Weihnachten steht vor der Tür. Doch während man früher Vater oder Mutter mit einem guten Buch, einer guten Flasche Wein oder einer besonderen Musikaufnahme eine echte Weihnachtsfreude bereiten konnte, macht eine fortschreitende Demenzerkrankung nun die Auswahl schwer. Während die kognitiven Fähigkeiten bei Demenzkranken nachlassen, und das Interesse an früheren Hobbys verblasst, nimmt die Unruhe zu.
Viele Demenzkranke zeigen Hinlauftendenzen, wollen nach Hause gehen, obwohl sie in ihren eigenen vier Wänden sind oder glauben zum Bus zu müssen. Unruhig werden auch die Hände. Ständig sind die Finger auf der Suche nach etwas, das sie befühlen können. Knöpfe an der Kleidung werden gedreht und abgetastet, Reißverschlüsse geöffnet und geschlossen. Die Finger gleiten am Bündchen des Pullovers oder auf der Tischplatte hin und her.
Dabei fangen die Finger sensorische Reize ein. Das Nesteln bietet Beschäftigung, Anregung und Beruhigung. Problematisch kann es werden, wenn ungeeignete Gegenstände befühlt werden und Verletzungsgefahr besteht. Annemarie Kaufmann kennt die Problematik, denn seit einigen Jahren versorgen sie und ihre Mitstreiterinnen vom Strickclub KL Seniorenheime mit Nesteldecken, Nestelstulpen und anderen schönen handgefertigten Beschäftigungsmöglichkeiten für demente Menschen.
Geschenke die immer gerne angenommen werden. Nesteldecken kann man problemlos selbst herstellen: „Das Prinzip des Nestelmaterials ist einfach und für jeden, der Spaß am Handarbeiten hat, leicht umzusetzen“, erklärt Kaufmann. „Auf einer Decke oder einem Kissen werden verschiedene Gegenstände befestigt: Knöpfe, Schnallen, Reißverschlüsse, Hosenträgerverschlüsse, Bänder, verschiedene Stoffe mit unterschiedlicher Haptik... Alles, was zum Befühlen anregt und für den Dementen ungefährlich ist“, empfiehlt sie. Außerdem müssen die Gegenstände gut befestigt werden.
Damit nichts im Mund landet, was dort nicht hingehört“, betont Kaufmann. Beliebt sind bei den Senioren auch selbstgefertigte weiche Bälle oder die Koralle - ein raffinierter Ring, bei dem man eine Rüsche schier endlos durch das mittige Loch ziehen kann. Das Nestelmaterial ist aber nicht nur für Menschen mit Demenz spannend. Es ist ein interessantes Motorikspielzeug für alle Altersgruppen und hilft auch gesunden Menschen gegen Unruhe und Stress. Wer Hilfe bei der Herstellung eines eigenen Exemplars benötigt, findet diese ab Januar bei den Handarbeitstreffen des Strickclubs KL.
Die Gruppe trifft sich jeden letzten Samstag im Monat von 14 bis 16 Uhr im Café Bold. Wer seine Leidenschaft für Handarbeiten ehrenamtlich in den Dienst einer guten Sache stellen möchte, ist ebenfalls herzlich willkommen. Denn der Strickclub KL spendet regelmäßig für gute Zwecke: Angefangen hat das ehrenamtliche Engagement vor vielen Jahren mit einem Weltstricktag, bei dem bundesweit für Frühchen gestrickt und gehäkelt wurde.
Seitdem engagieren sich die rührigen Frauen mit ihren Handarbeiten für Kinder, Krankenhausstationen, Seniorenheime, Obdachlose und Menschen in finanziell schwierigen Situationen.
„Wir haben immer ein offenes Ohr für Institutionen und Vereine, die unsere Unterstützung brauchen“, sagt Kaufmann. mide