Die Klosterbrauerei Andechs ist eine der letzten echten Klosterbrauereien, die von einer lebendigen Ordensgemeinschaft bis heute völlig konzernunabhängig geführt wird. Die Benediktiner der Abtei St. Bonifaz in München und Andechs stehen für eine besondere klösterliche Brautradition. Die Wurzeln der Andechser Brautradition gehen zurück auf die Versorgung der Wallfahrer, die seit 1128 auf den Heiligen Berg pilgern. Seit 1455 betreuen die Benediktiner in Andechs Wallfahrer und nehmen sie gastlich auf. Bis heute ist die Klosterbrauerei einem nachhaltigen Wachstum verpflichtet und auf die Bewahrung der klösterlichen Identität ausgelegt.
Der Landkreis Starnberg ist für seine Seen bekannt. Einer dieser Gewässer ist der Ammersee, an dessen Ostufer der Berg Andechs liegt. Auf dem Berg stand die Burg Andechs, der Stammsitz der Grafen von Andechs-Meranien. 1246 wurde die Burg von den Wittelsbachern zerstört. An der Stelle, an der die Burg war, ließ Herzog Ernst von Bayern um 1420 eine gotische Hallenkirche bauen. 1455 gründete sein Sohn, Herzog Albrecht III., ein Benediktiner-Kloster. Das wurde, wegen der Reliquien, die hier aufbewahrt wurden, zu einem Wallfahrtsort. Die in Kloster Andechs lebenden Benediktinermönche erhielten nach einiger Zeit das Recht zum Brauen und Zapfen von Bier.
In der Stiftungsurkunde von 1458 hatte Albrecht III. dem Kloster neben vielen anderen Zuwendungen die „Tafern zu Andechs“ und das „Zapffenrecht und die Ungelt“ zu Erling übertragen: das Wirtshaus in Andechs, den heutigen Klostergasthof, und das Recht, in Erling Bier zu zapfen und die Getränkesteuer einzubehalten, die normalerweise an den Landesherrn abgeführt werden musste.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Brauerei zum wichtigsten Gewerbebetrieb des Klosters. So entfielen von den für 1802 verzeichneten Einnahmen von 28.864 Gulden ganze 12.092 Gulden auf die Brauerei. Daneben gehörten Apotheke, Schlosserei, Schmiede, Konstruktionsbüros, Fischerei und Wirtshausbetrieb in Stegen, Bäckerei und knapp 390 Hektar Landwirtschaft zu den Klosterbetrieben. Das Kloster Andechs entwickelte sich zu einem mittelständischen Wirtschaftsbetrieb, der von den Benediktinern geführt wird. „Die klösterliche Gemeinschaft trifft alle betrieblichen Entscheidungen“, sagt Martin Glaab, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Klosters.
„Bei uns in Bayern ist Bier kein Genuss-, sondern ein Nahrungsmittel. Es ist hergestellt aus Getreide, Hefe und Wasser wie das Brot.“ So kurz und bündig definiert der Andechser Benediktiner Willibald Mathäser (1901-1985) den Stellenwert des Bieres.
Zum Kloster Andechs gehören jedoch nicht nur die Brauerei, sondern auch eine Brennerei, ein landwirtschaftlicher Betrieb, eine Metzgerei, ein Klosterladen sowie mehrere gastronomische Betriebe.
Schon seit langem brauen hier nicht mehr die Mönche das Bier, sondern ausgebildete Braumeister.
Auch wird das Bier nicht mehr im Kloster produziert, sondern am Fuß des heiligen Bergs, wie der Andechs auch genannt wird. 1974 wurde dort ein Abfüllgebäude gebaut. Im Lauf der Jahrzehnte kamen weitere Gebäude dazu, die Brauerei wurde erweitert, die Gebäude und die Technik wurden immer wieder saniert und modernisiert. Inzwischen werden zehn Sorten Bier, darunter ein alkoholfreies Weißbier, in der Klosterbrauerei hergestellt.
Vom Weinfest zum Bierfest
Der seit 1982 bestehenden Partnerschaft zwischen dem Landkreis Bad Dürkheim und dem oberbayrischen Landkreis Starnberg verdankt Haßloch das Andechser Bierfest. Wurde im Landkreis Starnberg gleich mit Beginn der Partnerschaft das erste Pfälzer Weinfest gefeiert, dauerte es noch bis 1987, als das Pendant im Landkreis Bad Dürkheim, das Andechser Bierfest, das Licht der Welt erblickte. Haßloch wurde unter anderem deshalb als Standort ausgewählt, weil in einer der größeren Gemeinden des Landkreises gefeiert werden sollte.
red