Ein Grad weniger Raumtemperatur reduziert den häuslichen Energieverbrauch in der Regel um 6 Prozent. Müssen wir also wirklich 22 Grad Raumtemperatur im Wohnzimmer haben, oder reichen auch 19 Grad mit einer kuscheligen Wolldecke?
Nicht verbrauchte Energie entlastet den Geldbeutel und somit auch die Umwelt direkt und wirklich nachhaltig. Grund genug, sich gut zu überlegen, welche Räumlichkeiten wie lang und wie stark beheizt werden sollten. Ein genauerer Blick auf die Heizungsregelung empfiehlt sich da - die Gebrauchsanleitung sollte noch vorliegen. Eventuell kann man die Nachtabsenkung ausweiten oder auch die Brauchwassertemperatur etwas reduzieren. Es ist eben auch eine „Einstellungssache", die hilft, Energie zu sparen. Heizkörper müssen entlüftet werden, und ein hydraulischer Abgleich kann die Effizienz einer Heizungsanlage um bis zu 15 Prozent steigern.
Wartung ist wichtig
Wann wurde der Wärmeerzeuger das letzte Mal gewartet? Geschieht das regelmäßig einmal im Jahr, das wäre anzuraten, oder nur im Störungsfall? Eine Kontaktaufnahme und Terminvereinbarung mit dem jeweiligen Fachhandwerker wäre da sinnvoll - auch wenn das dauert.
Die nächste Frage schließt sich gleich an: Wie alt ist die Heizungsanlage? In Deutschland sind über 60 Prozent aller messpflichtigen Wärmeerzeuger über 20 Jahre alt und damit meist technisch überholt. Auf alle Fälle sollte man in das Messprotokoll des Schornsteinfegers oder auf das Typenschild am Gerät schauen - ein Austausch des Oldies birgt in jedem Fall ein Einsparungspotenzial.
Die häusliche Wärmeversorgung ist eine individuelle Situation, die in jedem Gebäude anders zu betrachten ist. Deshalb sollten sich Heizungsbetreiber informieren und professionell beraten lassen. Erste Anlaufstelle kann der zuständige Schornsteinfegermeister sein, der häufig auch als Energieberater qualifiziert ist. Er berät unabhängig, kompetent und im Erstgespräch in der Regel auch kostenlos.
Welche Heizungsalternativen bieten sich an?
Holz- und Kaminöfen
Häusliche Festbrennstoff-Feuerstätten erleben angesichts der Ukraine-Krise gerade einen wahren Boom. Wichtig ist es in jedem Fall, auf Qualität zu achten. Das betrifft die Auswahl des richtigen Ofens genauso wie die Güte des Brennstoffs. Holz ist nicht gleich Holz, und das Brennmaterial muss gut abgelagert (etwa zwei Jahre) und vor allem trocken sein. Die Restfeuchte sollte zwischen 14 und 20 Prozent liegen. Art und Größe der Feuerstätte richtet sich nach dem Geschmack, den häuslichen Gegebenheiten und dem Budget der zukünftigen Betreiber. Wassergeführte Systeme lassen sich zudem in den Heizungskreislauf einbinden. Das kann wirtschaftlich und damit sinnvoll sein - hängt aber vom Gebäudebestand und den Lebensgewohnheiten der Bewohner ab. Derartige Feuerstätten wollen dann auch tagsüber intensiv betrieben werden.
Solarthermie
Die Solarwärme zählt mittlerweile zu den ausgereiftesten Technologien im Wärmemarkt. Sollte sich also auf dem Dach die Möglichkeit bieten, derartige Sonnenkollektoren nachzurüsten, sollten man diese Chance unbedingt nutzen. Moderne Vakuum-Röhrenkollektoren überzeugen nicht nur durch einen enormen Wirkungsgrad; sie lassen sich auch flexibel ausrichten, um bei Süd-Ost-Dachlagen noch ordentliche Energiegewinne zu realisieren. Flachkollektoren sind preiswerter und auch empfehlenswert, wenn die Dachausrichtung zur Südseite tendiert.
Wärmepumpe
Wärmepumpen funktionieren im Prinzip wie ein umgekehrter Kühlschrank. Sie nutzen die Wärmeenergie von Außenluft oder Erdboden, um daraus Heizungswärme für das Gebäude zu produzieren. Das funktioniert besonders wirkungsvoll in Kombination mit einer Flächenheizung-meist eine Fußbodenheizung. Wird das Haus mit Flachheizkörpern oder Radiatoren beheizt, ist eine höhere Vorlauftemperatur erforderlich, und der Wirkungsgrad solcher Anlagen sinkt.
Luft-Wärmepumpen arbeiten zwar bei allen Außentemperaturen, benötigen aber in Kältephasen deutlich mehr elektrische Energie. Effizienter sind geothermische Wärmepumpen, die die Energie über einen Solekreislauf aus dem Erdreich entnehmen. Die tiefen Bohrungen sind allerdings aufwendig, und der Einsatz von sogenannten Erdkollektoren benötigt Fläche. Beide Maßnahmen gehen mit umfangreichen Erdarbeiten einher, die teilweise genehmigungspflichtig sind. Kurz gesagt: Wärmepumpen sind im Trend und derzeit sehr gefragt - sie passen aber nicht zu jedem Objekt.
Hybridsysteme
Eine Alternative ist das Hybridsystem. Nicht nur bei Kraftfahrzeugen taucht der Begriff „Hybrid" immer häufiger auf. Solche Systeme setzen stets auf mehrere Energiequellen - sie schaffen damit zusätzlich Unabhängigkeit und eignen sich in vielen Fällen ideal zur Nachrüstung bestehender Heizungen. Sollte die Gas- oder Ölheizung also noch recht gut „in Schuss“ sein, bietet sich die Ergänzung mit einer Brauchwasser-Wärmepumpe an. Derartige Geräte lassen sich normalerweise im Heizraum aufstellen und entlasten in der wärmeren Jahreszeit den fossilen Energieverbrauch erheblich.
Im hybriden Umfeld der Heizungstechnik gibt es sehr viele Kombinationsmöglichkeiten. Feuerstätten, die mit Scheitholz oder Holzpellets betrieben werden, zählen ebenso dazu wie Wärmepumpen und/oder Solaranlagen. Ziel ist es, die häusliche Wärmeversorgung in idealer Form miteinander zu kombinieren, um unabhängiger zu werden und damit die Versorgungssicherheit kostengünstig und emissionsreduziert zu gewährleisten.
Hinzu kommen zwei weitere Aspekte:
- Hybride Heizsysteme lassen sich modular (also Stück für Stück) installieren.
- Sie bieten eine hohe Betriebssicherheit, falls mal eine Komponente ausfällt.
Geregelte Pufferspeicher
Eine besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem Pufferspeicher zu. Er speichert den Wärmezufluss auch mehrerer Erzeuger zentral und managt über eine intelligente Regelung die Energieabgabe. Bei ausreichender Sonneneinstrahlung wird die solarthermische Anlage optimal genutzt. Ist die Außentemperatur zu niedrig, wird statt der Luft-Wärmepumpe besser das Gas-Brennwertgerät hinzugeschaltet. msw
WEITERE INFOS
- Unter der Internetadresse www.energie-effizienz-experten.de sind von der Bafa zugelassene Energieexperten zu finden, deren Expertise entsprechend bezuschusst wird. Weitere Infos finden sich auf www.renovieren.de und bei www.schornsteinfeger.de.
- Mehr Themen rund ums Bauen bieten die Zeitschriften „Althaus modernisieren“ und „Bauen & Renovieren“ - am Kiosk oder online unter www.fachschriften-verlag.de/zeitschriften.