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Tageslicht, Assistenten und viel Geduld

Fotostudio im Wohnzimmer: Bilder für die Bewerbung lassen sich auch selbst machen

Tageslicht, Assistenten und viel Geduld

Wer mit der Handykamera Bewerbungsfotos macht, sollte auf die Brennweite achten, da durch die weitwinklige Linse das Gesicht schneller verzerrt wird. FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA

Das Fotostudio ist geschlossen. Bewerber stehen in der Pandemie bisher ungekannten Problemen gegenüber. Klar, ein Foto vom Profi ist schwer zu ersetzen. Aber auch zuhause sind passable Bilder drin.

Fotostudio im Wohnzimmer: Bilder für die Bewerbung lassen sich auch selbst machen

Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit das, worauf der Blick des Personalers als erstes fällt: Das Foto auf Lebenslauf oder Deckblatt. Ein zu altes oder qualitativminderwertiges Bild hinterlässt keinen guten Eindruck. Doch was, wenn die nächste Bewerbung ansteht und kein Termin beim Fotografen zu bekommen ist?

Im Lockdown haben Studios höchstens eingeschränkt geöffnet, Hilfe vom Profi ist also nur bedingt möglich. Wenn man nicht gerade Fotografen im Freundeskreis hat, stellt sich also die Frage: Was tun? Auch zu Hause kann man ohne zusätzliche Ausrüstung passable Bilder schießen. Dazu braucht es vor allem Tageslicht, einen Assistenten – und viel Geduld. Ein Überblick.

Die Technik

Es muss nicht unbedingt eine teure Kamera sein. „Theoretisch reicht ein Smartphone aus“, sagt Fotograf Alexander Vejnovic. Zumindest dann, wenn die Bewerbung nur digital verschickt wird, was inzwischen fast überall Standard ist. Das gilt jedoch nur bei neuen Handymodellen und abseits von Billiggeräten. Ein Nachteil: „Handykameras haben eine ungünstige Brennweite“, sagt Fotograf und Fototrainer Roland Artur Berg. Durch die weitwinklige Linse wird das Gesicht bei Porträtbildern schnell verzerrt. „Man kann das umgehen, indem man mehr Abstand hält“. Wer eine Kamera mit Wechselobjektiv habe, sei aber besser bedient. Die Einstellungen seien hier gar nicht so wichtig. Wer ungeübt ist, könne getrost im Automatikmodus fotografieren. Wichtiger sei ein passendes Objektiv mit 50 oder mehr Millimetern Brennweite, das die Proportionen des Gesichts möglichst realitätsgetreu darstelle. Am besten sei zwar ein Objektiv mit Festbrennweite, sagt Berg. Aber auch Zoomobjektive erfüllten ihren Zweck. Ein Stativ sei nicht nötig, es schränke eher die Bewegungsfreiheit ein.

Licht

„Drinnen ist es meist zu dunkel“, sagt Fotograf Vejnovic, er rät dazu, nach draußen zu gehen. Dort sollte man für das Foto einen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung wählen. Wer in Innenräumen fotografiert, sollte ebenfalls auf eine indirekte Lichtquelle achten. „Am besten fotografiert man die Person direkt vor einem Fenster auf der Nordseite“, rät Berg.

Bildausschnitt

Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. „Entweder sind nur Schultern, Hals und Gesicht zu sehen oder auch der Oberkörper und die Hände“, sagt Katrin Plangger, die als Bewerbungscoach arbeitet. Wichtig: Der Bildausschnitt sollte beim Fotografieren etwas großzügiger gewählt werden, erst zum Schluss wird das Foto auf die endgültige Größe zugeschnitten. So bleiben alle Möglichkeiten offen, etwa, wenn man statt eines Fotos im Längsformat quadratische oder runde Kopfbilder auf dem Lebenslauf haben möchte.

Position und Hintergrund

Ein neutraler Hintergrund ist Pflicht. Unruhige Linien oder knallige Farben bringen Unruhe ins Bild und lenken ab. Besser: ein einfarbiger Hintergrund in kühlen Farben. Wer sich draußen fotografieren lässt, kann sich auch in einen Garagenhof oder seitlich vor eine Gebäudefront stellen. „Ein Hintergrund mit Tiefe ist besser als eine graue Fläche wie beim Passfoto“, sagt Plangger. Am besten werden solche Fotos, wenn der Hintergrund in Unschärfe verschwimmt.

Position und Ausdruck

Am besten positioniert man sich leicht schräg zur Kamera und dreht dann den Kopf zum Fotografen, und zwar im Stehen. „Zwischentöne machen die besten Fotos“, sagt Vejnovic. Wer starr in die Kamera grinst, wirkt nicht besonders sympathisch. Es kann helfen, zwischen ernstem, neutralem und lachendem Gesichtsausdruck zu wechseln – und die Fotografin drückt dabei ständig ab, damit man nachher das beste Foto auswählen kann. Auch Fototrainer Berg hat einen Tipp: „Freundlich ,Guten Tag’ sagen.“ Durchs Sprechen ist das Gesicht in Bewegung und verkrampft nicht. Und auch Helferin oder Helfer hinter der Kamera sollten versuchen, die richtige Atmosphäre zu schaffen. Neben der Technik sei das die Hauptaufgabe professioneller Fotografen, sagt Berg. „Die psychologische Komponente ist nicht zu unterschätzen.“

Nachbearbeitung

Kleinere Mängel wie falsche Belichtung, Farbstich oder eine glänzende Stirn kann man auch in der Nachbearbeitung noch verändern, genauso wie den Hintergrund. Neben bekannten kostenlosen Programmen wie Gimp empfiehlt Berg Apps wie Snapseed oder Facetune, die leicht zu bedienen sind. Fotograf Vejnovic rät zur Vorsicht bei der Bearbeitung: „Ich will mich als Persönlichkeit verkaufen, nicht schön aussehen.“ Ein glattgebügeltes Foto ist dabei nicht unbedingt hilfreich. dpa