Mit 17.000 Mitgliedern ist die Deutsche Psychotherapeuten-Vereinigung (DPtV) nach eigenen Angaben die größte Interessenvertretung für Psychologische Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten sowie Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA) in Deutschland. Redakteurin Katja Decher hat mit der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der DPtV, Diplom-Psychologin Barbara Lubisch, gesprochen.Frau Lubisch, der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung beinhaltet auch Maßnahmen für den Bereich Psychotherapie. Halten Sie diese für ausreichend, um die Situation für Therapeuten, Auszubildende und Patienten zu verbessern?Das sind ja zunächst einmal Ankündigungen, die in die richtige Richtung gehen, denen aber Taten folgen müssen. Das Wichtigste ist, dass mehr Klinikstellen und Praxissitze geschaffen werden. Es gibt ein großes Interesse an dem Fach, viele sind zurzeit in Ausbildung oder gerade fertig, und auch das seit 2020 geltende neue Ausbildungsmodell hat großen Zulauf.
INTERVIEW: Diplom-Psychologin Barbara Lubisch über die Ausbildung zum Psychotherapeuten
Zudem ist der Bedarf bei den Patienten sehr groß. Nach Untersuchungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung ist der Bedarf an psychotherapeutischer Behandlung insbesondere in der Kinder- und Jugendlichentherapie durch die Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Eine Befragung unserer Mitglieder hat das bestätigt: Die Nachfrage erhöhte sich bei Erwachsenen um 40 Prozent, bei Kindern und Jugendlichen um 60 Prozent. Die Zahl der Anfragen ist also stark gestiegen,während die der Therapeuten gleich geblieben ist. Das kann nicht funktionieren.
Sie haben bereits die Ausbildungsreform, die mit Inkrafttreten des Psychotherapeutenausbildungsreformgesetzes 2019 umgesetzt wurde, angesprochen. Was beinhaltet die Reform?
Es gab einige fachlich notwendige Änderungen, aber hauptsächlich war es eine strukturelle Reform. Zuvor mussten die PiA ihre praktische Weiterbildung vor ihrer Approbation absolvieren. Das hat dazu geführt, dass sie oftmals wie Praktikanten eingesetzt wurden, teils mit einem Gehalt von nur 600 Euro im Monat, das geht gar nicht.
Jetzt sieht die Ausbildung zum Psychotherapeuten folgendermaßen aus: Der erste Schritt ist ein Bachelorstudiengang Psychologie/Psychotherapie. Dem Bachelor folgt der Master Psychotherapie mit anschließender Approbationsprüfung. Die Regelstudienzeit beträgt zehn Semester. Die anschließende fünfjährige praktische Weiterbildung absolvieren die Psychotherapeuten in Weiterbildung nun als angestellte Assistenzpsychotherapeuten mit entsprechendem Gehalt und Sozialleistungen.
In der Weiterbildung spezialisieren sie sich entweder für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen oder Erwachsenen und auf mindestens ein Psychotherapieverfahren, also Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, analytische Psychotherapie oder systemische Therapie, oder auf Neuropsychologie (NP). Zwei Jahre sind die Weiterbildungsteilnehmer im stationären Bereich tätig und zwei Jahre im ambulanten Bereich. Ein Jahr absolvieren sie in einem Bereich ihrer Wahl, stationär, ambulant oder auch in einem anderen Bereich wie etwa in der stationären Jugendhilfe oder im Maßregelvollzug.
Welche Voraussetzungen sollten angehende Psychotherapeuten mitbringen?
Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass das Studium deutlich wissenschaftlich ausgerichtet ist. Hier werden die theoretischen Grundlagen gelegt. Charakterlich sollten sie Stabilität mitbringen, Ausdauer, Geduld und Einfühlungsvermögen. Aber vieles davon lässt sich auch erlernen. Zudem gehört es zur Ausbildung, sich mit der eigenen Entwicklung, der eigenen Familiengeschichte und eigenen Schwierigkeiten zu befassen, damit man gerüstet ist für den Kontakt mit den Patienten und seine eigenen Grenzen kennt. Der Beruf des Psychotherapeuten ist interessant und vielfältig, kann aber auch sehr herausfordernd und anstrengend sein.
Ausbildung
Auch ans Alter denken
Wer demnächst in eine Ausbildung startet, sollte am besten gemeinsam mit den Eltern bestehende Versicherungen prüfen. Darauf weist die Verbraucherzentrale Bremen hin. Den Informationen zufolge sollten Azubis auf jeden Fall eine Krankenversicherung, eine Privathaftpflichtversicherung sowie bestenfalls eine Berufsunfähigkeitsversicherung haben. Eine Haftpflichtversicherung ist ein Muss. Zudem ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung empfehlenswert. Verzichtbar ist laut Stecher dagegen häufig eine Hausratsversicherung für die erste eigene Wohnung. Nicht zuletzt sei der Start ins Berufsleben ein guter Zeitpunkt, sich zum Thema Altersvorsorge Gedanken zu machen. Finanzexperte Stecher rät zu Fondssparplänen oder ETFs. dpa