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Der Wissenschaftsstandort Landau kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken: von der Pädagogischen zur Erziehungswissenschaftlichen Hochschule und schließlich zur Doppeluniversität Koblenz-Landau. Mit der geplanten Fusion mit der Technischen Universität (TU) Kaiserlautern steht dem Standort Landau eine weitere große Veränderung bevor. OB Thomas Hirsch und Uni-Vizepräsidentin Prof. Dr. Gabriele E. Schaumann über die Zukunft des Universitätsstandorts Landau.
2020, ein außergewöhnliches Jahr in jeder Hinsicht. Aber auch ein besonderes für die Stadt Landau und ihre Universität. Die Südpfalzmetropole kann auf 30 Jahre als Universitätsstadt zurückblicken. Herr Hirsch, können Sie sich noch an die Anfänge zurückerinnern?
OB Hirsch: 30 Jahre Universitätsstadt ist ein ganz besonderer Meilenstein der Stadtgeschichte, der das Gesicht Landaus nachhaltig geprägt hat. Seit die Universität im Jahr 1990 aus der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule hervorging, hat sich vieles verändert. Es war eine wichtige Entscheidung, die die Wettbewerbsposition unserer Stadt gestärkt und die Voraussetzungen für eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Profilierung in der deutschen und europäischen Wissenschaftslandschaft geschaffen hat.
Die Neuausrichtung des Wissenschaftsstandorts Landau war zum damaligen Zeitpunkt natürlich ein ganz wichtiger Faktor, der vieles verändert hat. Aber auch heute, nach 30 Jahren, steht die Stadt gemeinsam mit ihrer Universität und der geplanten Fusion mit der TU Kaiserlautern wieder vor einem großen Umbruch. Chance oder Risiko?
OB Hirsch: Die Universität in Landau hat sich in den vergangenen Jahren hervorragend entwickelt. Allein die Studierendenzahlen sprechen für sich: In Landau studieren und leben mittlerweile rund 9.000 Studierende, die das gesellschaftliche Leben in unserer Stadt ganz entscheidend bereichern und mitgestalten. Aber: Die Universität ist nicht nur für Landau, sondern für die gesamte Region als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort, als Standortfaktor für die Kommunen, als Impulsgeber für die Gesellschaft und als Element in der Regionalpolitik von zentraler Bedeutung. Diese Strahlkraft der Universität in die Region darf durch die Fusion nicht gefährdet werden – das ist uns ganz besonders wichtig.
Prof. Schaumann, wie blicken Sie als Vizepräsidentin der Universität aktuell auf den laufenden Fusionsprozess? Kann unsere Universität in eine gute Zukunft blicken?
Prof. Schaumann: Auf mittlere und längere Sicht bin ich sehr optimistisch. Dies liegt vor allem an den Menschen, die am Campus Landau studieren und arbeiten. Die hohe Motivation und der enge und vertrauensvolle Austausch untereinander sind dabei unsere wichtigsten Ressourcen. Nur damit konnte der Campus Landau seine heutige international ausgewiesene Expertise und starke Lehrkräftebildung trotz knapper Ausstattung so gut entwickeln. Nachdem nun auch die Landesregierung eine angemessenere Finanzierung des Prozesses zugesagt hat, können wir die Potenziale, die mit dieser Fusion verbunden sind, gemeinsam mit unseren neuen Partnern in Kaiserslautern weiterentwickeln und ausbauen.
Sie haben die Finanzierung des Fusionsprozesses angesprochen. Wie wichtig ist die finanzielle Ausstattung für eine gelungene Zusammenführung der beiden Universitäten?
Prof. Schaumann: Ein solcher Fusionsprozess bei gleichzeitiger Entflechtung von unserem aktuellen Partner Koblenz ist bundesweit ohne Beispiel. Mit diesem hochkomplexen Prozess sind nicht nur zusätzliche Zeit- und Ressourcenaufwände verbunden, sondern auch eine grundlegende Neuausrichtung zentraler Verwaltungsvorgänge, für die es personelle Verstärkung braucht. Denn wir wollen unsere Stärke in Forschung und Lehre nicht nur erhalten, sondern weiterentwickeln – für Landau und für die neue gemeinsame TU. Zudem wollen wir auch in der Übergangszeit eine attraktive Universität für Studierende und Lehrende sein.
Herr Hirsch, die anstehenden Veränderungen haben ja nicht nur Einfluss auf die Entwicklung der Universität, sondern auch auf die Stadtentwicklung. Wie wichtig ist da ein konkreter (Zeit-) Plan?
OB Hirsch: Für uns ist der Zeitplan der Neustrukturierung ein ganz besonders wichtiger Faktor. Ob ÖPNV, Breitbandinfrastruktur, unser Flächenmanagement für universitäre Bauvorhaben, Kita-Plätze oder gar Freizeitangebote: In vielen Bereichen brauchen wir als Stadt verlässliche (Zeit-)Angaben zu den Planungen der Universität. Nur so können wir die Leistungs- und Handlungsfähigkeit des Studienorts sowie der Stadt und der Region dauerhaft sichern. Uns ist es wichtig, unserer Universität auch weiterhin Entwicklungsmöglichkeiten bieten zu können und ganz besonders auch den (innerstädtischen) Raum, den sie benötigt. Dazu brauchen wir aber natürlich auch ein Stück weit Planungssicherheit.
Prof. Schaumann, die Stadt bezieht die Universität ganz aktiv in ihre (Zukunfts-)Planungen ein. Was wünschen Sie sich von der Stadt für die zukünftige Entwicklung der Universität?
Prof. Schaumann: Zunächst einmal sind wir sehr dankbar für die sehr gute Kooperation – sowohl mit dem Oberbürgermeister als auch mit vielen weiteren Verantwortungsträgerinnen und -trägern in unserer Stadt. Wir schätzen diese vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit sehr und wollen diese gerne noch weiter vertiefen. Die Stadt prägt unsere Universität auf sehr attraktive Weise, umgekehrt prägt das universitäre Leben den Charakter und das Flair Landaus. Trotz ihrer bislang noch eher kurzen Geschichte ist die Bezeichnung „Universitätsstadt Landau“ ja schon lange ein mit Leben gefülltes Programm.
Zum Abschluss ein Blick in die fernere Zukunft: Wo sehen Sie beide den Unistandort Landau in weiteren 30 Jahren?
OB Hirsch: Ich bin zuversichtlich, dass unsere Universität gestärkt aus dem Fusionsprozess hervorgehen und gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern der TU Kaiserslautern das Profil einer neuen, modernen Technischen Universität mit Strahlkraft weit über die Grenzen der Region hinaus prägen wird. Wie bereits in den vergangenen Jahren werden Stadt und Uni weiter zusammenwachsen und mit gemeinsamen Projekten den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Landau und das gesellschaftliche Leben in unserer Stadt bereichern.
Prof. Schaumann: Die TU für Rheinland-Pfalz hat zwei starke Standorte, die sich so ergänzen, dass sie sich gemeinsam den technisch-gesellschaftlichen Herausforderungen und dem internationalen Wettbewerb immer wieder neu stellen können. Die Region, die Stadt Landau und die Universität prägen sich gegenseitig – so meine Vision – in gemeinsam gestalteten wissenschaftlich- kulturellen Stätten, in der sich das universitäre Leben, die Forschung, die Entwicklung junger und die Bildung erwachsener Menschen miteinander verschränken. Die jetzt schon so lebenswerte und attraktive Stadt Landau hat dadurch eine weitere besondere Note entwickelt, die exzellente Forschende und Studierende von überall herlockt und zum Bleiben, Hier-Leben und Mitgestalten einlädt.