Hält man einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand, ist bei den meisten Frauen die Freude groß. Doch gerade beim ersten Kind stellt sich kurz darauf eine große Unsicherheit ein: Was muss man beachten? Was kann dem ungeborenen Kind schaden? Aber keine Panik: Sich während der Schwangerschaft und Stillzeit gesund zu ernähren ist gar nicht so schwer, wenn man einige Hinweise beachtet.
Ein gesunder Körper während der Schwangerschaft ist wichtig für Mutter und Kind. Entscheidend hierbei sind ausreichend Bewegung, gesunde Nahrung und Getränke, die Aufnahme von Nährstoffen und das Vorbeugen von Krankheiten, die durch Nahrungsmittel übertragen und für die Schwangere sowie den Fötus gefährlich werden können. Beim Essen sollten Schwangere darauf achten, sich so vielseitig wie möglich zu ernähren und jeden Tag verschiedene Gemüse- und Obstarten, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Milchprodukte zu verzehren. Etwa die Hälfte der täglich benötigten Kalorien sollte von Kohlenhydraten stammen.
Das zu sich genommene Fett sollte hingegen nicht mehr als ein Drittel des Tagesbedarfs umfassen und der Rest kann mit Eiweiß gedeckt werden. Extrem wichtig sind genug Ballaststoffe, um die in der Schwangerschaft oft etwas träge Darmfunktion anzuregen und Verstopfungen vorzubeugen. Generell raten Ärzte dazu, Gemüse, Salat und Obst gründlich zu waschen und zu schälen, keine vorgefertigten Produkte, auch Feinkostsalate oder Antipasti, oder solche aus Kantinen zu essen und auf rohe Sprossen und Keimlinge sowie unerhitzte Gemüse- und Obstsäfte zu verzichten. Nicht empfehlenswert sind zudem rohes Getreide, Frischkornbrei und Backwarenmit roheihaltigen oder nicht durchgebackenen Füllungen.
Milchprodukte sollten wärmebehandelt sein, bei Käse sollte die Rinde nicht mitgegessen werden. Fleisch und Fisch müssen durchgegart sein, das gilt ebenso für Wurst, weshalb Rohwurst wie Salami, roher Schinken, Teewurst oder Fleischsalate ohne Konservierungsstoffe tabu sind. Die Finger weg lässt man während der Schwangerschaft außerdem lieber von vorgefertigten Sandwiches und Brötchen.
Fest steht, dass man in der Schwangerschaft nicht „für zwei“ essen sollte, denn der tägliche Kalorienbedarf ist mit etwa 340 Kilokalorien während des zweiten Schwangerschaftsdrittels und zirka 450 Kilokalorien im letzten Drittel nur leicht erhöht - und 450 Kilokalorien entsprechen gerade einmal einer Banane und einem Käsebrot. Deutlich höher ist allerdings bereits ab dem ersten Schwangerschaftsmonat der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen, der trotz optimaler und vielseitiger Ernährung nicht ausreichend gedeckt ist und durch Zusatzpräparate ergänzt werden muss. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei unter anderem auf Folsäure, Jod, Eisen, Calcium, Magnesium, Vitamine D, C und E, Selen, Kupfer und Omega-3- Fettsäuren. Calcium kann meist ausreichend mit Milch oder Joghurt aufgenommen werden, doch Jod und Folsäuremuss durch Tabletten zugeführt werden. Folsäure verringert unter anderem das Risiko eines Neuralrohrdefektes beim Kind, den man im Volksmund als „offener Rücken“ bezeichnet. Wer an einer Schilddrüsenkrankheit leidet, sollte über die Einnahme von Jod- und Folsäure mit seinem Frauenarzt sowie dem Endokrinologen sprechen.
Wie vieles andere wird auch der Eisengehalt im Blut regelmäßig in der Schwangerschaft untersucht, da der Fötus Eisen zum Aufbau des Blutfarbstoffes benötigt. Entscheidend sind daneben die in Fisch enthaltenen Omega- 3-Fettsäuren, die an der Entwicklung des zentralen Nervensystems des Kindes beteiligt sind.
Neben dem Essen spielt die Flüssigkeitszufuhr eine große Rolle: Mindestens zwei Liter sollten Schwangere pro Tag zu sich nehmen und vor allem Wasser, Tee oder kalorienarme Getränke bevorzugen. Auf Alkohol sollte während der Schwangerschaft vollständig verzichtet werden, da bereits geringe Mengen das Risiko für Fehlbildungen und eine Fehlgeburt deutlich erhöhen. Auch Rauchen ist für Frühgeburten und kindliche Mangelentwicklungen mitverantwortlich. Nicht ganz verzichten muss man hingegen auf Koffein in Kaffee, Tee oder Cola-Getränken, sollte jedoch nicht mehr als zwei bis drei Tassen pro Tag trinken.
Wer schwanger ist, erhält von seinem Arzt einen kostenfreien Ratgeber, in dem alle wichtigen Informationen rund um die Ernährung enthalten sind. Frauenärzte informieren bei Fragen aber auch jederzeit. | ANNE KIRCHBERG
INFO
Infektionen durch Nahrung
Für das Ungeborene und die Schwangere gefährlich werden können vor allem drei unterschiedliche Krankheitserreger:
Toxoplasmose: Der Erreger „Toxoplasma gondii“ befindet sich in rohem Fleisch wie medium gebratenem Steak oder Mettwurst, kommt aber auch auf ungewaschenem Salat vor. Entstehen kann er außerdem nach zwei bis drei Tagen in Katzenkot. Wer sich ansteckt, spürt ähnliche Symptome wie bei einem grippalen Infekt.
Listeriose: Listerien können in rohen Milchprodukten wie Rohmilchkäse oder Milch direkt vom Bauernhof sowie rohem Fisch und Fleisch enthalten sein. Krankheitssymptome sind grippeähnliche Beschwerden, Erbrechen, Durchfall und eitrige Entzündungen verschiedener Organe.
Salmonellose: In rohen Eiern sowie rohem Geflügel sind häufig Salmonellen, die schwere Durchfallerkrankungen hervorrufen und Schwangere gefährlich schwächen können. Deshalb wird etwa von Mayonnaise und Tiramisu abgeraten. |akk