Mit der Einführung von Elektrobussen im ÖPNV werden die Geräuschemissionen des Fahrzeuges während der Fahrt verändert und vermindert. Die bekannte Geräuschkulisse vom Verbrennungsmotor entfällt. Das birgt Chancen – aber auch Gefahren.
Ausschreibung an Studierendenwerk – Letztes Jahr bundesweit bereits 1300 E-Busse in Betrieb
Durch die künftig überwiegend elektrische Antriebstechnik können sowohl klima- und atemwegsschädigende als auch Lärmemissionen deutlich vermindert werden. Darin liegen die Chancen. Aber: Die Sicherheitserfordernisse für alle anderen Verkehrsteilnehmer – insbesondere von sehbehinderten Menschen, Fußgängern oder Radfahrern – müssen berücksichtigt werden, denn E-Busse sind bei geringer Geschwindigkeit zu leise. Um im Außenbereich rechtzeitig wahrgenommen zu werden müssen sie aus Sicherheitsgründen nach EU-Norm hörbar auf sich aufmerksam machen.
Gesucht: der Bus-Sound der Zukunft
Hersteller bieten bereits Lösungen mittels Fahrzeuggeräusch-Generatoren (Acoustic Vehicle Alert System – AVAS) an. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und die Branche wollen jedoch deutschlandweit einen akustischen Industriestandard setzen. Gesucht wurde ein charakteristischer Marken-Klang „Made in Germany“, der unverkennbar außerhalb der Fahrzeuge – also zum Beispiel bei der Anfahrt von Haltestellen – gehört werden kann, um den EU-Vorgaben zu genügen. In Zusammenarbeit mit dem FOAM Institute Berlin hatte der VDV daher einen Studierenden-Wettbewerb ausgerufen, um Soundideen für Ausschreibung an Studierendenwerk – Letztes Jahr bundesweit bereits 1300 E-Busse in Betrieb Deutschlands E-Bus-Sound der Zukunft einzureichen.
Gewonnen hat Lukas Esser von der Universität der Künste Berlin. Sein Sound steht für die akustische Identität des E-Busses, die durch Attribute wie einzigartig, umweltfreundlich und modern gekennzeichnet ist, wie die Jury befand. Der Siegersound wird laut VDV der neue akustische Industriestandard für E-Busse deutschlandweit und soll im Juli präsentiert werden.
In Ludwigshafen 15 E-Busse in Betrieb
In den vergangenen Wochen gingen laut rnv übrigens auch in Ludwigshafen 15 E-Busse an den Start. Sie sollen dem Stadtverkehr nicht nur ein neues Gesicht geben, sondern auch für eine bessere Luft sorgen, zudem den Klimaschutz vorantreiben und lokale Emissionsfreiheit anstreben. Die Busse des Typs E-Citaro werden in der Region produziert und stellen für den Öffentlichen Verkehr den richtigen Schritt in Richtung Zukunft dar.
Auf dem rnv-Betriebshof in Ludwigshafen-Rheingönheim entstanden in den vergangenen Monaten 15 Ladepunkte im Busdepot. So kann die Batterie über Nacht mit 100 Prozent Ökostrom geladen werden.
Langfristig komplette Fuhrpark-Umstellung
Die Fahrzeuge sind Teil einer Beschaffung von 30 E-Bussen für das gesamte Verkehrsgebiet, die sukzessive alte Dieselbusse ersetzen sollen. Langfristig soll der gesamte Fuhrpark auf alternative Antriebe umgestellt werden. Nach Angaben des VDV waren im vergangenen Jahr 1300 E-Busse bundesweit in Betrieb, die Hälfte davon kam im Vorjahr hinzu. msw
Studie: Deutschland wird Vorreiter
Deutschland wird nach einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group zu einem weltweiten Vorreiter bei der Elektromobilität. 2025 dürften schon fast 40 Prozent der verkauften Autos rein batteriebetrieben sein, 2030 sogar schon zwei Drittel. BCG: „Das ist im internationalen Vergleich mit der höchste Wert.“
Für die Berechnungen sei ein Verbrennerverbot in der EU ab 2035 schon einkalkuliert. Zunehmend strengere Vorgaben und die hohen Investitionen der Autoindustrie beschleunigten die Elektrifizierung, sagte BCG-Branchenexperte Albert Waas.
In drei Jahren dürften in der EU 30 Prozent der neuen Autos rein batterieelektrisch (BEV) sein, in China 29 Prozent und in den USA 19 Prozent. „2028 werden reine Elektroautos der meist verkaufte Fahrzeugtyp weltweit sein“, erwartet die Unternehmensberatung. Für 2030 rechnet BCG in der EU mit einem BEV-Anteil von 60 Prozent, in China von 52 Prozent, in den USA von 47 Prozent. Außerhalb dieser drei Hauptmärkte dürfte der BEV-Anteil an den Verkäufen auch 2035 nur etwa 35 Prozent ausmachen.
„Die Herausforderungen der Autoindustrie sind nun die zwei großen ’L’s: Lieferketten und Laden“, sagte Waas. „Die Nachfrage nach Lithium wird sich bis zum Ende der Dekade verachtfachen, und die Batteriepreise werden wieder ansteigen.“ Schon 2025 werde die Autoindustrie eine Million Tonnen Lithium brauchen, 2030 sogar 2,2 Millionen Tonnen. Die Batterie macht gut ein Drittel des Autopreises aus.
Der zweite Knackpunkt sind öffentliche Ladesäulen für Autofahrer, die keine Wallbox zuhause oder am Arbeitsplatz haben: „Die Ladeinfrastruktur kann kurzfristig nicht mit der rasanten Geschwindigkeit der Elektrifizierung mithalten“, sagte Waas. tmn