Dowra und Peaches haben die Ruhe weg. Erstaunlich, denn es ist recht viel los in der Altstadt. Um uns herum herrscht geschäftiges Treiben, Autos überholen uns, doch die beiden Irland-Ponys aus dem Germersheimer Roßstall trabbeln entspannt weiter.
Die 20-jährige Dowra sei das „Gas an der Kutsche“, die jüngere Peaches die „Bremse“, erläutert uns Kutschenführerin Judith Krömeke schmunzelnd. Das gemächliche Tempo der Ponys überträgt sich schnell auf uns, und so wird die etwas andere Stadtführung zu einem wirklich entschleunigten Erlebnis. Ein ideales Angebot für die Familie, wenn die Großeltern die zweieinhalb Kilometer lange Führung durch die Altstadt zu Fuß nicht mehr mitmachen können. Mit an Bord, pardon, in der Kutsche, ist Kurt Burger, ein echter „Germersheimer Bub“ und zertifizierter Gästeführer. Er kenne jeden Stein in der Stadt. Kein Wunder – in den vergangenen 23 Jahren habe er in rund 1500 Führungen 33.000 Gäste in die Germersheimer Geschichte und Geschichtchen eingeführt. Und so erfahren wir viel Interessantes über die Entstehung und heutige Nutzung der beeindruckenden Festungsbauten.
Unsere Tour beginnt am Weißenburger Tor und führt uns durch die Altstadt über den Königsplatz mit seinem wasserspeienden Brunnen an der Universität vorbei – übrigens eine der anerkanntesten Ausbildungsstätten für Dolmetscher, hier werden zwölf Sprachen unterrichtet – hin zum bekanntesten Festungsteil Fronte Beckers, benannt nach Karl August Reichsgraf von Beckers zu Westerstetten. Hier schlägt das kulturelle Herz der Stadt. Konzerte und Veranstaltungen finden im heutigen Kultur- und Jugendzentrum Hufeisen mit seiner ausgezeichneten Akustik statt, im Sommer das große Festungsfest in der ganzen Anlage.
Wir fahren über den früheren Sprengstoffstollen und sehen den „gedeckten Weg“ für die Soldaten. Die Festung, deren Grundstein 1834 gelegt wurde, ist eine friedliche. Hier sei „noch kein einziger Schuss gefallen“, erklärt uns der Gästeführer. Bei Gefahr wurde der Festungsgraben mit dem Wasser der Queich gefüllt. Die Holzschieber sind heute noch zu sehen. Der Fluss ist die „grüne Lunge“ der Stadt – ein idyllischer Spazierweg durch die Stadt.
Weiter geht’s am Deutschen Straßenmuseum mit seiner einzigartigen Sammlung zur Geschichte des Straßenbaus vorbei zur Stengelkaserne, die gerade zu dem großen Wohnpark „Karls Quartier“ umgebaut wird. Es bewegt sich viel in Germersheim. Immer mehr Gäste nutzen das touristische Angebot der schmucken Festungsstadt. Am Weißenburger Tor zurück sind wir beeindruckt von dem Kutschenerlebnis rund um die Festung. dem
Was, wann, wo: Kommende Erlebnisführungen – eine Auswahl
Kutschfahrten – Roßstall Germersheim, Alte Schiffsbrückenstraße 9, Tel. 07274 777833, www.rossstall-germersheim.de
Kulinarische Führung – Fr 27.9., 17.30 Uhr mit Sektempfang, Wissenswertem zur Stadtgeschichte und begleitendem Menü
Mit der Bauersfrau durch die Festung – So 29.9., 14 Uhr, eine historische Bauersfrau erzählt auf aus ihrem Leben
Stadt- und Festungsführung – So 6.10., 14 Uhr
Germersheim von Tor zu Tor – So 13.10., 14 Uhr
Germersheim für Groß und Klein – So 20.10., 14 Uhr
Gruselführung für Kinder ab 6 Jahren – Sa 26.10., 18 Uhr
Führung zum Skulpturenpark Fronte Beckers mit Kunstobjekten verschiedener Epochen – So 27.10., 14 Uhr
Info/Preise/Anmeldung Stadtführungen: Tourismusbüro, Tel. 07274 960301