Sommerzeit ist Grillzeit, Sommerzeit ist Badezeit. Leider passieren immer wieder Unfälle: ein Funkenschlag der Glut ins ausgedörrte Gras an nicht für Feuer ausgewiesenen Stellen, ein lähmender Krampf beim Schwimmen. Die Freiwillige Feuerwehr Speyer hat immer viel zu tun, aber von Juni bis August am meisten. Ihre Einsatzgebiete verlagern sich erfahrungsgemäß auf Flächenbrände und Wassereinsätze. Grund genug, um die Arbeit dieser Lebensretter der Domstadt vorzustellen.Anders als der Name vermuten lässt, besteht die Freiwillige Feuerwehr Speyer nicht nur aus Ehrenamtlichen, sondern lediglich zu drei Vierteln. Unter den rund 100 Freiwilligen sind 16 Frauen. Dazu kommen 26 Feuerwehrmänner und eine Feuerwehrfrau im Hauptamt sowie die Wachleitung und acht weitere Hauptamtliche mit verschiedenen Aufgaben.Ein Viertel der Speyerer Feuerwehr sind Hauptberufler.Doch eigentlich sieht das Feuerwehrgesetz von Rheinland-Pfalz vor, dass Gebietskörperschaften und Städte erst ab einer Einwohnerzahl von 90.000 eine Berufsfeuerwehr zu bilden haben. Nun ist Speyer mit seinen knapp 50.380 Einwohnern (Stand 2019) noch ein ganzes Stück davon entfernt. Wie kommt es also, dass es trotzdem Feuerwehrleute im Hauptamt gibt? Das resultiert aus der Feuerwehrordnung der Stadt. „Der Feuerwehrbedarfsplan legt fest, dass nach dem Eingang eines Notrufs die erste Staffel mit neun Feuerwehrleuten nach acht Minuten an jeder beliebigen Stelle der Stadt eingetroffen seinmuss – und das in 90 Prozent der Fälle“, erklärt Peter Eymann, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur von Speyer. Gerade für Einsätze in Speyer-Nord konnte das bisweilen sehr schwierig sein. Daher kamen ab 2016 auch feuerwehrtechnische Beamte im Einsatzdienst hinzu. „Aktuell schaffen wir die Anforderung in 40 Prozent der Fälle, dass heißt, auch hier muss noch mal nachgebessert werden“, ergänzt Eymann.
Freiwillige Feuerwehr Speyer besteht aus Ehren- und Hauptamtlichen – First-Responder-Einheit der DLRG unterstützt im Naherholungsgebiet Binsfeld seit Mai während Badesaison
Freiwillige und Hauptberufler arbeiten bei jedem Einsatz zusammen. Geht ein Notruf in der Einsatzzentrale ein, begeben sich sechs Feuerwehrleute innerhalb von 90 Sekunden von der Feuerwache in der Industriestraße 7 in ihre Fahrzeuge, ein Beamter unterstützt von der Zentrale aus telefonisch. Drei Ehrenamtliche rasen in einem weiteren Fahrzeug zum Einsatzort. Um noch schneller zu werden, ist geplant, ein Gerätehaus in der Spaldinger Straße auf dem Gelände des alten Backhauses zu errichten. Der Baustart dieser Unterkunft in Nord, also einer Einrichtung der Feuerwehr, die im Gegensatz zur Feuerwache nicht ständig besetzt ist, im Herbst geplant.
Die Feuerwehrbeamten teilen sich in drei Wachabteilungen A, B und C zu je neun Leuten auf. Hinzu kommt die Wachabteilung D mit acht Angestellten, die im Tagdienst arbeiten. Die Wachabteilung D beinhaltet die Technik: Der Unterhalt von 50 Fahrzeugen mit 25 Jahren Laufzeit muss gewährleistet werden. Jährlich kommen zwei neue Fahrzeuge hinzu. Ein Drehleiterfahrzeug etwa liegt in der Größenordnung einer dreiviertel Million Euro. Weitere Tagdienstmitarbeiter sind in der Brandschutzdienststelle tätig: Speyer hat zurzeit etwa 120 Sonderbauten, die eines Brandschutzkonzeptes bedürfen, das während der Bauplanung implementiert werden muss. Auch für die Alarm- und Einsatzplanung gibt es einen Mitarbeiter, der sich um selbige in öffentlichen Gebäuden wie den Speyerer Krankenhäusern kümmert. Eine Verwaltung gehört auch dazu, ebenso wie die Dienstplangestaltung und Veranstaltungssicherheit.
Der Stabsstellenleiter Peter Eymann, der direkt der Oberbürgermeisterin unterstellt ist, ist gleichzeitig Brand- und Katastrophenschutzinspekteur. Bis 1998 war er ehrenamtlich bei der Feuerwehr und seit 2002 ist er es hauptberuflich. Er hat so einiges erlebt, auch sehr schlimme Einsätze, bei denen die Betroffenen nicht mehr gerettet werden konnten oder wenig später verstarben. „Wir sind nie allein, erleben das gemeinsam und können durch Gespräche danach viel kompensieren. Uns steht auch rund um die Uhr ein Psychologe zur Verfügung“, sagt Eymann. „Manchmal gibt es aber trotzdem ein Ereignis, was nicht mehr kompensiert werden kann, dann hilft nur, in Frühpension zu gehen.“ Oft ist auch Humor eine Strategie, um sich vom Geschehenen abzunabeln und es zu verarbeiten. So als der Stabsstellenleiter bei einer Türöffnung dabei war, als besorgte Nachbarn die Feuerwehr alarmierten, weil die betroffene Person nicht auf Klopfen und Rufen reagierte. „Als wir die Tür aufbrachen und in der Wohnung standen, schaute uns ein Mann an, der uns verdutzt anstarrte, während er sein Hörgerät am Ohr anbrachte.“
Türöffnungen gehören wie die Bergung von Verletzten bei Verkehrsunfällen, Tierrettung, Einsätze bei Hochwasser- und Sturmfolgen zu den Hilfeleistungen – überraschenderweise die häufigsten Aufgaben der Feuerwehr. „Das gilt für ganz Deutschland“, weiß Eymann. In Speyerwaren das im vergangenen Jahr 52 Prozent. Brandbekämpfung machten nur 22 Prozent der Einsätze aus. In einem nicht unerheblichen Teil der Fälle, nämlich 14 Prozent, ist die Feuerwehr der Domstadt ausgerückt, wenn eine Brandmeldeanlage aus anderen Gründen ausgelöst hat. Zu den Aufgaben zählen zudem der Umgang mit Gefahrstoffen, also wenn es etwa bei Firmen, die mit speziellen Chemikalien arbeiten, eine Leckage geben sollte. Dann wird das Gebiet abgesperrt, versucht, die Chemikalie zu identifizieren, Luftmessungen unternommen und evakuiert.
Aufs Jahr gerechnet ein sehr kleiner Teil der Einsätze, aber eben im Sommer häufiger, sind Badeunfälle. Hier hat die Feuerwehr im Naherholungsgebiet Binsfeld seit diesem Jahr Hilfe von der Ortsgruppe Speyer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Während der Badesaison steht ihr eine sogenannte First-Responder-Einheit zur Seite, die den regulären Rettungsdienst bei dringenden medizinischen Notfällen im Binsfeld unterstützen kann. Eymann, dem die Einheit untersteht, hebt den Vorteil hervor: „Im medizinischen Notfall rückt der First Responder unverzüglich aus, leistet qualifizierte Erste Hilfe, führt lebenserhaltende Sofortmaßnahmen durch oder leitet im Extremfall sogar die Wiederbelebung ein, bis der reguläre Rettungsdienst vor Ort ist. Je schneller qualifizierte Maßnahmen angewendet werden, desto günstiger ist der Heilungsablauf und umso kürzer die notwendige Behandlungszeit.“ Da das Binsfeld etwas abseits gelegen und die DLRG Speyer vom 1. Mai bis 30. September an fast jedem Abend und an allen Wochenenden und Feiertagen in einer Rettungsstation vor Ort ist, sind die First Responder schnell am Unfallort. Wird ein Notfall gemeldet, werden auch sie informiert. Seit dem Start im Mai sind sie bereits einige Male gerufen worden. Die First Responder sind qualifizierte ehrenamtliche Ersthelfer.
Das Rentenalter für Feuerwehrbeamte ist 60 Jahre.
Um bei der Feuerwehr als Ehrenamtlicher einzusteigen, sind Motivation, Vorerfahrung und Gesundheit gefragt. Für die Bewerbung als Hauptberufler muss man eine Berufsausbildung absolviert haben, die für die Arbeit bei der Feuerwehr dienlich ist, einem zweitägigen Auswahltest mit ausführlichem Sporttest, Hindernisparkour mit Maske, Schwindelfreiheitstest in 30 Metern auf der Drehleiter sowie einer amtsärztlichen Prüfung standhalten. Zudem muss man Schwimmen können und darf keine Platzangst haben. Erst dann qualifiziert man sich für die 18-monatige Ausbildung. Der Alltag heißt dann zwei Tage die Woche 24-Stunden-Dienste. „Was belastend ist, dass man niemals in eine Phase kommt, wo man komplett abschalten kann“, sagt der Feuerwehrchef. Nicht umsonst ist das festgelegte Rentenalter für Feuerwehrbeamte 60 Jahre. hani