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75 Jahre Lokalredaktion - Kusel

Stolz auf die Kuseline

Stolz auf die Kuseline

Der stellvertretende RHEINPFALZ-Chefredakteur Uwe Renners 2018 bei der Herbstmesse mit der Kuseline Clara de Oliveira Seyler. ARCHIVFOTO: MARKUS HOFFMANN

Schmuggler treiben ihr Unwesen, es fehlen Zugtiere für die Landwirtschaft und die zerbombte Zweikirche zwischen Rutsweiler und Wolfstein soll wieder aufgebaut werden. Das stand in der ersten Westricher Rundschau. „Mitarbeiter, Leser, Dienststellen und Behörden“ wurden gebeten, ihre Artikel im Zimmer 4 des Landratsamtes abzugeben, dem damaligen Sitz der Redaktion.75 Jahre später ist die Redaktion in dem von den Stadtwerken stilvoll renovierten ehemaligen Hotel Pfälzer Hof in der Bahnhofstraße untergebracht. Vier Redakteure und nahezu 50 freie Mitarbeiter machen von hier aus nicht nur die Zeitung, die in 98 Ortsgemeinden verteilt wird. Sie bestücken auch die lokale Internetseite und den Facebook-Auftritt. Damit erreichen wir deutlich mehr Menschen als nur mit den täglich gedruckten über 10.000 Exemplare.

Ohne die Westrichter Rundschau gebe es keine Kuseline. Stadt und Landkreis Kusel hätten wohl keine Repräsentantin. Eine Lokalzeitung sollte hinter ihrer Region stehen.

Nicht nur das Internet generell, sondern auch seine ständige Verfügbarkeit haben unsere Arbeit grundlegend verändert. 2007 stellte der damalige Apple-Chef Steve Jobs das erste iPhone vor. Das Smartphone ist mittlerweile für fast jeden zum Nachrichtenübermittler und Fotoapparat geworden. Arbeitete die Redaktion früher auf einen Redaktionsschluss hin, zu dem die Druckmaschinen angeworfen wurden, so geht es heute darum, den Leser Tag und Nacht so schnell wie möglich zu informieren. Der schwere Unfall auf der Autobahn, der Streik der Fahrer der Schulbusse oder die Neuwahl des Landrates sind nur drei Beispiele von aktuellen Geschehnissen, auf die der Leser nicht bis zum nächsten Tag warten muss. Im Falle des Unfalls kann er sogar kurzfristig noch seine Fahrtstrecke abändern.

Und wer neugierig ist, wissen will, was am nächsten Tag in der Zeitung steht, der kann sich bereits gegen 20 Uhr die Vorabendausgabe auf das Handy oder das Tablet herunterladen. Die RHEINPFALZ kostet im Einzelverkauf 2,40 Euro. Das ist in der Regel nicht mehr als ein Cappuccino im Café um die Ecke.

Täglich treten wir an mit dem Anspruch zu informieren, zu unterhalten und auch den vielzitierten Nutzwert zu bieten. Journalismus zu machen in einem Flächenlandkreis über 573 Quadratkilometern, auf denen 70.000 Menschen leben, ist eine herausfordernde und spannende Aufgabe.

Wir sind Dienstleister, wollen informieren, erklären und auch bewerten oder aufdecken. Natürlich ecken wir auch mal an und sind unbequem. Aber so verstehen wir diese Rolle in einer Zeit, in der die Pressefreiheit selbst in manchen parlamentarischen Demokratien keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Wir identifizieren uns mit der Region. Das Musikantenland hat tolle landschaftliche Reize und wird aufgrund der Mietpreisentwicklung in den Ballungsräumen auch als Wohnort wieder deutlich attraktiver. Die Pandemie hat das Homeoffice hoffähig gemacht. Davon profitiert ohne Zweifel der Landkreis Kusel. Die über 20.000 Auspendler, die täglich zur Arbeit nach Kaiserslautern oder Homburg oder noch viel weiter fahren, werden von uns auch über diese Regionen auf dem Laufenden gehalten.

Und natürlich ist die Redaktion stolz darauf, seit inzwischen 45 Jahren alljährlich die Kuseline zu küren. Sie ist die Repräsentantin für Stadt und Landkreis Kusel, die stets beim größten Volksfest ins Amt geküsst wird, bei der Kuseler Herbstmesse. Feiern gehört im Westrich einfach dazu.

Anfang Juli feiern wir auf der Burg Lichtenberg 45 Jahre Kuseline. Am 2. September wird dann Clara de Oliveira Seyler endlich eine Nachfolgerin bekommen. Wegen Corona war die Studentin aus Langenbach drei Jahre im Amt und ist damit die ungekrönte Rekord-Kuseline. WOLFGANG KREILINGER