Eigentlich war der „Tummelplatz der Bildung“, um im Bild des ehemaligen Oberbürgermeisters Walter Morio zu bleiben, bereits vor fast 500 Jahren ein Universitätsstandort. Im 16. Jahrhundert war die Stadt für kurze Zeit Sitz einer Heidelberger Burse, die sich 1528 vor der Pest nach Landau flüchtete und hier unter „Beachtung der städtischen Gesetze und Anordnungen“ lehren durfte. Die Anwesenheit von Hochschullehrern und Studierenden hatte schon damals positive Auswirkungen: Der Rat der Stadt stiftete nicht nur ein Stipendium für einen Landauer Studenten an der Heidelberger Universität, auch der Lehrer der städtischen Lateinschule erhielt nun ein höheres Gehalt. Dennoch, über Jahrhunderte war und blieb Landau eine Festungs- und Garnisonsstadt mit begrenzten Möglichkeiten für eine Bildungsoffensive. Zwar bemühte sich die Stadt am Ende des 19. Jahrhunderts um eine Angliederung eines Lehrerinnenseminars an ihrer Städtischen Höheren Töchterschule, dem heutigen Max-Slevogt-Gymnasium. Doch erst ein halbes Jahrhundert später wurde 1949 die frühere Pädagogische Akademie Kirchheimbolanden nach Landau in die ehemalige Harrsche Handelsschule am Nordring verlegt. 1960 wurde aus dieser Akademie die Pädagogische Hochschule. Schon damals litt die Hochschule unter einem bedrückenden Raummangel. 1968 konnte dann im Fort ein neuer, moderner Hochschulkomplex bezogen werden. Ein Jahr später wurden die Pädagogischen Hochschulen in Rheinland-Pfalz aufgelöst und die Erziehungswissenschaftliche Hochschule Rheinland-Pfalz (EWH) mit Abteilungen in Landau, Koblenz, Worms und Mainz errichtet.
Bis 1990 war die EWH ein sich selbst verwaltendes Kompetenzzentrum der Bildungswissenschaften mit uneingeschränktem Promotions- und Habilitationsrecht im Universitätsrang. Als im Oktober 1990 aus den ehemaligen Erziehungswissenschaftlichen Hochschulen Landau und Koblenz die Doppeluniversität Koblenz-Landau hervorging, war dies auch mit der Hoffnung verbunden, durch verstärkte universitäre Strukturen nicht nur praxisorientierte Fragestellungen, sondern auch die theoretische Lehre und fächerspezifische Grundlagenforschungen zu stärken. Auch wenn der Fokus nach wie vor auf der Ausbildung des pädagogischen Fachpersonals an Schulen im Fokus stand, wurde das Fächerangebot am Campus Landau grundlegend erweitert: Gleichzeitig setzte man zunehmend auf eine stärkere Eigenprofilierung der beiden Standorte und fusionierte kleinere Institute zu größeren wissenschaftlichen Einheiten.
Vor allem die Studierendenzahlen wuchsen, innerhalb von 30 Jahren haben sich die Studierendenzahlen mehr als vervierfacht. Wie in jeder Universitätsstadt führte dies auch in Landau zu Wohnraummangel und fehlenden Raumkapazitäten am Campus im Fort. Vor allem durch die Konversion boten sich nun neue Entwicklungschancen für die Universität und ihre Studierenden, die nun an verschiedenen Standorten, wie zum Beispiel in der Roten Kaserne, im Frank-Loebschen-Haus oder in der Bürgerstraße neue Räumlichkeiten beziehen konnten. Verglichen mit der ältesten deutschen Universität, der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, steckt die Universität Landau noch in ihren Kinderschuhen. Sie hat jedoch stets ihre große Wandlungsfähigkeit bewiesen. „Der Tummelplatz der Bildung“ wird sich weiterentwickeln und noch stärker in die Stadt und ihre Bürgerschaft hineinwachsen.
Christine Kohl-Langer,, Archiv und Museum der Stadt Landau