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Die meisten Hausbesitzer ärgern sich über steigende Strompreise und möchten deshalb ihr Eigenheim vom öffentlichen Stromnetz möglichst unabhängig machen. Der beliebteste Problemlöser ist eine Photovoltaikanlage. Doch es gibt hierzu immer wieder Vorbehalte.
„Photovoltaik ist technisch kompliziert“: Sowohl das Funktionsprinzip als auch die Technik bei der Photovoltaik sind ausgereift: Die in den Photovoltaikmodulen integrierten Solarzellen sorgen dafür, dass aus der natürlichen Sonneneinstrahlung elektrische Energie entsteht. Der dabei erzeugte Gleichstrom wird von einem Wechselrichter in netzüblichen Wechselstrom umgewandelt, der dann im eigenen Haushalt sofort verbraucht, in Batterien gespeichert sowie ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden kann. Zudem lässt sich so ein Solarstromsystem vergleichsweise unkompliziert installieren und betreiben, sofern dies ein geeigneter Fachbetrieb durchführt. Die Module lassen sich sowohl oberhalb den vorhandenen, funktionstüchtigen Dachsteinen montieren, als auch in die Dachhaut integrieren.
Solarstromanlagen sind sehr teuer“: Damit eine komplette Solarstrom-Eigenversorgung ein rechnerisch möglich ist, muss die Photovoltaikanlage mindestens so groß sein, dass sie den Strombedarf des gesamten Haushalts decken kann. Den gilt es in der Planungsphase zu ermitteln. Beispiel: Ein Haushalt mit vier Personen benötigt jährlich durchschnittlich etwa 4000 Kilowattstunden Strom ohne Heizstrom). Um diese zu ecken, wäre eine Photovolaikanlage mit einer Nennleistung von 4 bis 6 Kilowatt erforderlich, was einer Modulfläche von etwa 20 bis 36 Quadratmetern entspricht. Die Anschaffungskosten für ein komplett installiertes Solarstrom-Aufdachsystem liegen derzeit durchschnittlich bei etwa 1300 bis 1600 Euro (netto) pro Kilowatt Leistung. Hinzu kommen noch laufende Kosten für Versicherung, Wartung und eventuelle Reparaturen von etwa 120 bis 150 Euro pro Jahr.
„Solarmodule eigenen sich nur für Süddächer“: Empfehlenswert ist generell zwar eine Ausrichtung des Daches nach Südwest bis Südost bei einer Neigung von 20 bis 40 Grad. Allerdings bietet sich bei großzügigen Dachflächen und großen Photovoltaikanlagen alternativ auch eine Ost-West-Ausrichtung an. Vorteil hierbei: In den weniger starken Einstrahlungszeiten, also im Herbst und Frühjahr, fällt der Ertrag höher aus. Entscheidenden Einfluss auf den Ertrag hat zum einen der Standort, der möglichst komplett und ganzjährig verschattungsfrei sein sollte. Denn hohe Bäume und Sträucher, aber auch Schornsteine und Dachvorsprünge können den Ertrag im Jahresverlauf zum Teil drastisch schmälern. Generell wichtig ist aus diesen Gründen eine sorgfältige und fachmännische Anlagenplanung, die möglichst auch eine Simulations- und Wirtschaftlichkeitsberechnung beinhalten sollte.
„Eine Photovoltaikanlage rechnet sich nicht“: Eine fachgerecht geplante und montierte Solarstromanlage bietet ihrem Eigentümer wieder eine attraktive Rendite – vorausgesetzt, die Eigenverbrauchsquote stimmt. Denn die gesetzlich garantierte Vergütung für die Einspeisung des Solarstroms ins öffentliche Stromnetz, die 20 Jahre lang – plus im Inbetriebnahmejahr – gezahlt wird, ist im Vergleich zum Netzstrompreis mit etwa 26 Cent netto relativ niedrig. Ende 2018 lag sie zum Beispiel bei 11,83 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Somit wird der Anteil des selbst genutzten Solarstroms für den Hausbesitzer zum wichtigsten Solarrendite-Faktor. Tipp: Individuelle Rendite-Werte lassen sich mit dem Photovoltaik-Rechner der Stiftung Warentest ermitteln (www.test.de).
„Eine komplette Stromautarkie ist unbezahlbar“: Die Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromversorger allein mit der eigenen Photovoltaikanlage zu erreichen, ist nur in speziellen Fällen und mit entsprechend darauf ausgerichteten Hauskonstruktionen und Verhaltensweisen der Bewohner möglich. Wer jedoch eine faktische Unabhängigkeit anstrebt, sollte sich die Angebote bestimmter Batteriespeicherhersteller, Energieversorger und Energiedienstleister genauer anschauen: Im Zeitalter der „Sharing-Economy“ bieten sie Hausbesitzern Zugang zu sogenannten Energie-, Strom- und Cloud-Communities an. Dabei wird der eigene Batteriespeicher Teil eines großen, virtuellen Stromspeichernetzes, welches Solarstromüberschüsse aufnimmt und bei Bedarf an die Mitglieder wieder abgibt. Für das gemeinsame Teilen des selbsterzeugten Stroms gibt es spezielle Vergütungen und Vorteile bis hin zur Stromflatrate, bei der das Eigenheim im Bedarfsfall gratis mit (Rest-)Strom von den Community-/Netzwerk-Partnern versorgt wird. msw/fsv
INFO
Weitere Infos finden sich auf www.bautipps.de; mehr Themen rund ums Bauen in den Zeitschriften „Hausbau“ und „pro fertighaus“ – am Kiosk oder online unter www.fachschriften-verlag.de/zeitschriften.