Als ausgebildete Diätköchin möchte Olga Rul den Bewohnerinnen und Bewohnern im Spezial-Pflegeheim Hennigsdorf in Brandenburg mit ihren Gerichten ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Im Job-Protokoll erzählt die 47-Jährige, was die Favoriten auf dem Speiseplan sind, warum es nicht nur um guten Geschmack geht und was an ihrer Arbeit herausfordernd ist:
Mein Weg in den Beruf: Schon mit 17 habe ich in Russland eine Ausbildung zur Köchin angefangen, musste sie aber abbrechen, als ich nach Deutschland gezogen bin. Hier konnte ich im Jahr 2000 meine Ausbildung aber abschließen. Aus einfachsten Zutaten tolle Gerichte zu kochen und damit Menschen glücklich machen - das hat mich schon immer fasziniert.
Ich arbeite gerne mit alten Menschen, sie sind so dankbar, haben spannende Lebensgeschichten, und ich habe seit jeher einen guten Draht zu Älteren. Letztendlich habe ich von meinem derzeitigen Arbeitgeber Emvia Living das Angebot bekommen, die Weiterbildung zur Diätköchin zu machen. Ich habe sofort ja gesagt. Nach einem Jahr hatte ich mein Zertifikat in der Hand.
Die Aufgaben: Als Diätköchin arbeite ich nun in der Küche eines Pflegeheims. Dabei tauschen mein Team und ich uns eng mit den Pflegekräften und Hausärzten aus. Wir erstellen und planen Ernährungs- und Speisepläne nach besonderen diätetischen Vorgaben und kochen Mahlzeiten, die etwa auf die Bedürfnisse von Menschen mit Unverträglichkeiten, Allergien, Mangelernährung, Schluckstörungen, gastroenterologischen Erkrankungen oder Demenz abgestimmt sind.
Die schönsten Seiten meines Berufs: Ich lerne unglaublich viele nette und verschiedene Menschen mit ihren individuellen Lebensgeschichten kennen. Und ich freue mich, wenn ich sie mit meinen Speisen glücklich machen kann. Es ist einfach schön zu sehen, wenn das, was man zubereitet, allen schmeckt. Es ist ein nahezu magischer Moment für mich, wenn unsere Bewohnerinnen und Bewohner ihr Lieblingsgericht bekommen und die Augen strahlen.
Die herausfordernden Seiten meiner Arbeit: Insgesamt müssen wir bei der Speiseplangestaltung auf verschiedene Faktoren Rücksicht nehmen, um eine nährstoffreiche Ernährung mit genügend Vitaminen und Mineralstoffen sicherzustellen. Es gibt viele ältere Menschen mit Kaubeschwerden, andere vertragen keine Milch oder kein Gluten. Oft muss das Essen also auch püriert werden. Die Herausforderung ist dann, dass alles trotzdem appetitlich aussieht und schmeckt.
Demenzkranke wiederum haben oft einen großen Bewegungsdrang, sie brauchen mehr oder kalorienreichere Mahlzeiten. Während wir bei Menschen mit Übergewicht oder Stoffwechselerkrankungen hingegen auf eine angepasste Kalorienzufuhr achten müssen.
Ohne diese Eigenschaften geht es in meinem Beruf nicht: Das Wichtigste ist in meinen Augen, Mitgefühl und Empathie zu haben und den Bewohnerinnen und Bewohnern mit Respekt zu begegnen. Das haben sie verdient. Daneben braucht es Teamfähigkeit und Belastbarkeit. Wir arbeiten oft unter Zeitdruck, sind stundenlang auf den Beinen. Und auch im Sommer bei größter Hitze muss gekocht werden. Nur wenn man sich im Team gut versteht und sich aufeinander verlassen kann, läuft alles reibungslos.
INFO
Weiterbildung in der Diätküche
Diätköchinnen und Diätköche arbeiten in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, Kurkliniken oder entsprechend ausgerichteten Hotels. Wie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) informiert, gibt es im Bereich Diätküche zwei verschiedene Weiterbildungen. Das eine ist die öffentlich-rechtliche IHK-Weiterbildung „Diätkoch/Diätköchin". Daneben bietet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fortbildungseinrichtungen das Zertifikat „Diätetisch geschulter Koch/Köchin (DGE)" an. Beides richtet sich an ausgebildete Köche mit Berufserfahrung. Vor der Prüfung ist laut Dehoga ein Vorbereitungslehrgang empfehlenswert. Interessierte können die Weiterbildungsdatenbank der Agentur für Arbeit nutzen, um sich zu Kursen, ihrer Dauer, Kosten und Voraussetzungen zu informieren. tmn