Schön, wieder gebraucht zu werden.“ Bernhard Vanecek hat selbst staunen müssen: „Der Schornstein raucht wieder. Wir’s wussten, dass wir es noch können. Aber diese Begeisterung ...“ Die Lange Nacht der Kultur in Kaiserslautern war für die Neuen Wandermusikanten eine Art Schlüsselerlebnis: Weil sie erleben durften, dass ihre Musik nicht nur ihnen selbst, sondern auch den Zuhörern noch riesigen Spaß bereitet.Einst hat es begabte Musiker in alle Welt hinaus getrieben. Weil karge Böden in der Westpfalz wenig hergaben und Armut den Alltag prägte, suchten und fanden sie eine lohnende Beschäftigung: Allein mit Musizieren in der Neuen Welt, auch in Australien, sogar in China gab es damals gutes Geld zu verdienen.
Vaneceks Wandermusikanten wieder da – ZRW fördert Neustart
Sommers gingen die Musikanten auf große Tournee, winters saßen sie wieder daheim bei ihren Lieben, halfen dort nach Kräften oder schrieben Noten – transkribierten, komponierten, arrangierten. Mehr als hundert Jahre liegen die Anfänge zurück, erst mit dem Zweiten Weltkrieg kam die Tingelei in Übersee zum Erliegen.
Im Kreis Kusel lag eine Keimzelle, Dörfer wie Jettenbach und Eßweiler, knapp jenseits der Kreisgrenze Mackenbach, das waren Hochburgen. Nicht von ungefähr ist bis heute vom „Musikanteland“ die Rede. Der Kreis Kusel hat sogar einen Musikantenland-Preis ausgeschrieben, wählt regelmäßig einen Preisträger.
In die Galerie honoriger Musikgrößen haben sich früh die Brüder Vanecek einreihen dürfen – erst Roland, dann Bernhard. Früh in Roland Vaneceks Amtszeit landeten die beiden einen ganz besonderen Coup: Sie gründeten die Neuen Wandermusikanten. Idee: In und rund um Musikantenland und Pfälzerwald sollte fortan wieder eine „Partie“ marschieren, hier und dort Station machen und die Tradition des freien Musizierens auf Wanderschaft mit neuem Leben füllen.
Das schlug ein. Doch hat die Pandemie auch den Enthusiasmus von Vaneceks Wandermusikanten hart ausgebremst. Vor allem Kulturschaffende hat es bekanntlich arg gebeutelt.
Dass die Wandermusikanten wieder auf die Beine gekommen sind, daran hatte der Verein Zukunftsregion Westpfalz größten Anteil. „Der ZRW hat der Band die Wiedergeburt ermöglicht“, formuliert es Bernhard Vanecek.
„Wir feiern zurzeit eine regelrechte Renaissance“, resümiert der renommierte Profimusiker, der übrigens aus Schneckenhausen im Landkreis Kaiserslautern stammt. Drei gut dotierte Auftritte hat der ZRW auf den Weg gebracht. Schon das Stelldichein im Biergarten der Turn- und Sportgemeinde (TSG) Kaiserslautern sei ein immenser Erfolg gewesen.
„Bei der Langen Nacht der Kultur waren wir auf dem Schillerplatz. Gut 150 Leute haben zugehört. Dann ist uns eine Karawane gefolgt“, blickt Vanecek noch immer ein wenig verwundert zurück. „Auf dem Stiftsplatz waren’s 300 Zuhörer.“
Die Wandermusikanten – von der Besetzung her eine New Orleans Brass Band – sind zu einer Marke geworden. Weil ihre Musik und ihre Show Spaß machen, auch weil sie so vielseitig sind, in keinem Stil erstarren. Zwar sind sie vom Esprit ihrer „Vorgänger“ beflügelt. Musikalisch aber bieten sie viel mehr. cha