Herr Hübner, Sie moderieren die Show „Thank you for the Music“ seit über 20 Jahren. Sollte nicht jeder ABBA-Fan sie allmählich gesehen haben?
Man hat immer gedacht, es kommen irgendwann Generationen nach, die damit nichts mehr anfangen können. Aber mitnichten. Am Anfang werden Jugendliche vielleicht erst einmal mitgeschleppt von den Eltern. Aber am Ende kriegen wir sie alle. Ich denke, das liegt an der hohen Qualität der Musiker. Sie schlüpfen perfekt in diese Rollen hinein. Man muss sich ein bisschen reinfallen lassen in diese Show, aber dann ist es wirklich so, als würden die ABBA-Mitglieder leibhaftig vor einem stehen. Das Meisterwerk von ABBA liegt wahrscheinlich daran, dass über Generationen hinweg ein Nerv getroffen wurde.
Zur Legendenbildung von ABBA hat sicher beigetragen, dass die Band seit Jahrzehnten nicht mehr live aufgetreten ist. Sie haben sicher schon das Gegenteil erlebt - Künstler, bei denen das auch ganz schlau gewesen wäre ...
Das stimmt. Es gibt ja auch Leute, die haben zum X-ten Mal ihre Abschiedstournee angekündigt, und das nimmt man ihnen dann auch nicht mehr ab. Aber es gibt auch andere Beispiele: Wolfgang Petry, Tina Turner, Paola, mit der ich befreundet bin. Sie haben alle ihren Abschied angekündigt und durchgezogen. Ich selbst möchte und werde übrigens auch nicht den richtigen Zeitpunkt verpassen, aufzuhören. Ganz bestimmt.
Beim Eurovision Song Contest ist der Kommentatoren-Job ist gerade frei.
Das wäre sicher eine schöne Aufgabe. Aber ich denke, da gibt es weitaus versiertere Fachleute. Ich hatte gerade mit Thomas Hermanns zu tun. Der ist so kompetent, dass er ganz genau der Richtige wäre. Oder Anke Engelke fände ich sehr witzig. Ich bin einfach, auch nach Meinung der Macher dieser Veranstaltung, zu sehr im Schlager verankert.
Man könnte jetzt lange über Genrebezeichnungen und -grenzen sprechen.
Das ist so schwierig in Deutschland. Man kommt, anders als in Holland oder Italien, in Schubladen hinein. Der ZDF-Unterhaltungschef hat mich 1990 gerade deshalb geholt, weil ich eben kein „Schlagerfuzzi“ war. Als er mir die „Hitparade“ anbot, habe ich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Ich wusste viel zu wenig darüber. Da habe ich mich reingekniet. Eigentlich waren nur zwei Jahre geplant. Elf sind daraus geworden.
Sie haben eher ABBA gehört?
(Lacht) Eher Bee Gees, Depeche Mode und Led Zeppelin. Ich habe auch sehr früh italienische und französische Musik geliebt. Aber nach dem Grand Prix habe ich mir „Waterloo“ gekauft. Die Platte habe ich heute noch. Übrigens: Als ich Frida einmal kennenlernen durfte auf einer privaten Party in Basel, war es um mich geschehen. Mit ihr konnte man sich so toll unterhalten. Eine ganz charmante, unkomplizierte Frau. Wenn ich mal mein Buch schreiben werde, wird man sicher lesen, was mich bei den Stars und Kollegen an der menschlichen Seite so interessiert hat. Oder vielleicht auch abgestoßen.
Was muss auf jeden Fall in das Buch rein?
Jetzt stelle ich Ihnen mal eine Frage. Was möchten Sie denn in dem Buch lesen?
Skandalgeschichten.
Um das ganze System Schlager zu verstehen, so wie ich es erlebt habe, müsste man, ehrlich gesagt, auch über Unangenehmes aufklären. Weiß nicht, ob das jedem gefällt. Und ob ich dann noch ruhig schlafen könnte. Schwierige Geschichte.
Jeder rechnet doch sowieso damit, dass das Klischee Sex, Drugs and Rock 'n' Roll“ absolut stimmt.
Es gab da schon einige Irrungen und Wirrungen. Aber ich habe vieles halt nicht mitgemacht. Wer weiß, sonst hätte ich vielleicht die Erfolgsleiter auch noch ein bisschen weiter nach oben klettern können. Das muss ich zugeben. Dafür habe ich jetzt aber auch keine Leichen im Keller.
Sie sind 62. Damals waren Sie viel jünger als die meisten Künstler auf die Bühne. Wenn Sie noch ein bisschen warten, leben die meisten nicht mehr. Dann können Sie auspacken.
(Lacht) Das hat man mir noch nicht vorgeschlagen. Interessant. Nein, es geht nicht um eine Abrechnung. Und es sind auch viele sehr schöne Geschichten passiert.
Wie kamen Sie zum Fernsehen?
Ich wollte nach dem Abitur in Pforzheim unbedingt dahin, wusste aber nicht, wie. Deswegen habe ich erstmal in Stuttgart angefangen, Deutsch und Französisch zu studieren. Da gab es ein Seminar „,Medienpädagogik“. Das hat mir so gut gefallen, dass ich an die PH Heidelberg gewechselt bin, um das Fach zu studieren. Auf Empfehlung des persönlichen Referenten des SDR-Intendanten habe ich dann ein Projekt anvertraut bekommen, um die Nachrichtensprache dieses Senders zu untersuchen. So bin ich reingestolpert und hatte von da an ganz viele unterschiedliche Jobs in Hörfunk und Fernsehen. Also immer mehrere Standbeine, die guten Stand geben, wenn mal eines wegbricht.
Heute sind Sie eher hinter den Kulissen tätig. Was machen Sie außer der Moderation der ABBA-Show?
Ich habe mit Kollegen zusammen Deutschlands größten DJ-Pool. Wir machen Events, bringen die Remix-Szene nach vorne, haben den Dance-Schlager erfunden. Gott sei Dank kam dann noch Helene Fischer, die den Schlager auch modernisiert hat. Früher war es doch so: Die Jugend war nur da, um etwas angetrunken die Siebziger-Jahre-kultsongs abzufeiern. Am nächsten Morgen wollten sie nichts mehr davon wissen. Heute aber gibt es keine Samstagabend-Sendung mehr ohne Dance-Schlager. Und die Jungen stehen dazu. Genau solches zu erfinden und etablieren, das neues Publikum gewinnt und Bestand hat, ist absolut mein Ding.
Sie haben also immer noch mehrere Eisen im Feuer?
Ich bin tatsächlich gerade dabei, mich aus manchen Dingen gesund zurückzuziehen. Es kommt jetzt eine Generation nach, die vieles ganz anders macht, ja machen muss. Für die meisten von ihnen bin ich, allerdings mit Respekt, ein Moderator, der vor 20,30 Jahren erfolgreich war. Das ist absolut okay und der Lauf der Dinge. Und ich lebe prima damit. Denn mein Motto heißt: Jede Zeit hat ihre Helden. heß
Termine
„Thank you for the Music - Die ABBA-Story“ ist am 9. und 10. Februar im BASF-Feierabendhaus in Ludwigshafen zu erleben.
Zur Person
Auch wenn Uwe Hübner schon über 35 Jahre in Köln lebt, hört man ihm seine südwestdeutsche Herkunft noch an: 1961 geboren und aufgewachsen ist er in Pforzheim. Er wollte zunächst Lehrer werden und studierte in Stuttgart und Heidelberg. Nach einem Jahr in Frankreich landete er als Redakteur und Moderator beim Süddeutschen Rundfunk, später bei der ARD und bei RTL. Von 1990 bis 2001 moderierte er die „,Hitparade“ im ZDF. Danach präsentierte er die Talkreihe „Bei Hübner“ (GoldStarTV), veröffentlichte die CD-Reihe„Der Deutsche Hitmix“ und arbeitete als Texter und Künstlermanager.