Noch vor wenigen Wochen war unklar, ob die Oggersheimer Kerwe stattfinden kann - und wenn ja, in welcher Form. Um das Genehmigungsverfahren nicht noch komplizierter zu machen, hat sich Andreas Unger, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Oggersheimer Vereine (AOV), schweren Herzens nur auf eine der alten Traditionen, das Straßenfest, konzentriert. Im Interview mit Claudia Matheis berichtet er über die Gründe.
Herr Unger, in diesem Jahr haben vor allem Auflagen und aufwendige Genehmigungsverfahren Schlagzeilen gemacht. Wie ist es Ihnen beim Straßenfest ergangen?
Der Aufwand für die Planung hat tatsächlich zugenommen. Das hat die Sache nicht gerade einfacher gemacht. Dazu kam die Unsicherheit, wie das Polizei-Ordnungs-Gesetz (POG) anzuwenden ist. Denn bei Veranstaltungen mit weniger als 5000 Besuchern - also solchen wie das Straßenfest - wird individuell entschieden, ob ein zusätzliches Sicherheitskonzept notwendig ist.
Sind dieses Jahr neue Vereine mit von der Partie, die sich vorher nicht beteiligt hatten?
Nein, alle Vereine sind erfahrene Teilnehmer und stehen, bis auf wenige Ausnahmen, auf den bisherigen Plätzen.
Hat sich auch jemand ausgeklinkt?
Ja, die Turngemeinschaft Oggersheim nimmt dieses Mal nicht teil.
Mit welchen Veränderungen müssen die Besucher rechnen?
Es gibt keine; das Fest läuft in gewohnter Weise ab.
Wie plant man als Organisator die Besucherzahlen, um sich entsprechend vorzubereiten? Damit sind ja auch die Auflagen eng verknüpft, die wir gerade angesprochen hatten.
Das funktioniert anhand der georderten Bierzeltgarnituren. Dazu kommt ein prozentualer Aufschlag an Laufkundschaft.
Was hat die Vereine bewogen, trotz höherer Kosten am StraBenfest teilzunehmen?
Bei mir war die Rückmeldung, dass in erster Linie die alte Tradition aufrecht erhalten bleiben solle.
Gibt es zur Eröffnung wieder Freibier?
Ja, die Gebrüder Mayer stellen uns zur offiziellen Eröffnung ein Bierfass zur Verfügung, das nach dem Anstich als Freibier ausgeschenkt wird. cam
Vorfreude auf das Straßenfest
Was Oggersheimer Vereinsvertreter zur Teilnahme motiviert
Sabine Roth vom Karnevalsverein Hans Warsch freut sich, dass nach zwei Jahren wieder Straßenfest ist. „Es ist ein Brauchtum, das zu Oggersheim und dem Jahresablauf einfach dazu gehört“, meint sie.
Trotzdem sei es aus Sicht des Vereines schwer, alles zum Laufen zu bringen. Die Helfer seien inzwischen alle zwei Jahre älter geworden, es sei keine Zeit und Gelegenheit gewesen, um junge Mitglieder für solche Aufgaben zu gewinnen. „Wir müssen rührig sein, um neue zu aktivieren", weiß die Schriftführerin. „Trotz des großen Aufwandes, verschiedene Zelte, eine Bude und Verschiedenes an Equipment herbei zu karren", wie sie es auf den Punkt bringt, mache man es gerne. Endlich sei wieder Gelegenheit, um mit Bewohnern zu sprechen. „Ein wenig hat es auch den Nutzen, Werbung für den Verein und seine Veranstaltungen zu machen", gibt sie zu. Die persönliche Ansprache sei eben sehr wichtig.
Auch Jürgen Daum, Vorstand der Turn- und Sportgemeinde (TUS) Oggersheim, steht hinter der lange gelebten Tradition. Rein wirtschaftlich sei hier kein Reibach zu machen, weiß er. „Unser Verein bietet kein großes Essen an, sondern nur Kartoffelsuppe, Kaffee und Kuchen. Es ist für mich sekundär, ob dabei Geld verdient wird", meint er. Sein Fokus liegt darauf, am Straßenfest alte und neue Mitglieder zu treffen und im Gespräch mit passiven Mitgliedern zu sein.
Bei der TuS organisiert der Vergnügungsausschuss den Helfertross aus den verschiedenen Abteilungen. Vor etlichen Jahren war jeweils nur eine der Abteilungen für die Kerwe zuständig. Die konnte sich im Vorfeld innerhalb des Vereines bewerben und somit ihre Kasse aufbessern. Es ist über die Jahre immer schwerer gefallen, für den ganzen Tag Leute zu stellen. Inzwischen gibt es zwar schon eine feste Truppe, aber der Termin, der häufig am Ende der Sommerferien liege, stelle so manches Mal ein Problem dar. „Trotzdem kriegen wir das immer geregelt", weiß er. Daum erinnert sich, dass es in Verbindung mit dem Kerweumzug schon mal zu Engpässen kommen konnte, aber das sei dieses Jahr kein Thema.
Die Katholischen Frauen (KFD) der Gemeinde Maria Himmelfahrt sind seit Jahren nicht vom Straßenfest wegzudenken. Den Aufbau ihres Standes übernehmen sie mit Helfern und Ehemännern. Im Wechsel bieten sie handgearbeitete Waren wie Socken, Geschenkartikel oder Duftkissen an. „Es ist eine Gemeinschaft zwischen den Frauen, die uns seit vielen Jahren verbindet", erklärt Sieglinde Fiedler. Das lässt sie auch jedes Jahr aufs Neue am Straßenfest teilnehmen.
Die Besucher können sich also auf eine Vielzahl von Angeboten und Ständen freuen. cam
Mit Dubbeglas zum Gottesdienst
Ein Straßenfest wie früher wünschen sich die Oggersheimer, und das sollen sie dieses Jahr wieder haben.
Zur inoffiziellen Eröffnung treffen sich geladene Gäste des Gewerbevereines bereits am Freitag, 2. September, um 19 Uhr im Dachgarten der Brauerei Gebrüder Mayer. Wie in den vergangenen Jahren treffen dort Vereinsvorstände und -mitglieder sowie verdiente Personen aus dem Ort und der Umgebung zusammen.
Am Samstag, 3. September, ist die Festmeile von 10 bis 22 Uhr an der Schillerstraße geöffnet. Vom Rathaus bis zur Niedererdstraße erstreckt sich das Straßenfest mit Ständen der Oggersheimer Vereine. Ein Konzert der Adolf Kolping-Kapelle stimmt zur offiziellen Eröffnung um 14.30 Uhr vor dem Rathaus, am Schillerplatz, ein. Auch dort werden wieder einige Stände mit kulinarischem Angebot vertreten sein.
Andreas Unger, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Oggersheimer Vereine (AOV), eröffnet gegen 15 Uhr gemeinsam mit Ortsvorsteherin Sylvia Weiler und dem Vorsitzenden des Gewerbevereines, Frank Mayer, das Fest. Die Ehre des Fassbier-Anstichs kommt der Ortsvorsteherin zu. Traditionell wird anschließend Freibier ausgeschenkt. Danach freuen sich die Standbetreiber auf regen Besuch.
Am Sonntag um 10 Uhr hält Pfarrer Andreas Große in der evangelischen Markuskirche „Kersch uff Pfälzisch". Was für die Einheimischen ein humorvolles Vergnügen ist, das ist für „Auswärtige" nicht nur ein Geheimtipp, sondern auch eine Herausforderung. Immerhin ist der Pfälzer Dialekt für sie nicht einfach zu verstehen. Für musikalische Untermalung sorgt der Posaunenchor.
Während „de Kersch" wird dieses Jahr sogar ein echter Pfälzer „Bu“ getauft. Mit so einem Start ins Leben kann wohl nur ein Original heranwachsen. Übrigens empfehlen Insider, zum Gottesdienst ein Dubbeglas mitzubringen, das gehört zum Brauch dazu.
Einige der Gastronomiebetriebe haben sich dem fröhlichen Treiben mit Livemusik, teilweise sogar am Sonntag, in ihren Biergärten angeschlossen. Wer Vergnügen an den Fahrgeschäften und Geschicklichkeitsständen der Schausteller hat, kann diese Angebote sogar noch bis Dienstag am Altstadtplatz genießen. cam