Als 1839 in Paris das erste fotografische Verfahren vorgestellt wurde, stockte dem Publikum der Atem. Heute sind Fotos alltäglich, damals erschütterte und faszinierte die neue Technik gleichermaßen. Nie zuvor war es möglich gewesen, die Wirklichkeit so schnell und naturgetreu abzubilden. Zuvor war diese Aufgabe Malerinnen und Malern vorbehalten. Konkurrenzangst war bei einigen die Folge, andere wandten sich begeistert dem neuen Medium zu. Die Kunstwelt und das Verhältnis zu Bildern veränderten sich tiefgreifend. Das zeigt die Ausstellung „Licht und Leinwand“ in der staatlichen Kunsthalle Karlsruhe anschaulich anhand von zehn Themenbereichen, die immer wieder den Bogen in die Gegenwart schlagen.
Die Reisefotografie zum Beispiel ist nicht erst ein Phänomen seit Social Media, sondern erfreut sich bereits seit den Anfängen der fotografischen Verfahren großer Beliebtheit, wie die Kunsthalle mitteilt. Zuvor erfüllten Skizzenbücher und Landschaftsgemälde den Zweck, Reiseerlebnisse zu dokumentieren und zu teilen. Das Porträt veranschaulicht die wechselvolle Geschichte noch deutlicher: Im Gegensatz zu der noch jungen Fotografie konnte sich die Malerei auf eine lange Tradition berufen, die Kundschaft war an den malerischen Ausdruck gewohnt. Aufgrund der langen Belichtungszeiten, die starre Posen erforderten, erwecken die ersten Porträtaufnahmen einen hölzernen Eindruck.
In der Ausstellung können Besucher im „Photostudio anno 1850“ mit den längeren Belichtungszeiten einer historischen Kamera experimentieren und testen, wie gut ihr Zeitgefühl ist: 15 Sekunden müssen sie still sitzen, um ein scharfes Foto zu erhalten. Was sich zunächst nach kurzer Dauer anhört, wird im Vergleich zu den gewohnten Momentaufnahmen von Smartphone und Digitalkamera zu einer scheinbaren Ewigkeit.
Info
Zu sehen bis 2. Juni in der Staatlichen Kunsthalle
Karlsruhe, Hans Thoma-Straße 2
www.kunsthalle-karlsruhe.de