Aufgaben und Rollen ändern sich, wenn etwa der Lebenspartner an Demenz erkrankt. Alltagspraktische Herausforderungen rücken in den Vordergrund: Pflege und Betreuung, die Organisation des Haushalts, das Begleiten zu Arztterminen, die sichere Anpassung der Wohnung. Dazu kommt Angst vor den Anforderungen, Trauer oder Wut über den Verlust der gewohnten Beziehung. All das kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Ein neuer Ratgeber des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) vermittelt kurz und verständlich Basiswissen und gibt Tipps zur Alltags- und Beziehungsgestaltung.
Ein wichtiger erster Schritt ist der fachärztliche Rat. Eine ärztliche Diagnose, etwa in einer Gedächtnisambulanz, die ist Grundlage für eine positive Unterstützung. Sie hilft, die Erkrankung besser zu bewältigen, Symptome zu lindern, das Fortschreiten hinauszuzögern. ,,Sehr bedeutsam für einen guten Umgang sind Verständnis, Akzeptanz und Geduld gegenüber der demenzkranken Partnerin beziehungsweise dem Partner", ergänzt Daniela Sulmann, Geschäftsleiterin und Pflegeexpertin des ZQP. Es hilft, gut über die Erkrankung Bescheid zu wissen. Zudem gilt es, Bedürfnisse zu verstehen, um darauf eingehen zu können. Eine veränderte Art der Kommunikation kann das Zusammenleben erleichtern: „Es wird nötig, die Sprache anzupassen, in einfachen und kurzen Sätzen zu sprechen", so Sulman. Neue nonverbale Wege zur Verständigung seien gefragt. Auch werden Hinweise gegeben, wie die Selbstständigkeit Demenzkranker gefördert werden kann, etwa mit gezielten Bewegungsübungen oder der Einbindung in gewohnte Alltagsaufgaben. ,,Durch regelmäßige Aktivitäten werden körperliche und kognitive Fähigkeiten gefördert. Zudem wird das Selbstwertgefühl gestärkt. Allerdings sollte man dabei nicht überfordern", so Sulmann. Und nicht zuletzt sei es wichtig, als Partnerin oder Partner eines des Erkrankten eigene Bedürfnisse wahrzunehmen, auf die eigene Gesundheit zu achten und daher regelmäßig für Entlastung zu sorgen. Hierfür zeigt der Ratgeber verschiedene Angebote auf. Er kann kostenlos über die Webseite des ZQP bestellt und als PDF-Datei heruntergeladen werden unter: www.zqp.de/bestellen. zqp/msw
Vorbeugen gegen Gewalt in der Pflege
Was tun, wenn Belastung zu Aggression führt?
Gewaltsames Verhalten gegen ältere pflegebedürftige Menschen ist keine Seltenheit - auch in der Familie, wo die meisten von ihnen versorgt werden. In einer Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) berichteten 40 Prozent der befragten pflegenden Angehörigen von eigenem Verhalten, das als Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen einzustufen ist.
Dazu zählen nicht nur körperliche oder verbale Übergriffe, sondern auch Missachtung, unzureichende Unterstützung, Bevormundung, Freiheitsentzug. Gemeinsame Forschungsergebnisse von ZQP und der Charité-Universitätsmedizin Berlin zeigen, dass sich während der Pandemie Risiken für Gewaltvorkommnisse im Pflegekontext mitunter verschärft haben.
Ein Risikofaktor dafür: Überforderung und Überlastung. Dies gilt insbesondere, wenn die pflegebedürftige Person kognitive Probleme hat, etwa demenziell erkrankt ist. Frust und Aggressionen können aber prinzipiell in jeder Pflegebeziehung entstehen. Wenn entsprechende Belastungen und Konflikte eskalieren, kann dies gesundheitliche Folgen für alle Beteiligten haben. Denn auch Angehörige können Gewalt durch Pflegebedürftige erfahren: 47 Prozent der Befragten berichten Entsprechendes. Vor diesem Hintergrund betont ZQP-Vorstandschef Ralf Suhr: ,,Gewaltprävention im Kontext der häuslichen Versorgung ist von erheblicher Bedeutung. Wir möchten daher mit unseren verschiedenen Informationsangeboten pflegende Angehörige gezielt dabei unterstützen, mit pflegetypischen Belastungen möglichst gut umzugehen, Gewaltrisiken zu erkennen und bewusst vorzubeugen."
Auf seinem Onlineportal www.pflege-gewalt.de informiert das ZQP über Formen und Ursachen von Gewalt in der Pflege und bietet Zugang zu Krisentelefonen, die kostenlose Beratung anbieten, sowie Erklärfilme und Broschüren zum Herunterladen. Angehörige erfahren, wie sie mit ihrer Frustration umgehen, Überlastung erkennen, ihre Gesundheit schützen können. Dazu gehört, sich bewusst Auszeiten von der Pflege zu organisieren. Pflegende sollten etwa prüfen, inwieweit sie andere Familienmitglieder oder Freunde auf Hilfe ansprechen können. Auch sollten sie die Ansprüche Pflegebedürftiger auf professionelle Unterstützungsleistungen aus der Pflegeversicherung kennen. Zudem kann Wissen über Pflegetechniken zur Entlastung beitragen. zqp/msw