Der Palliative-Care-Day findet seit 2005 stets am zweiten Samstag im Oktober statt. Der von der Weltgesundheitsorganisation WHO unterstützte internationale Gedenktag soll das Tabuthema Tod ins Gedächtnis rufen und den Dienst am Schwerstkranken und Sterbenden würdigen sowie in Erinnerung rufen. Der Deutsche Hospiz- und Palliativverband (DHPV) macht deutlich: „Seit ihren Anfängen in den 1980er-Jahren steht die Hospizbewegung für Solidarität und Vielfalt.“ Zehntausende ehren- und hauptamtlich Tätige betreuten und begleiteten Menschen am Lebensende unabhängig von Nationalität, Religion, Einkommen oder sexueller Orientierung. Der Tod frage nicht nach der Herkunft, Sterben sei keine Glaubenssache. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen mit steigendem Antisemitismus und Rassismus betont der Verband: „Alle in der Palliativ-Versorgung Beschäftigten stehen für eine offene, demokratische, pluralistische und solidarische Gesellschaft.“
Um Flagge zu zeigen, wird das lokale Palliativteam Invia am Samstag, 12. Oktober, ab 9.30 Uhr mit einem Stand in der Fußgängerzone (im Bereich der Drehscheibe) vertreten sein. „Wir laden ein, bei Äpfeln und selbstgebackenen Plätzchen mit uns über unsere Arbeit zu sprechen“, sagt Geschäftsführerin Jeannette Paulick. Mit dabei sind ehrenamtliche Kollegen vom Ambulanten Hospizdienst der AWO Pfalz.
Die Invia GmbH hat sich im Januar 2022 in Kirchheim gegründet. Zunächst waren es sechs Leute, inzwischen sind es zehn: Gesundheits- und Kranken sowie Altenpflegerinnen mit Zusatzausbildung zu Palliative-Care-Fachkräften sowie Internisten, die auch Palliativmediziner sind. Das Team, seit Februar 2024 in Grünstadt, Kirchheimer Straße, ansässig, will mit Spezialisierter Ambulanter Palliativ-Versorgung (SAPV) die Selbstbestimmung und Lebensqualität von Todgeweihten weitestgehend erhalten und ein würdiges Abschiednehmen ermöglichen.
Dazu besuchen sie ihre Patienten regelmäßig daheim, wobei sie ein riesiges Gebiet abdecken: Grünstadt, Bad Dürkheim, Frankenthal und Bobenheim-Roxheim sowie die Verbandsgemeinden Leiningerland, Freinsheim, Lambsheim-Heẞheim und Enkenbach-Alsenborn. Ein Rund-um-die-Uhr-Bereitschaftsdienst ist eingerichtet. Zum einen nehmen sie sich Zeit für ausführliche Gespräche, vor allem mit dem Ziel, Ängste zu nehmen. Allgemein geht es um psychosoziale Unterstützung und um Beratung, etwa hinsichtlich einer weiteren Behandlung in einer Klinik. Zum anderen wird medizinische Hilfe geleistet. Es werden Untersuchungen (Ultraschall, Bluttests) und Punktierungen vorgenommen, Medikamente gegen Atemnot, Schmerzen, Übelkeit und anderen Beschwerden verabreicht. Dabei agieren die Begleiter in einem Netzwerk mit Hausärzten, Pflegediensten und Hospizen. Anspruch auf eine SAPV haben nach einer ärztlichen Verordnung alle Erwachsenen mit begrenzter Lebenserwartung.
Für jeden Verstorbenen, mit dem man meist eine sehr intensive Zeit verbracht hat, wird bei Invia ein Stein mit seinen Initialen bemalt und in ein Glas gelegt. Die am Rheinufer gesammelten Kiesel werden einmal jährlich nach einer Gedenkfeier dem Fluss zurückgegeben. abf