Dort rollen Unternehmen, Handwerksbetriebe und Ausbilder jeglicher Art den Jugendlichen regelrecht den roten Teppich aus, um Azubis zu finden. Den Schülern Orientierungshilfe zu leisten, ist ausgesprochenes Ziel des Events. Ist es sinnvoller eine Ausbildung zu machen oder doch lieber zu studieren? Im Dialog mit Experten aus der Berufswelt ist es leichter, den individuellen Traumberuf zu identifizieren. Aber auch für Arbeitgeber ist die Messe genau das richtige Portal, um sich als Ausbilder zu präsentieren und um künftiges Fachpersonal zu gewinnen. Denn das ist händeringend gesucht. 3500 Schüler aus 14 Schulen aus Pirmasens und Umgebung erwartet Stefan Lelle, der Vorsitzende des Trägervereins für die BIB. Sogar 230 Schüler aus Frankreich seien dabei.


„Mit der BIB wollen wir alle zusammenführen und neue Brücken bauen“, erklärt Lelle. Letztendlich könne mit der Veranstaltung auch die Zukunft des Standorts Pirmasens gesichert und gezeigt werden, was nach wie vor in der ehemaligen Schuhmetropole steckt. Sein Tipp: „Die Schüler sollen diese Chance unbedingt nutzen, weil sie im kommenden Jahr einen Ausbildungsplatz oder ein duales Studium brauchen“, sagt Lelle, der davor warnt, dass Schüler den Messebesuch mit einem Wandertag verwechseln. Für die künftigen Schulabgänger sei es enorm wichtig, schon jetzt die entsprechenden Kontakte zu knüpfen. Sein Credo: Jeder kann momentan einen Ausbildungsplatz bekommen. Nur, dass vielleicht nicht jeder sofort im Wunschberuf starten könne, weil Abiturienten auch in klassischen Ausbildungsberufen wie zum Beispiel bei der Büro- und Handwerksberufen bevorzugt würden.
Wie sieht es auf dem Ausbildungsmarkt aus
Im Einzelhandel könne man momentan sehr gut einen Ausbildungsplatz bekommen, weiß der Experte. Bei der Wasgau AG würden dringend Fachverkäufer für Bäckerei und Metzgerei gesucht. „Dort verdient man ein gutes Geld“, findet Lelle, der aber auch weiß, dass dieses Berufsfeld unbeliebt ist. Hoch im Kurs stünden Berufe, die eine normale Arbeitszeit haben. Eine Arbeit, die morgens um sechs Uhr beginnt, sei für die meisten tabu. Auch das Wochenende wünschen sich die meisten zur freien Gestaltung. Märkte, die bis 22 Uhr geöffnet haben, würden sich schwerer tun, Nachwuchs zu finden. Das wäre eigentlich das Thema der Landes- oder sogar Bundesregierung, findet Lelle. Da müssten andere Impulse gesetzt werden, findet er. Auf die Handwerksberufe müsse mehr Wert gelegt werden. Da passiere viel zu wenig, unterstreicht er.
Besonders die Schuhbranche klage, keine Azubis zu finden, die sich als Fachkraft für Lederverarbeitung ausbilden lassen wollen. Dabei sei es eine Ausbildung, die man mit dem Schulabschluss der Mittleren Reife problemlos machen könne.
Sogar bei Profine seien einige Berufsbilder nicht voll besetzt, im Bereich Kunststoff- und Kautschuktechnologie etwa, weiẞ Lelle zu berichten. Bei der Ausbildung zum Verfahrensmechaniker gehe es darum, einwandfreie PVC-Profile zu produzieren - von der Wareneingangskontrolle bis zur technischen Betreuung von Produktionsanlagen.
Viele Schüler würden lieber junger ihren Idolen und Influencer nacheifern, anstatt ihre Möglichkeiten realistisch einzuschätzen, bedauert er. Dabei hätten die jungen Männer und Frauen so viel Potenzial, das sie einfach nicht abrufen. Er sage den jungen Leuten immer wieder, dass es wichtig sei, einen ersten Schritt in die Berufswelt zu machen. Nach zwei oder drei Jahren, wenn ein Mensch dann reifer geworden sei, könne er immer noch gegebenenfalls die Richtung ändern. Die meisten würden sich aber die Hände nicht dreckig machen wollen, und warm und trocken soll der Arbeitsplatz auch sein. „Auch die Eltern sind hier mitgefordert“, findet er. Denen empfiehlt er übrigens ebenfalls, die Messe zu besuchen, um sich umzusehen, was zu Sohn und Tochter beruflich passe.
Messebesuch will vorbereitet sein
Das Organisationsteam verschickt Ausstellerlisten und Flyer, damit der Besuch im Unterricht vorbereitet werden kann. Denn während manche Schüler tatsächlich mit Bewerbungsmappen die Messe besuchen, verwechseln andere diese Chance nach wie vor mit einem Wandertag, bei dem es obendrein attraktive Give-aways gebe. Ganz neu: Die Organisatoren haben eine zwölfseitige Liste mit allen Ausbildungsberufen erarbeitet, wo aufgeführt sei, bei welchen teilnehmenden Unternehmen diese möglich sind.
Weil nicht alle angemeldeten Schüler auf einmal in die Hallen passen, werde jeder Klasse ein bestimmtes Zeitfenster eingeteilt. So haben alle Besucher zwei Stunden Zeit, um mit den Ausstellern ins Gespräch zu kommen. Den Anfang machen die Schüler der Pirmasenser Schulen, weil sie sowieso vor Ort sind und auch in der Frühe losstarten können. Am späten Vormittag kommen dann die Schüler aus der Umgebung zum Zug. „Die müssen erst anreisen und sind oft eine Stunde unterwegs“, erklärt Lelle die Einteilung. Das gelte insbesondere für die französischen Schüler aus Saargemünd und Bitsch, die seit Jahren bei der Pirmasenser BIB gerngesehene Gäste sind. Erwartet würden wie immer 3500 Schüler, berichtet Lelle.


Nur ausgebucht sei die Messe diesmal nicht, bedauert Lelle. Die Schüler können sich auf 112 Aussteller freuen, die ihnen Rede und Antwort stehen. Das sei wertvoll, betont Lelle. Die BIB biete Perspektiven, Informationen und gute Gespräche, damit jeder seinen individuellen Weg finden kann, betont der Vereinsvorsitzende. Die Messe sei ein großes Privileg für die jungen Besucher. „Die bekommen ihre Möglichkeiten und Chancen auf einem Silbertablett präsentiert“, sagt er. „Vier oder fünf Aussteller können wir locker noch unterbringen“, ermutigt er Kurzentschlossene. Das sei so, weil das Catering einen neuen Platz bekommen habe, einige Unternehmen weniger Quadratmeter gebucht hätten und zwei Teilnehmer abgesprungen seien.
Stiftungen und Banken sponsern die BIB
Acht bis Zehntausend Euro kostet die Messe, die ohne Unterstützer und Spender nicht zu stemmen sei. Neben den Finanzspritzen verschiedener Unternehmen der Region seien die Sparkasse Südwestpfalz und die VR-Bank sowie Nemesis Consulting GmbH langjährige Unterstützer der Messe. „Wir freuen uns außerdem über zwei tolle Stiftungen, die uns mithelfen die kostenfreie Teilnahme an der BIB für alle zu ermöglichen, und die Zukunft unserer Region zu fördern und zu sichern“, informiert Lelle. Die Rede ist von der Daniel-Theysohn-Stiftung sowie die Stiftung zukunftsfähige Südwestpfalz, die beide richtig viel gespendet hätten. „Die Unternehmen, die als Aussteller mitmachen möchten, müssen nur ihren Messestand hinstellen“, erklärt er. Deswegen freuen sich die Macher auch, dass sie seit Jahren auf die Unterstützung des Lions Clubs Pirmasens, der Rotary von Pirmasens sowie des Rotary Club Pirmasens-Südwestpfalz zählen konnten. Auch der Landkreis Südwestpfalz steht dem Projekt zur Seite.


Zwei regionale Firmen übernehmen Messebau
Glücklicherweise würden die Unternehmen psb und Profine die Herrichtung der Messehalle übernehmen. Deren Mitarbeiter kümmern sich um den Strom und die Verlegung von Kabelkanälen. Profine sei ab Montag schon vor Ort, um die Einzeichnungen zu übernehmen, wo welcher Stand hinkommt.
Natürlich sei auch die Eigenleistung der vielen Ehrenamtlichen nicht zu vergessen, die neben ihrem Hauptberuf die Messe auf der Agenda haben. Alle gemeinsam würden die kostenlose Teilnahme der Aussteller ermöglichen. Doch all das lohne sich, weil der Gewinn sei, dass die Firmen in Stadt und Umgebung die Auszubildenden findet, damit die Region weiterkommt.
Der größte Erfolg für ihn wäre, wenn alle Jugendlichen die gebotene Chance nutzen würden, sich aktiv an der Messe beteiligen, den Firmen die Buden einreißen würden und sagen: „Ich will bei euch eine Ausbildung machen.“ Damit die Firmen sagen können: „Dieses Jahr war supertoll.“ 70 Prozent Quote für die Firmen wären fantastisch. ckkm