„Cozy-Krimi“. Das bedeutet knapp übersetzt „Kuschelkrimi“ und darf ruhig wörtlich genommen werden: Ein Krimiroman zum Einkuscheln - ohne zu viel Action, Mord und Totschlag, dafür mit mehr Lokalkolorit, Humor, Ironie und erzählerischer Atmosphäre. Zu diesem Genre trägt die Autorin Heike Beardsley nun seit einigen Jahren bei - genauer gesagt seit Anbruch der Pandemie.
2020 kam der erste Cozy-Krimiroman der Wahl-Kaiserslautererin auf den Markt, „Tödliche Töne“, gefolgt von "Kaffee, Kuchen, Diamanten“ 2021. Beides Geschichten um eine rüstige Rentnerin namens Lotte Meisner, die sich mit Mitte 70 noch auf Spurensuche von Kriminalfällen begibt. Zweifel, ob auch genug Publikum den „kuscheligen“ Abenteuern einer betagten Dame folgen würden, hatte die Schriftstellerin nicht. „Meine Hoffnung und mein Wunsch war immer, dass alle Altersgruppen der Gesellschaft in irgendeiner Art und Weise in der Literatur vertreten sind.“ Die Rechnung scheint, zumindest wenn man Beardsleys Leserschaft betrachtet, aufgegangen zu sein.
Pilgern zum Donnersberg
Dabei ist Heike Beardsley, 1976 in Augsburg geboren, eigentlich für eine andere Sorte von Roman bekannt: für ihre historische „Kelten“-Reihe, in Zusammenarbeit mit ihrer Zwillingsschwester Ulrike Vögl. Die Geschichte zur Trilogie um die Bauerntochter Rowan kam ihr eines Tages bei einem Spaziergang durch den Donnersberg - nicht weit ihres Wohnortes. „Der Liebe wegen“ sei sie in die Pfalz gezogen, erzählt die Autorin. Ihr Ehemann gehörte damals dem US-Militär an.
Nach drei Jahren in den USA kehrte die Familie 2010 in die Vorderpfalz zurück, und Beardsley fand hier nicht nur ein dauerhaftes Zuhause, sondern auch die Quelle ihrer Inspiration: Der Donnersberg wurde zum wiederholten Schauplatz ihrer Romane - auch in ihren Cozy-Krimis. „Das Lustige ist, dass ich vorher gar keine Berührungspunkte mit der Pfalz hatte“, sagt die studierte Erziehungswissenschaftlerin und Lehrerin an der Lauterer BBS II. „Alles war für mich ganz neu.“ Mittlerweile sind ihre Bücher so populär, dass eifrige Leser aus ganz Deutschland regelrechte Pilgerreisen in das beschriebene keltische Dorf am Donnersberg unternehmen.
Beardsley selbst unternahm nach Beendigung ihrer Kelten-Trilogie eine ganz eigene Reise, weg vom historischen Roman und hin zum Cozy-Krimi. „Meine erste Agentin gab mir damals den Impuls, ein bisschen über den Tellerrand hinaus zu schauen und mich an einem ganz anderen Genre zu versuchen. Der Inhalt entstand jedoch durch meine Liebe zur Vorderpfalz, durch meine vielen Wanderungen und Fahrradtouren, bei denen ich auch viele autobiografische Relikte entdecke. Sagen wir mal so: Es ist es mir nicht schwer gefallen, Ideen für die Handlungen zu finden.“
Die Cozy-Krimis seien auch eine direkte Verknüpfung zu der Cozy-Reihe ihrer Zwillingsschwester Ulrike Vögl. Denn die Nichte von Beardsleys Fräulein Meisner ist auch gleich die Hauptprotagonistin in Vögls „Nackabatsch“ -Romanen. „Es ist schön, dass wir quasi zeitgleich mit diesem Prozess begonnen haben, und es ist immer toll, wenn eine zweite Person da ist, mit der man sich so eng austauschen kann“, freut sich die Wahl-Pfälzerin.
Dass über die Jahre immer mehr Autorinnen erfolgreich Fuß fassten im oft noch sehr männlich dominierten Krimi-Genre - zumeist mit männlichen Ermittlern im Zentrum -, durfte das Kaiserslauterer Publikum erst kürzlich in der Pfalzbibliothek erleben - bei der Veranstaltung „Mordsfrauen“ am 16. November, wo neben Beardsley auch Roswitha Vogel mit ihren Pfälzerwald-Krimis und Marlene Klaus mit ihren viktorianischen London-Krimis zugegen waren. Drei unterschiedliche Frauen mit drei unterschiedlichen Geschichten, aber ein Genre. „Ich denke, da tut sich im Moment sehr viel und ich bin gespannt, wie weit die Weiblichkeit noch in das Krimi-Genre einzieht - hoffentlich nicht immer nur in Form des Opfers“, wirft die 47-Jährige lachend ein. „Ein Gleichgewicht wäre doch schön für die Zukunft.“
Wie es um die Zukunft ihrer Lotte Meisner steht, beziehungsweise ob und wie die Geschichte ihrer Cozy-Krimi-Reihe weitergeht, verrät Beardsley natürlich nicht. Auch, dass sich die Autorin noch einmal in eine andere Genre-Richtung orientiert, liegt im Bereich des Möglichen. Doch so viel verrät sie immerhin: Die Liebe zur Geschichte, zum Krimi und zur Pfalz „wird immer bleiben“ - persönlich wie literarisch. KATHARINA KOVALKOV