Moore gehören zu den gefährdetsten Ökosystemen der Welt. Deswegen kämpft die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) gemeinsam mit dem Forstamt Kaiserslautern für den Erhalt der Westricher Moorniederung, die sich auf 6200 Hektar zwischen Kaiserslautern und Waldmohr erstreckt. „Es ist die größte Moorregion des Landes“, informiert Leonie Hebermehl, vom Moorschutzprogramm des Landes, das die SNU umsetzt. Die verdiene Aufmerksamkeit, weil sich dort ein teils unsichtbarer Schatz verberge. Allerdings müsse man in den Boden hineinschauen, um zu erkennen, was uns Wertvolles verlorengegangen ist.
Ziel des Projekts sei es in erster Linie gewesen, ein Teil dieses Moores wieder nass zu machen, erzählt Hebermehl, die gemeinsam mit Johannes Fröhlich das Projekt mit Pilotcharakter betreut. „Um den Torf zu erhalten, haben wir aber keine aktive Bewässerung vorgenommen“, erklärt die Projektleiterin. Die Natur heile sich bestens von alleine. Wichtig sei, dass sich der Torf wieder vollsaugen könne wie ein Küchenschwamm.
Wasserstand soll steigen
Damit der Wasserstand wieder steigt, seien Entwässerungsgräben an strategisch ausgewählten Punkten mit Lehm und Torf verfüllt worden, berichtet die Expertin. Dies sei nur mit Hilfe eines Moorbaggers möglich gewesen. Sein Bodendruck sei in etwa so groß wie wenn ein Mensch über das Moor laufen würde. Das Gewicht verteile sich über sehr breite Ketten, erklärt sie. Ein anderes Gerät würde das Gebiet kolossal schädigen und sowieso versinken.
Zusätzlich seien 50 Hektar der Moorniederung einer eigendynamischen Entwicklung übergeben worden. Forstwirtschaft sei hier nicht mehr möglich und auch vom Forstamt nicht erwünscht, betont sie. Immerhin zählen Moore zu den größten Kohlenstoffdioxidspeichern und würden auch bei Starkregen eine große Rolle spielen, damit Wasser zurückgehalten werden könne. In Trockenphasen hingegen wirke das Moor als Wasserspeicher, der das Wasser langsam in die Umgebung abgibt. Dabei kühlt es sein Umfeld zusätzlich ab, wie eine natürliche Klimaanlage.
Schon vor Projektbeginn hatte das Forstamt einige Staue errichtet, um die Landschaft in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, weiß Hebermehl von Sandra Hartmann vom Forstamt Kaiserslautern. Diese wurden ertüchtigt und durch dutzende neue Grabenverschlüsse ergänzt. Durch das vom Land finanzierte Moorschutzprogramm konnte die Vernässungsfläche um rund zehn Hektar erweitert werden, freut sich die Projektleiterin. Rund 63.000 Euro sind dafür bereits in das Projekt geflossen.
Teils meterhohe Torfschichten

Was Hebermehl besonders freut: Bereits kurz nach Abschluss der Arbeiten sei der Wasserstand auf ein moorverträgliches Niveau zurückgekehrt. Der Zerfall des Torfes sei somit auf dieser Fläche gestoppt, so dass sich die Prozesse des Moores wieder frei entfalten könnten. Der Erfolg der Maßnahme sei bereits sichtbar, informiert die Expertin. Auf besonders nassen Standorten sei zu beobachten, dass Bäume und Gehölze einer typischen Moorvegetation weichen und Pflanzen wie Wollgräser, Sonnentau und Torfmoose zurückkehren würden. „Wo diese sich ausbreiten, kann der Prozess der Torfbildung aufs Neue beginnen“, weiß Hebermehl. Auf die Pflanzen würden Vögel, Tagfalter, Amphibien und Libellen der Moore folgen, die der Moorniederung ein Stück ihres ursprünglichen Charakters einschließlich ihrer speziellen Biodiversität zurückgegeben würden.
Schon vor Jahrtausenden sind diese Feuchtgebiete an Orten entstanden, wo Wasser im Überschuss vorhanden ist. „Wenn abgestorbene Pflanzenteile aufgrund von Sauerstoffmangel nicht mehr vollständig verrotten können, entsteht Torf, der sehr langsam Schicht für Schicht in die Höhe wächst. Dieser Prozess kann über Jahrtausende gehen, so wie in der Westricher Moorniederung. „So entstehen teils meterhohe Torfschichten“, erklärt die Projektleiterin. Und die seien ideale Kohlenstoffspeicher und Grundlage für einzigartige Ökosysteme.
Bedauerlicherweise seien viele Moore in der Vergangenheit trockengelegt worden, um diese land- und forstwirtschaftlich zu nutzen. In einigen Gebieten - auch im Projektgebiet am Geisweiher – ging es bei der Entwässerung auch um den Torfabbau, weiß sie. Der wurde mit speziellen Spaten von Hand gestochen. Die dabei herausgetrennten Torfziegel wurden getrocknet und waren ein begehrtes Brennmaterial. In der Moorniederung finde zum Glück schon lange kein Torfabbau mehr statt, kommentiert Habermehl. In anderen Mooren Deutschlands und Europas schreite dieser allerdings weiter voran.
Torf oft in Blumenerde
Auch herkömmliche Blumenerde bestehe zu großen Teilen aus Torf, informiert Hebermehl. Dafür würden wertvolle Moore zerstört werden, betont sie. Dabei gelinge das Gärtnern auch mit torffreier Erde.
Das Projekt am Geisweiher ist mittlerweile abgeschlossen. „Wir sind aber im Dialog mit dem Forst, weil wir gerne mit weiteren Maßnahmen anknüpfen würden“, verrät Hebermehl. Da gebe es noch viel Potenzial, das man ausschöpfen könnte. Was weiterhin läuft, sei ein Monitoring, um die Wasserstände zu kontrollieren, informiert Hebermehl.
Und auch die Botanik sei unter Beobachtung, um zu schauen, wie sich das Artenspektrum in den kommenden sieben Jahren entwickeln wird. ckkm