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LEO Saison

Eine der stärksten Festungen der Christenheit?

Museumsschau: Das Museum für Stadtgeschichte in Landau

Eine der stärksten Festungen der Christenheit?

Das Wasser machte die Festung kaum angreifbar. Links im Bild die Stiftskirche, in der Mitte der Rathausplatz. Fotos (3): Happersberger

Wem wäre der Besuch des Museums für Stadtgeschichte in Landau zu empfehlen? Zuallererst dem Flaneur, der auf die beiden mächtigen Festungstore aus französischer Zeit gestoßen ist und mehr darüber wissen will. Denn die Vaubansche Festung des späten 17. Jahrhunderts ist, ohnehin veraltet, mit erstaunlichem Eifer innerhalb eines Jahrzehnts fast völlig beseitigt worden, sobald das werdende zweite deutsche Kaiserreich 1870/71 Frankreich niedergeworfen und Elsass-Lothringen wiedererobert hatte. Das rückte Landau aus gefährlicher Grenzlage in bequeme Inland-Position und machte eine Festung überflüssig. An der Stelle ihrer breiten Erdbastionen entstand die Ringstraße, an der sich heute noch manches von erheblichem Wohlstand erzählende Gründerzeitgebäude erhebt, aber nichts mehr direkt ans Militärerinnert.

Museumsschau: Das Museum für Stadtgeschichte in Landau

Wer die Festung dennoch sehen will, kann das auf bemerkenswert authentische Weise im Museum für Stadtgeschichte tun. Denn dort steht ein außerordentlich detailliertes Modell, das jedes Haus Landaus ebenso darstellt wie die Bastionen, Wälle, Gräben und Überschwemmungsflächen weit außerhalb der Stadt, die zu dieser modernen Militäranlage gehörten.


Angefertigt wurde das Modell um 1740, und ganz offensichtlich sind bis zum Ende des Jahrhunderts immer wieder Veränderungen eingearbeitet worden. Es gehört zu einer umfangreichen Serie von französischen Grenzfestungsmodellen, die in Paris dem strategischen Unterricht dienten. Die meisten sind noch heute dort beim Invalidendom versammelt, während das Landauer fehlt, weil siegreiches preußisches Militär es nach Berlin entführte. 

Von dort kam es als Leihgabe nach Landau und wurde von der Stadt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erworben. Es ist das Herzstück des Museums im Dach des Stadtarchivs; die anderen Themen – von der Stadtgründung bis zur Südwestdeutschen Gartenbauausstellung 1949 – wirken wie Vorläufer und Nachzügler.

Eine der stärksten Festungen der Christenheit?-2
Genau verzeichnet: Tote und Verwundete im Erbfolgekrieg.
Eine der stärksten Festungen der Christenheit?-3
Alltagsleben: Wirtshausschild eines Billard-Cafés am Rathausplatz, kurz vor der Französischen Revolution 1789.


Wie aber kam es zur Festung? Nach dem 30-jährigen Krieg beanspruchte der französische König Ludwig XIV. das elsässische und pfälzische Land südlich der Queich ohne plausiblen Rechtstitel als Herrschaftsgebiet. Das deutsche Reich spendete keinen wirksamen Schutz, so dass französisches Militär bis 1680 die strittigen Gebiete besetzte. Landau sollte nach dem Willen des Königs die mächtige Grenzfestung werden. Entworfen hat sie ab 1687 der königliche Festungsbaumeister Sébastien de Vauban, und er beteuerte, sie müsse eine der stärksten der Christenheit werden. Zehntausend Soldaten und Arbeiter müssen sie unter hundserbärmlichen Bedingungen bauen. Ein Stadtbrand ruiniert passenderweise den größten Teil der bisherigen Stadt. Breite Erdwälle, in denen die feindlichen Kanonenkugeln steckenbleiben, und weitläufige, von der Queich gespeiste Überschwemmungszonen sollen Angriffe vereiteln. Tatsächlich überdauert die Festung keine der Belagerungen in den beiden folgenden Erbfolgekriegen lange. Roland Happersberger

Info

Eigentlich sollte sich ein Museum zu erkennen geben, das Landauer aber versteckt sich geradezu: Kein Schild weist auf das Haus Maximilianstraße 7 südlich des Busbahnhofs hin. Mo-Mi 8.30-12 und 14-16 Uhr, Do 8.30-18 Uhr, 1. und 3. So im Monat 11-17 Uhr, Telefon 06341 134202