie werden ergänzt um Hosen mit reflektierenden Details.
Dazu braucht es einen überlangen Schal. Er kann laut Experte Pendiuk sogar bis zum Boden reichen. dpa