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Gesundheit und Wohlbefinden Kaiserslautern

Wenn neue Zähne alt aussehen

Phänomen „Kreidezähne“ bei immer mehr Kindern festzustellen

Wenn neue Zähne alt aussehen

Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, kurz MIH, klingt dramatisch – und ist es auch: Die sogenannten „Kreidezähne“ treten immer häufiger auf und vor allem Kinder und Jugendliche sind betroffen. Über die Auslöser der schmerzhaften Veränderung von bleibenden Zähnen sind sich die Experten allerdings noch nicht ganz einig.

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Hat noch gut lachen, aber immer mehr Kinder leiden unter Kreidezähnen.
FOTO: NATALLIA VINTSIK/STOCK.ADOBE.COM

Jedes Kind freut sich, wenn der erste Wackelzahn herausfällt und ein bleibender Zahn zum Vorschein kommt. Doch oft gibt es gerade bei Backen- oder Schneidezähnen eine böse Überraschung: Die neuen Zähne sehen gar nicht neu aus, sondern sind gelblich-braun, rau oder sogar ganz zerstört. Manchmal treten Probleme erst etwas später auf, wenn die Zähne beim Putzen, Trinken oder Essen schmerzen, extrem kälte- und wärmeempfindlich sind, gelb-bräunlich fleckig erscheinen und Furchen haben.

Ein Drittel aller Zwölfjährigen betroffen

All das sind klassische Anzeichen für Kreidezähne, von denen bereits zehn bis 15 Prozent aller Kinder und sogar 30 Prozent aller Zwölfjährigen betroffen sind, wie auch der „Spiegel“ in einem Beitrag berichtete. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde“ (DGZMK) warnt, dass die Krankheit damit in diesem Alter sogar häufiger vorkommt als Karies!

Kreidezähne sind nicht nur schmerzhaft und sehen nicht schön aus, sie können daneben zahlreiche Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Denn auf der rauen Oberfläche setzt sich ein Biofilm fest, der ein perfekter Nährboden für Karies, der den Zahn heftiger als normalerweise schädigen kann. Als Ursache für Kreidezähne steht die gestörte Mineralisation des Zahnschmelzes fest. Normalerweise werden die bleibenden Zähne ab dem achten Schwangerschaftsmonat bis zum vierten Lebensjahr in Kalzium und Phosphat eingelagert, die dann den Zahnschmelz aushärten. Wird dieser Prozess gestört, bleiben die Zähne weich und besitzen nur etwa ein Zehntel der Härte von gesundem Zahnschmelz. Dies sieht man jedoch erst, wenn die betroffenen Zähne durchbrechen und teilweise oder ganz zerstört sind.

Was genau die Mineralisation stört, ist noch unklar. Mögliche Auslöser sind Probleme während der Schwangerschaft, erbliche Veranlagung, Infektionskrankheiten wie Windpocken, Antibiotika oder Einflüsse durch die Schadstoffe Dioxine. Eine weitere Ursache für die Störung könnten nach Aussage der DGZMK auch Weichmacher aus Kunststoffen sein, die mit der Nahrung aufgenommen werden.

Einer der häufig verwendeten Weichmacher ist BPA (Bisphenol A), der beispielsweise in Verpackungen, Plastikgeschirr, Schnullern, Konserven oder Getränkedosen steckt und den Hormonhaushalt verändert. Weichmacher waren bis 2011 in Plastik-Trinkflaschen für Babys und Kleinkinder enthalten und normale Plastikflaschen setzen unter bestimmten Umständen ebenfalls BPA frei. In Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass eine extrem hohe Konzentration an BPA Zahnschäden hervorruft, die denen von Menschen stark ähneln.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) veröffentlichte im August 2018 allerdings ein siebenseitiges Informationsblatt, in dem es mitteilt, ein Zusammenhang zwischen Kreidezähnen bei Kindern und der Aufnahme von BPA sei nach derzeitigem Wissensstand unwahrscheinlich. Unter anderem sei die bei Tierversuchen verwendete Menge an BPA um ein Vielfaches höher als die Aufnahme bei einem Menschen.

Zahlreiche Faktoren als Ursache vermutet

Das BfR geht eher von zahlreichen Faktoren als Entstehungsgrund für die Kreidezähne aus, wie Erkrankungen der Mutter im letzten Schwangerschaftsviertel, Komplikationen bei der Geburt, häufige Erkrankungen des Kindes in den ersten Lebensjahren, die mit hohem Fieber verbunden waren, ein niedriger Vitamin-D-Blutspiegel, eine frühe Aufnahme des Antibiotikums Amoxicillin und den Auswirkungen von Dioxinen. akk

STICHWORT

Kreidezähne

Egal, ob Kinder oder Erwachsene betroffen sind, helfen kann nur der Zahnarzt. Er behandelt die betroffenen Zähne mit Fluor und versiegelt sie mit Kunststoff, damit sie weniger empfindlich sind. Betroffene müssen ihre Zähne besonders gründlich reinigen, und auch hier sollte man auf die Anweisungen vom Zahnarzt hören. Er empfiehlt je nach Alter des Patienten und Schweregrad der Erkrankung spezielle Zahnpasten, Putzweisen und Mundspülungen, die mit einem hohen Fluorgehalt die Zähne möglichst lange erhalten sollen. akk