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Die stillen Stars der Wirtschaft

Die stillen Stars der Wirtschaft

Lipoid in Ludwigshafen produziert Phospholipide für pharmazeutische Anwendungen, unverzichtbar für die Herstellung beispielsweise von Corona-Impfstoffen. FOTO: LIPOID/FREI

LUDWIGSHAFEN. Der Ludwigshafener Mittelständler Lipoid sieht sich nicht nur als Weltmarktführer auf seinem Gebiet, sondern leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur Produktion von Corona-Impfstoffen. Er produziert Phospholipide für pharmazeutische Anwendungen in industriellen Mengen und in entsprechender Reinheit. Diese Substanzen werden beispielsweise gebraucht bei der Produktion der mRNA-Impfstoffe gegen Corona, wie sie die Biotechnologieunternehmen Moderna oder Biontech in Mainz herstellen. Diese Phospholipide dienen als die notwendige Verpackung für die im Impfstoff enthaltene mRNA, damit sie am gewünschten Wirkort überhaupt ankommt. Lipoid beschäftigt rund 500 Mitarbeiter, davon rund 250 am Unternehmenssitz in Ludwigshafen.Für diese besondere Spezies von Unternehmen, zu der auch Lipoid gehört, hat sich in der Wirtschaft die Bezeichnung Hidden Champions eingebürgert, was nicht leicht so griffig zu übersetzen ist, wie es im Englischen klingt. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz fasst die Kriterien zusammen, die diese stillen Stars ihrer Branche ausmachen: Sie sind zumeist inhabergeführte Unternehmen, die in einer engen Marktnische tätig sind und durch ihre besondere Leistung eine herausragende Marktposition erreicht haben. Sie sind auf ihrem Feld Weltmarktführer oder zumindest Marktführer auf ihrem Kontinent. Dabei liegt ihr Umsatz unter 5 Milliarden Euro, und sie weisen zumeist eine geringe Bekanntheit in der Öffentlichkeit auf. Die IHK Pfalz identifiziert nach ihren Kriterien mindestens 23 der stillen Unternehmens-Stars in der Pfalz. Sie sind hoch spezialisiert und spielen weltweit auf ihren Märkten ganz vorne mit. Einer breiten Öffentlichkeit sind sie kaum bekannt, doch für die Wirtschaft und die Beschäftigung sind sie ein Schatz: Diese Unternehmen werden Hidden Champions genannt, die versteckten Weltmarktführer oder heimlichen Helden ihrer Branche. In Rheinland-Pfalz gibt es ganz schön viele davon.Die Pfalz ist nun geprägt von einer im bundesweiten Vergleich besonders hohen Exportquote: Es waren 66 Prozent im vergangenen Jahr. Damit profitiert die Pfalz nach Angaben der IHK in ganz besonderem Maße von offenen Weltmärkten mit entsprechend unmittelbar positiven Auswirkungen auf Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze in der Region. „Eine besondere Rolle kommt dabei den Hidden Champions zu“, betont die Kammer.Ein Unternehmen aus den Reihen dieser wenig bekannten Champions ist die Landauer Wickert Maschinenbau GmbH. Sie ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für die Herstellung von Reinraum- und Pharmapressen. Auf diesen Maschinen stellen dann Pharmaunternehmen beispielsweise den weit überwiegenden Teil der kleinen Verschlussstopfen her, die etwa die hochreinen Ampullen mit den Corona-Impfstoffen steril verschließen.Wickert ist ein familiengeführtes Unternehmen, das ausschließlich in Landau fertigt und 1901 auch dort gegründet wurde. Der Maschinenbauer zählt mit 190 Mitarbeitern zu den großen Arbeitgebern in der Südpfalz. Den Umsatz 2021 bezifferte Wickert mit 45 Millionen Euro, ein Plus von knapp 13 Prozent.„Der deutsche Mittelstand ist von zentraler Bedeutung für das Wachstum, die wirtschaftliche Stabilität, Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Dabei spielen vor allem die Hidden Champions, die heimlichen Weltmarktführer aus dem Mittelstand, eine wichtige Rolle. Sie gelten als Speerspitze der deutschen Wirtschaft“, sagt Jörn Block, Wirtschaftsprofessor an der Universität Trier und Sprecher des dortigen Forschungszentrums Mittelstand (FZM). Das FZM hat in einer Studie – nach ähnlichen Kriterien wie die IHK Pfalz – 143 Hidden Champions in Rheinland-Pfalz gefunden, 34 davon in der Pfalz.Die stillen Marktführer sind vermehrt im Norden von Rheinland-Pfalz angesiedelt und hauptsächlich im Maschinenbau tätig, zeigt die Studie. Ein Drittel ist in technologieintensiven Branchen aktiv. Ein Fazit der Untersuchung: Die Hidden Champions in Rheinland-Pfalz leisten einen wichtigen Beitrag zu Beschäftigung und Wirtschaftsleistung des Landes. Ein auffallendes Ergebnis: Die Unternehmen dieser stillen Oberklasse sind älter, als viele vielleicht denken. Das FZM der Uni Trier stellt für Rheinland-Pfalz ein durchschnittliches Unternehmensalter von 83 Jahren fest.Wer die Unternehmensliste der Trierer Wirtschaftswissenschaftler anschaut, stößt beispielsweise auf Heger Guss in Enkenbach-Alsenborn, führend im Eisenguss, gegründet 1902. Oder auf die in Ludwigshafen ansässige Joseph Vögele AG, gegründet 1836, heute Weltmarktführer in der Produktion von Straßenfertigern. Oder die Kaiserslauterer Insiders Technologies, deren Softwarelösungen aus der Fülle der bei Unternehmen eingehenden Inhalte geschäftsrelevante Informationen extrahiert für weitere automatisierte Transaktionen. Oder KOB in Wolfstein (Kreis Kusel): Das Unternehmen stellt medizinische Textilien her, die etwa als Gewebe für Pflaster oder für Binden unterschiedlichster Art verwendet werden. Zu den Hidden Champions zählen ferner die Speyerer PFW Aerospace, Zulieferer im Flugzeugbau, zudem Mobotix in Langmeil bei Winnweiler, Anbieter von digitalen Video-Sicherheitslösungen, und der Pirmasenser Schokoladenhersteller Wawi. ANDREAS BAHNER  

Sie sind hoch spezialisiert und spielen weltweit auf ihren Märkten ganz vorne mit. Einer breiten Öffentlichkeit sind sie kaum bekannt, doch für die Wirtschaft und die Beschäftigung sind sie ein Schatz: Diese Unternehmen werden Hidden Champions genannt, die versteckten Weltmarktführer oder heimlichen Helden ihrer Branche. In Rheinland-Pfalz gibt es ganz schön viele davon.