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Die Leber ist ein Multitalent: Sie sorgt für die Entgiftung des Körpers, verarbeitet Zucker, Fette, Mineralien und Spurenelemente und speichert Vitamine, um sie nach Bedarf wieder an den Organismus abzugeben. Die vielen Stoffwechselvorgänge spielen sich in zwei Leberlappen mit 50-bis 100.000 Funktionseinheiten ab, den Leberläppchen. Ohne Leber kann der Organismus nicht überleben. Umso wichtiger, sie gesund zu erhalten. Die Deutsche Leberstiftung informiert darüber, wie das funktioniert.
Erste Symptome
Die Leber steckt selbst hohe Belastung über lange Zeit weg, ohne Beschwerden zu verursachen. Dadurch besteht allerdings auch die Gefahr, dass Lebererkrankungen zu spät entdeckt werden. „Erst bei einer deutlichen Vergrößerung der Leber treten unspezifische Symptome auf“, betonen Henryk Dancygier, Heiner Wedemeyer, Markus Cornberg, Stefan Zeuzem, Michael P. Manns, Alexander Hoffmann und Bianka Wiebner, allesamt Experten der Deutschen Leberstiftung. „Je früher aber eine Lebererkrankung diagnostiziert wird, desto höher sind die Chancen einer kompletten Heilung.“ Daher solle man mögliche Anzeichen einer Lebererkrankung vorsichtshalber abklären lassen: Abgeschlagenheit, Gelbfärbung der Augen, hochrote Zunge, Juckreiz, Schmerzen im rechten Oberbauch, Wassereinlagerungen im Bauch, dunkler Urin, Neigung zu Blutergüssen, weiß verfärbte Nägel, spinnartig sichtbare Äderchen und eine fleckige Rötung der Handinnenflächen.
Fettleber
Den Experten zufolge beginnen zahlreiche Lebererkrankungen mit einer Hepatitis, einer Leberentzündung. Vorstufe der Entzündung kann die Fettleber sein. Wohl jeder hat schon einmal davon gehört. Die Fettleber ist laut Deutscher Leberstiftung eine häufige Erkrankung, bei der sich Fett in den Leberzellen einlagert, was wiederum die Funktion der Leber einschränkt. Ursache dafür seien vor allem Übergewicht und Alkoholmissbrauch. Dass nicht immer Alkohol bei der Ausbildung der Fettleber eine Rolle spielt, ist vermutlich weniger geläufig. In jedem Fall aber steckt ein ungesunder Lebensstil hinter der Erkrankung. „Das Rezept, diese Fettleber wieder loszuwerden und die Gefahr auszuschalten, dass sich die Leber entzündet, ist denkbar einfach“, betonen die Mediziner. „Wer auf sein Gewicht achtet, wer sich gesünder ernährt, wer seinen Alkoholkonsum kontrolliert und wer etwas für seine körperliche Fitness tut, hat gute Chancen“. Die Fettleber könne sich dann binnen weniger Wochen bis Monate zurückbilden. Vor allem aber den Alkoholkonsum zurückzuschrauben, lohne sich immer.
Virus-Infektionen
Auslöser für eine Leberentzündung kann jedoch auch eine Virusinfektion sein. Fünf unterschiedliche Formen sind bekannt: Hepatitis A, B, C, D und E. Sie sind unterschiedlich aggressiv. Während eine akut auftretende Hepatits A in der Regel von selbst ausheilt, ist es trotz ständiger Forschung und verbesserter Heilmethoden bis heute schwierig, die Hepatitis D und E zu therapieren. Hepatitis B gilt als chronische Leberentzündung. Sie ist mit Medikamenten inzwischen den Experten zufolge gut in den Griff zu bekommen. Allerdings müssen die Patienten regelmäßig Tabletten einnehmen. Gegen Hepatitis C gibt es kein Heilmittel.
Leberfibrose und -zirrhose
Wer bei einer chronischen Leberentzündung nicht gegensteuert, läuft Gefahr, eine Leberfibrose, oft gefolgt von einer Leberzirrhose, zu entwickeln. Bei einer Hepatitis C sind das meist die Folgen. Ist das Status der Leberzirrhose erreicht, sind die Schäden irreversibel. Weil die Leber dann ihre Funktion als Entgiftungsorgan nicht mehr erfüllen kann, werden Gehirn und Nerven sowie die Blutgerinnung in Mitleidenschaft gezogen. Oft führt eine Hepatitis C zunächst zur Zirrhose und geht dann in Leberzellkrebs über.
Leberzellkrebs
Leberzellkrebs kann aber auch andere Auslöser haben. Für die Heilungschancen ist eine Früherkennung besonders wichtig – und dass die Leber keine Vorschädigungen hat. „Bei nichtzirrhotischen Lebern können bis zu 80 Prozent der Leber operativ entfernt werden, das Organ wächst wieder nach.“
Vorbeugender Lebensstil
Der Verein Deutsche Leberhilfe rät zu einer vollwertigen Ernährung und „leichter Vollkost“. Die Experten haben zehn Regeln formuliert, die allgemein für einen gesunden Lebensstil gelten:
* Vielseitig essen
* Viele Getreideprodukte/Kartoffeln
* Gemüse und Obst fünfmal pro Tag
* Täglich Milch und Milchprodukte,
* Fisch ein- bis zweimal pro Woche, Fleisch, Wurstwaren und Eier in Maßen
* Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel
* Zucker und Salz in Maßen
* Viel Flüssigkeit
* Schmackhaft und schonend zubereiten
* Sich fürs Essen Zeit nehmen und es genießen
* Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben wig
LEBER ABC
Adenom: gutartiger Lebertumor
ASH: Alcoholic Steatohepatitis, eine Leberentzündung durch eine alkoholbedingte Fettleber
Aszites: Bauchwassersucht, Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle als Folge einer Leberzirrhose
Biopsie: Entnahme von Gewebe zur Analyse, etwa Leberbiopsie (auch Leberpunktion genannt)
Diabetes mellitus: Stoffwechselerkrankung mit erhöhtem Blutzucker
Elastografie: schmerzlose Untersuchung zur Bestimmung der Lebersteifigkeit, ersetzt heute häufig die Leberbiopsie
Fettleber: übermäßige Ansammlung von Fett in den Leberzellen. Hauptursache sind falsche Ernährung und Alkoholmissbrauch. Kann sich zur Leberentzündung (Hepatitis) entwickeln
GPT: Glutamat-Pyruvat Transaminase, der wichtigste Leberwert im Blut, ist er erhöht, liegt eine Schädigung der Leber vor.
Ikterus: Gelbsucht; ein Symptom diverser Lebererkrankungen
Künstliche Leber: bisher nur zur Entgiftung möglich, Produktionsaktivitäten der Leber sind nicht maschinell zu ersetzen.
Zirrhose: Sammelbegriff für die krankhafte Bindegewebsvermehrung infolge einer chronischen Entzündung msw
(Quelle: Deutsche Leberstiftung)
BUCHTIPPS
Ratgeber zum Thema Leber
Die Deutsche Leberstiftung hat mit Hilfe einer Reihe von Medizinern „Das Leber-Buch“ herausgegeben, ein umfassendes Nachschlagewerk mit Fachwissen rund um das Organ und alle es möglicherweise betreffenden Erkrankungen. In einem Glossar sind Fachbegriffe erklärt. Außerdem beantworten die Autoren 60 konkrete häufige Fragen zu Lebererkrankungen. Diese gelten inzwischen übrigens als Volksleiden: Rund fünf Millionen Deutsche sind dem Buch zufolge betroffen. wig
Deutsche Leberhilfe (Hrsg.): „Das Leber-Buch“, Schlütersche, 2016, 16,99 Euro
Einen Gesundheitsratgeber speziell zur Fettleber hat der Verein Deutsche Leberhilfe unter Mitarbeit einer medizinischen Expertenriege herausgegeben. Auch darin spielt Grundwissen über die Erkrankung, über Diagnose- und Therapiemöglichkeiten eine Rolle. Hauptsächlich widmet sich das Buch der Ernährung mit Tipps zur Gewichtsreduktion und einem Rezeptteil. wig
Deutsche Leberhilfe (Hrsg.): „Gesundheitsratgeber Fettleber“, Schlütersche, 2017, 19,99 Euro
Ein Programm, genannt Prometheus, um die Leber zu reinigen, stellen Anne Wanitschek und Sebastian Vigl in ihrem Ratgeber vor. Es setzt auf Heilpflanzen, Schüßlersalze, Ernährungsumstellung und Entspannungstechniken. Wer möchte, kann die Kur nach einem Vier-Wochen-Plan durchführen. Ein einführender Teil informiert darüber, was die Leber „für uns tut und wann wir etwas für sie tun müssen“. Neben Fettleber und Leberentzündung sowie -zirrhose ist auch Gallensteinen ein Kapitel gewidmet. wig
Wanitschek/Vigl: „Die Leber natürlich reinigen“, Schlütersche, 2017, 19,99 Euro
Eine milde Leberkur auf der Basis von Müsli und Gemüsesuppe für alle, die nicht streng fasten möchten, hat Anne Iburg entwickelt. Die Ernährungswissenschaftlerin stellt allgemein eine lebergesunde Ernährung in den Mittelpunkt und hat dazu auch leckere Rezepte zusammengetragen. wig
Anne Iburg: „Die richtige Ernährung bei Lebererkrankungen“, Schlütersche, 2015, 19,99 Euro