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Ausbildung und Beruf - Speyer

Nachwuchs gewinnen und Profis binden

Die Suche nach Auszubildenden hat sich nicht erst seit Corona verändert

Nachwuchs gewinnen und Profis binden

Gerade mittelständische Unternehmen müssen sich bei der Azubi-Suche neu orientieren. FOTO: MAGELE-PICTURE/STOCKADOBE

Silke Krajewski ist Geschäftsführerin der KilianDruck Grünstadt Dinges GmbH. Das Familienunternehmen hat über 80 Mitarbeiter und ist mit seinem Produktportfolio im Bereich innovativer Etiketten und Verpackungslösungen in der Region etabliert. Aktuell wurden erstmals neue Wege beschritten, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen.  

Die Suche nach Auszubildenden hat sich nicht erst seit Corona verändert

Frau Krajewski, können Auszubildende und Betriebe heute noch zusammenkommen?

Ja, können sie. Die Corona Pandemie macht nicht nur für uns die Nachwuchssuche zum Kraftakt, da die bewährten Präsenzveranstaltungen wie Berufsevents in den Schulen, Schulpraktika und Ausbildungsmessen nicht stattfinden konnten. Wir müssen uns verbessern in der Kommunikation nach außen, die auf direktem Austausch basiert und die eine Identifikation mit dem Unternehmen und seinen Produkten ermöglicht.

Wie gestalten Sie die Nachwuchssuche?

Wir haben uns völlig neu aufgestellt, um junge Menschen und ihre Eltern und Lehrer zu erreichen. Wir haben tatsächlich drei neue Auszubildende gewinnen können, obwohl wir längere Zeit durch die Pandemie ausgebremst waren und uns bei den Jugendlichen nicht ausreichend über die klassische Anzeigenwerbung in Presse und berufsberatenden Stellen positionieren konnten. Die meisten Schulabgänger bevorzugen große Unternehmen und wünschen sich eher eine Ausbildung im Büro, als in technischen Berufen in Industrie und Handwerk zu arbeiten. Die wenigsten können sich zudem etwas unter der Druckbranche im Detail vorstellen. 

Wie konnten Sie die jungen Menschen überzeugen?

Wir sind komplett auf eine digitale Lösung umgestiegen und haben einen digitalen Azubi-Tag durchgeführt, um mit Schülern, Jugendlichen und ihren Eltern direkt zu kommunizieren. Beworben wurde dieser über die sozialen Medien wie auch analog über Schulen und Berufsberatung. Registrierung und Login zur Videokonferenz lief über unsere Homepage und alle Interessenten konnten sich detailliert über KilianDruck, die Menschen dahinter und die möglichen Berufe informieren und austauschen. Angeboten wurden unter anderem ein digitaler Fähigkeiten- und Einstellungstest, digitale Bewerbergespräche und Elterngespräche.

Was ist neu an diesem interaktiven Azubi-Tag?

Wir haben das gesamte Unternehmen über vier Stunden hinweg in einer MS-Teams-Live-Konferenz in Wort und Bild mit ins Boot genommen. Und haben erstmals den Einstieg über unser Produkt und die Branche gemacht und danach für uns als Ausbildungsbetrieb geworben. Der Fokus lag diesmal auf der „Welt der Labels“ und dass es generell keine Produktion ohne – auf gut deutsch gesagt – „Etiketten“ gibt. Deshalb produzieren wir heute wie morgen so erfolgreich – ein Zukunftsprodukt. Über Videoclips konnte man sich nicht nur vertraut machen mit unserem Standort und der Geschäftsführung, sondern mit allen Mitarbeitern und mit den Kollegen, die für die Ausbildung zuständig sind. Alle Fragen konnten direkt im Interview geklärt werden. Wir waren über Stunden live im Austausch und konnten direkt reagieren. Im Einzelnen konnten dann konkret Praktika oder Schnuppertage vor Ort vereinbart werden. Wir werden auch künftig digitale Azubi-Tage im Programm haben!

Wie war das Feedback?

Hervorragend! Wir haben drei Ausbildungsverträge unterzeichnet! Weil unsere Vertrauensarbeit funktioniert hat und die Bewerber überzeugt waren, welche Vorteile ein mittelständisches Unternehmen mit Standortvorteil schon in der Ausbildung bietet. Das kam gut an: Mit viel persönlichem Kontakt auf allen Ebenen wird der Azubi begleitet und es wird immer auf seine persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten geschaut. Es gibt nicht nur ein Einarbeitungscoaching, sondern auch Paten über die gesamte Zeit. Es ist uns wichtig, nicht nur Nachwuchs zu gewinnen, sondern auch Profis zu halten.

Was würden Sie künftigen Ausbildungssuchenden aus Ihrer Erfahrung mitgeben?

Bei der Informationsflut zu einzelnen Berufen ist es wichtig, Lehrer, Eltern und Berufsberatung mit einzubeziehen. Das Wichtigste ist die selbstständige Recherche im Internet bei den bewährten Portalen und den Unternehmen selbst. Oft werden digitale Informationsveranstaltungen oder Bewerbertage angeboten, die für den Einzelnen eine Hürde darstellen. Damit hier mehr Sicherheit und Routine und damit Erfolg entsteht, sollte man einige wichtige Punkte beachten. arf

Info

Mehr zum interaktiven Azubi-Tag unter https://www.youtube.com/watch?v=7m6uJjNvpPk

Zur Sache

Digitale Bewerbertage

Tipps für Bewerber zur Vorbereitung:

• Absolut ruhigen Platz mit guter Sitzgelegenheit wählen
• Vorher die Technik checken, z.B. mit einer Konferenz mit einem Freund
• Gut im Bild sein, Test über Seiten wie webtest.com
• Auf Kleiderordnung achten
• Vorbereitet sein für Notizen
• Handy auf Stumm schalten und alle sonstigen „Stör- und Lärmquellen“ ausstellen
• Unbedingt 5-10 Minuten vor Startanmelden/einloggen
• Wenn man „drin ist“ Kamera und Mikrofon anmachen, sich melden mit z.B. „Hallo, hier ist ..., kann man mich gut hören- und sehen?“
• Nicht aufgeben, wenn etwas mit der Technik nicht funktioniert. Den Moderator fragen, im Chat schreiben oder telefonisch Kontakt aufnehmen
• Nach dem Log-in ist aktive Teilnahme erwünscht. Wenn Fragen in die Runde gestellt werden, bitte melden und antworten
• Festgelegte „Behaviors“, z.B. wie der Chat genutzt wird, beachten, konzentrieren
• Wenn möglich Augen-Kontakt im direkten Gespräch mit Moderator halten
• Infos über die Firma im Internet oder bei anderen Quellen recherchieren und mögliche Fragen/Antworten vorbereiten
• Info kiliandruck.de/kontakt/