Mit viel Finesse

Seit März war das „Theater in der Kurve“ in Neustadt-Hambach coronabedingt geschlossen. Auf Schauspiel und Kabarettmussten die Fans dennoch nicht verzichten, gab es doch gelungene Events im Park des Hambacher Weingutes Andreas Schäffer in der Schlossstraße. Ab 19. September hat das „Theater in der Kurve“ wieder geöffnet und bietet mit seinem Herbstprogramm acht unterschiedliche Produktion voller Raffinesse und Überraschungen.

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Zunächst aber gibt es am 17. September als „Derniere“ die letzte szenische Dorfführung durch Hambachs Gassen und Häuser mit vielen Anekdoten und Originalen. Um 19 Uhr startet die „Schultheißführung“ bei der Jakobuskirche in Hambach, Anmeldung direkt im Theater oder bei der Tourist-Information Neustadt.

Los geht es in den Theaterräumen am Samstag, 19. September, (20 Uhr) und am 20. September (17 Uhr) mit der Eigenproduktion „Die schöne Helena – Plädoyer für eine Schlampe“. Die schöne Helena, verkörpert von Theaterchefin Hedda Brockmeyer selbst, erzählt ihre ganz eigene Version der Geschichte zum Untergang Trojas. Ihre Schuld am berühmtesten Krieg der griechischen Mythologie stellt die Protagonistin in Frage, denn letztlich sei dies nur die Darstellung mächtiger Männer. Der Untergang Trojas wird zu einem zeitlosen Symbol und Beispiel von Kriegstreiberei und Machtgier. Wolfgang Bachtler inszenierte das Stück des mehrfach in Spanien ausgezeichneten Autors De Miguel del Arco. „Es ist einfach genial, ich konnte es im Februar fünf Mal spielen“, so Brockmeyer.

Nun hat sie die „Helena“ zum Auftakt des Herbstprogrammes eingesetzt, auch um auszuloten, wie die Resonanz für die kleine Bühne ausfällt. Das Hygienekonzept ist ausgeklügelt, 21 Sitzplätze (statt 50) stehen mit entsprechendem Abstand zur Verfügung. „Wir haben Querlüftungsmöglichkeiten zum Hof und Innenhof mit Ausschank. Wir hoffen, dass die Zuschauer unser Angebot annehmen“, erklärt Brockmeyer. Zu den Mitwirkenden zählen Kollegen, mit denen das „Theater in der Kurve“ regelmäßig zusammenarbeitet. Denn letztlich sei es auch eine Frage der Gage, die nun bei geringerer Besucherquote natürlich niedriger ausfalle. Brockmeyer: „Fast alle Akteure erklärten sich spontan bereit, unter diesen Bedingungen und schmaleren Budgets zu spielen. Viele hatten ja in der letzten Zeit nicht viel Möglichkeiten zu Auftritten, sie freuen sich auf das Publikum.“

Mit Elan wollen sich sogleich die „Stupid Lovers“ aus Karlsruhe am 2. Oktober (20 Uhr) bei ihrem Improvisationstheater „Move over, Baby“ präsentieren. Nicole Erichsen und Gunter Lösel aus Karlsruhe sitzen auf zwei Stühlen. Manchmal im übertragenden Sinne auch zwischen beiden, wenn sie sich in dramatische Gefühlswelten des Lebens begeben.

Gleich mehrere Termine

„Monsieur Ibrahim und die Blume des Koran“ von Eric-Emmanuel Schmitt ist im Frühjahr ausgefallen und wird am 8., 9., 10. und 11. Oktober nachgeholt. Gleich vier Termine, damit sich der Kulissenaufbau des Theaters „Alte Werkstatt Frankenthal“ auch lohne, wie Brockmeyer erläutert. Tobias Brohammer spielt in einer Inszenierung von Johanna Regenhauer den Halbwaisen Moses. Die Geschichte ist voller Witz und Charme, sie erzählt von Kummer und Verlust, von der Liebe und von Toleranz. Ebenso vier Mal spielt Dominique Fürst im „Mondscheintarif“ (Schauspiel von Ildikó von Kürthy) auf. Cora Hübsch, Anfang 30, mal wieder Single, wartet auf den Anruf der neuen Flamme. Je länger das Telefon schweigt, desto mehr hat Cora Hübsch zu erzählen – ihre eigene Geschichte und die der eventuellen Liaison, von Taktiken und Strategien im Umgang mit dem begehrten Herrn. Termine sind 16./17. Oktober jeweils um 20 Uhr, 18. Oktober um 17 Uhr und 30. Oktober um 20 Uhr. Den Abschluss bildet eine Zaubershow am 14. November (20 Uhr) und 15. November (17 Uhr) mit den Illusionskünstlern Fabian Strahl und Hannes Freytag unter dem Titel „20 Finger und bestimmt keine Ärmel“.

In Vorbereitung ist ein überaus amüsantes Stück mit dem Titel „Eupheus und Orydike“, dargeboten vom Duo Hedda Brockmeyer und Lautenistin Andrea Baur. Auf den kurzweiligen nächtlichen Museumsbesuch unter Regie von Multitalent Billy Bernhard (Chaussee-Theater) kann man gespannt sein, der Premierentermin steht noch nicht fest.

Die Corona-Zwangspause ab März nutzten Hedda Brockmeyer und Heinz Kindler für Renovierungsarbeiten, finanziert aus eigenen Rücklagen und unterstützt von der „Stiftung für Hambach“. Neu gestaltet wurde beispielsweise der Innenhof, ein Blickfang sind die Illusionsmalereien mit Theatermotiven an den Wänden. Und natürlich war man sehr glücklich über das Open-Air-Arrangement mit dem Weingut Schäffer im Sommer – mit dem Park als Spielstätte und der gastronomischen Begleitung. „Eine sehr gut angenommene kulturelle Veranstaltungsreihe, aus der Not ist ein echtes Highlight entstanden“, urteilt die Theaterchefin. Dank der großen Resonanz schmiedet man jetzt schon Pläne, die Open-Air-Reihe im nächsten Jahr fortzusetzen. anzi

INFO

Vorverkauf für alle Veranstaltungen (außer Schultheißführung) bei Buchhandlung Quodlibet in Neustadt
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