Steffen Mattil hat einen harten Job. Er ist Gerichtsvollzieher. Aber er mag seinen Beruf,weil er vielseitig sei und er seinen Arbeitsalltag völlig selbstständig organisieren dürfe. Ausüben können ihn in der Regel Beamte des mittleren Justizdienstes, die eine spezielle Sonderlaufbahn absolviert haben.
Wenn Steffen Mattil an der Tür klingelt oder eine Einladung zu seiner Sprechstunde ausspricht, ist kaum jemand begeistert. Die Menschen, die mit Mattil zu tun haben, stecken meist in finanziellen Schwierigkeiten und schulden anderen Personen Geld. Der 34-Jährige ist Gerichtsvollzieher beim Amtsgericht Ludwigshafen und hat die Aufgabe, richterliche Beschlüsse des Gerichts umzusetzen.
Ruhe bewahren
Er muss Vermögensauskünfte einfordern und ausloten, wie Schulden zurückbezahlt werden können. Falls das nicht gelingt, ist er gezwungen zu pfänden oder die Räumung von Wohnungen oder Versteigerungen zu organisieren und durchzuführen. „Ich versuche immer Lösungen zu finden, die für die Gläubiger, aber auch für die Schuldner akzeptabel sind“, sagt Steffen Mattil. Dennoch ist er im Alltag auch mit Situationen konfrontiert, die ihn belasten: Er muss Schuldzuweisungen aushalten, obwohl er nur der Bote schlechter Nachrichten ist. Und er hat Aufgaben, etwa wenn er im Auftrag des Jugendamts ein Kind aus einer Familie nehmen muss. Oberstes Prinzip: Ruhe und Distanz.
Wichtig ist ihm, mit Feingefühl vorzugehen. „Ich mache mir immer klar, dass ich in die Privatsphäre fremder Menschen eindringen muss.“ Und er schließt im Rahmen seines Spielraums Kompromisse. „Wenn ein Schuldner das Auto braucht, um zur Arbeit zu kommen, pfände ich das natürlich nicht, genauso wenig, wie liebgewonnene Dinge, die keinen großen wirtschaftlichen Wert besitzen.“
Belastbar und organisiert
Die menschlichen Anforderungen an einen Gerichtsvollzieher sind hoch, bekräftigt Bernd Schwenninger, Direktor des Amtsgerichts Ludwigshafen und Mattils Vorgesetzter. „Gerichtsvollzieher sind Mittler zwischen Gläubiger und Schuldner. Sie müssen belastbar sein und eine hohe Frustrationstoleranz besitzen. Und sie müssen sich gut organisieren, da sie ihren Arbeitsalltag selbstständig gestalten.“ Die Eigenständigkeit und Vielseitigkeit sind Gründe, warum Mattil seinen Beruf mag. Er bekommt die Aufträge vom Amtsgericht, wie er sie abarbeitet, ist ihm überlassen. Mattil agiert von seinem Homeoffice aus. Aber meist ist er unterwegs bei den Schuldnern. Zweimal die Woche hält er zudem Sprechstunden ab.
Zugang meist über eine Sonderlaufbahn
Als Gerichtsvollzieher ist man Beamter. Der Weg dorthin führt über eine spezielle Weiterbildung, die in Rheinland-Pfalz 20 Monate dauert und in der sich Praxisphasen und Theorie abwechseln. Die Arbeit eines Gerichtsvollziehers ist an Gesetze und strenge Vorschriften gebunden. Einschlagen kann die Sonderlaufbahn zum Gerichtsvollzieher nur, wer Justizfachwirt ist, das heißt, den mittleren Dienst im Justizdienst erfolgreich bestanden hat. Ausnahme ist das Bundesland Baden-Württemberg. Dort kann man direkt nach dem Abitur in einem dualen Studium Gerichtsvollzieher werden. „Aber Achtung, vor der Ausbildung sollte ich überlegen, wo ich später arbeite möchte“, erklärt Amtsgerichtsleiter Bernd Schwenninger, „denn normalerweise arbeitet man in dem Bundesland, in dem man ausgebildet wird.“ spx
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