Rembrandt, Rubens, Liebermann: Im Herbst gibt’s große Kunst zu sehen – so es das pandemische Geschehen zulässt. Dabei werden vor allem zwei Kunstepochen betrachtet: das Barock und jene Klassische Moderne „made in Germany“, die sich an französischer Malerei orientierte.»Ich. Max Liebermann«In letztere Kategorie gehört zum Beispiel Max Liebermann (1847- 1935), der seine anfangs realistische, an Rembrandt, Corot und Millet orientierte Malerei unter dem Eindruck des französischen Impressionismus mehr und mehr aufhellte und auflockerte. Liebermann avancierte damit zu einer Galionsfigur des deutschen Impressionismus, neben Max Slevogt und Lovis Corinth. Wie gut Liebermann innerhalb der europäischen Kunstwelt vernetzt war, welche Künstler er sich zum Vorbild nahm und welchen er seinerseits zum Vorbild wurde, rekapituliert das Hessische Landesmuseum Darmstadt von 7. Oktober bis 9. Januar anhand von 110 Gemälden (www.hlmd.de).
Vorschau: Wichtige Ausstellungen zwischen Frankfurt, Stuttgart und Saarbrücken
Doppelschau über die Corinths
„Lodernde Lebenslust und abgründige Morbidität“ führten bei Lovis Corinth (1858-1925) zu einer energiegeladenen Malerei, die ab etwa 1912 sogar die Grenze zum Expressionismus sprengte. In Zusammenarbeit mit dem Wiener Belvedere will das Saarlandmuseum Saarbrücken von 5. November bis 20. Februar die stilistischen und emotionalen Ambivalenzen in Corinths Schaffen beleuchten. Außerdem ist die Ausstellung als Doppelschau angelegt, die auch das künstlerische Wirken von Charlotte Berend-Corinth (1880-1967) würdigt. Denn diese war nicht nur Ehefrau, Mutter, Muse und Corinths liebstes Modell, sondern selbst eine Malerin, die einer Wiederentdeckung harrt (www.kulturbesitz.de).
Paula Modersohn-Becker
Sie dagegen hat längst ihren Platz in der Geschichte der Moderne, und das zu Recht: Die Stillleben, Figurenbilder und Selbstbildnisse, die Paula Modersohn-Becker (1876-1907) unter dem stilistischen Einfluss von Cézanne, Gauguin und Émile Bernard schuf, sind markant, schön und eigenartig. Dass ausgerechnet sie, die künstlerisch so progressiv war, einen so altmodischen frühen Tod im Kindbett starb, macht die besondere Tragödie dieser Künstlerin aus. Die Schirn-Kunsthalle in Frankfurt widmet ihr von 8. Oktober bis 6. Februar eine umfassende Retrospektive mit knapp 120 Werken (www.schirn.de).
Rembrandt und Rubens
Zwei der größten Namen der Barockmalerei. Bei dem einen denkt man an dunkeltonige Bibelszenen und Porträts und, natürlich, an geheimnisumwitterte Riesenschinken wie „Die Nachtwache“. Bei dem anderen an üppiges Fleisch, schwellende Körper, dramatische Dynamik. Den Aufstieg beider Maler zu internationalen „Marken“ reflektieren zwei Ausstellungen: „Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam“, von 6. Oktober bis 30. Januar in Frankfurts Städelmuseum, erzählt vom Aufstieg des holländischen Malers in den 1630er-Jahren. Dazu treten 60 Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken Rembrandts in einen Dialog mit rund 80Werkenseiner Zeitgenossen (www.staedelmuseum.de).
Unter der Überschrift „Becoming Famous“ zeichnet die Stuttgarter Staatsgalerie von 22. Oktober bis 20. Februar den Weg des Flamen Peter Paul Rubens (1577- 1640) nach: vom jungen Maler, der um 1600 Antwerpen verließ, um in Italien die Kunst der Antike und der Renaissance zu studieren, bis hin zum Kopf einer Malfabrik, die ihm die höchst einträgliche Massenproduktion von Bildern erlaubte (www.staatsgalerie.de).
»Mutter!« und mehr
Was noch? Die Kunsthalle Mannheim fokussiert Darstellungen des Mütterlichen, von Egon Schiele und Edvard Munch bis zu Louise Bourgeois und Yoko Ono (1.10.- 6.2., www.kuma.art). Das Historische Museum der Pfalz in Speyer eröffnet eine neue Mitmachausstellung für Kinder: „Expedition Erde“ (10.10. bis 19.6., www.museum.speyer.de). Historisch Interessierten seien zudem zwei Ausstellungen empfohlen, die bereits laufen: die Landesausstellung in Worms über Luther und „Gewissen und Protest 1521 bis 2021“ (bis 30.12.) und „Tutanchamun: Sein Grab und die Schätze“ in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim(bis 27.2.). Kai Scharffenberger