ST. GOARSHAUSEN. Weil er so berühmt ist, ist er so besonders. Im Mittelrheintal schlängelt der Rhein sich durch enge Täler. An einer der Engstellen des Flusses ragt ein 132 Meter hoher Schieferfelsen empor, der viel besungen ist: die Loreley.Der Felsen war für sein weit hallendes Echo bekannt. Und das inspirierte den Dichter Clemens Brentano zu seiner „Lore Ley“: eine junge Frau, die auf dem Felsen thronend den vorbei kommenden Schiffern mit ihrem Gesang den Kopf verdrehte. Von Heinrich Heine stammen die bekannten, 1824 verfassten Verse: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin; ein Märchen aus uralten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn.“ Die Schiffe kenterten, und die Männer ertranken im Rhein.
In Rheinland-Pfalz gibt es für alle etwas zu entdecken. Entlang von Rhein, Mosel und Nahe können Burgen besichtigt werden, unter der Erde schlummern geheimnisvolle Gänge und in einer Stadt findet sich sogar der größte Kaltwassergeysir der Welt.
Im Jahr des 75-jährigen Bestehens von Rheinland-Pfalz passieren Schiffe die Enge ohne Probleme. Gesungen wird oben über dem Fluss aber immer noch. Im Sommer sind auf der Loreley-Freilichtbühne Konzerte geplant. Auch Schlagerlegende Roland Kaiser tritt in St. Goarshausen unter freiem Himmel auf, ein Peter-Maffay-Konzert hingegen ist abgesagt.
Und: Auf der Loreley kann geheiratet werden. Die Felsspitze ist eine Außenstelle des Standesamts der Verbandsgemeinde Loreley.
Mosel und Rhein
Frei zugänglich ist eins der Wahrzeichen von Rheinland-Pfalz: das Deutsche Eck in Koblenz mit dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal, das eine Nachbildung des eigentlichen Reiterstandbilds ist, das am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört worden war. Das Eck ist eine künstlich aufgeschüttete Landzunge bei der Mosel-Mündung in den Rhein. Der Sänger Mark Forster aus Winnweiler wird dort im September ein wegen Corona verschobenes Open-Air-Konzert geben.
Auf Hildegards Spuren
Emanzipierte (Kirchen-)Frau, Visionärin, Beraterin von Papst und Kaiser, Ernährungsexpertin, Heilige: Hildegard von Bingen ist wegweisend gewesen und ist es immer noch für viele Menschen, weit über die heutigen Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus. Wer sich mit ihr beschäftigt, macht am besten als erstes Station im Museum am Strom in Bingen, direkt am Rhein gelegen. Dort ist ihre Lebens- und Schaffensgeschichte multimedial aufbereitet. Wer anschließend auf ihren Pfaden wandeln möchte, beginnt am besten in Sobernheim auf dem Disibodenberg. Dort wurde sie als Mädchen von der Äbtissin Jutta von Sponheim in der Klause aufgenommen und legte später ihr Gelübde ab als Benediktinerin. Geblieben sind Ruinen und ein Park. Ihr erstes eigenes Kloster gründete Hildegard 1150 auf dem Rupertsberg nahe Bingen. Dort veranstaltet die Gesellschaft gleichen Namens heute noch im Gewölbekeller Vorträge zum Wirken der Kirchenfrau. Die letzte Station führt auf die andere Rheinseite, in die Nähe von Rüdesheim, leicht zu erreichen mit der Fähre von Bingen aus. Das Kloster Eibingen leitete Hildegard ab 1165 bis zu ihrem Tod 1179. Das Kloster ist immer noch aktiv und kann besichtigt werden.
Heilsames Nahetal
Bad Münster am Stein-Ebernburg ist unter anderem durch seinen letzten Teil im Namen bekannt: die Ebernburg. Franz von Sickingen hat dort zu Beginn der Reformation geflüchtete Anhänger von Martin Luther beherbergt. Heute ist sie Bildungsstätte der Evangelischen Kirche der Pfalz und auch für jene, die mit Kirche wenig anfangen können, äußerst sehenswert. Am Fuß der Burg in Bad Münster erstreckt sich das Salinental bis ins benachbarte Bad Kreuznach. In den Luftkurorten erholen sich nicht nur Patienten. In der Brunnenhalle des historischen Kurmittelhauses werden Trinkanwendungen verabreicht. Die dort austretende Rheingrafen quelle enthält fluoridhaltige Natrium-Chlorid-Thermen und in der Sole gelöste, ungefährliche Spuren des Heilgases Radon. Entlang der Nahe kann bis nach Bad Kreuznach flaniert werden. In den dortigen Curcenia-Thermen und im benachbarten Bäderhaus gibt es ein reichhaltiges Wellness-Angebot.
Bei den Rittern auf Burg Eltz
Burgen gibt es viele im Land, die meisten wurden zerstört oder mussten zumindest in Teilen rekonstruiert werden. Nicht so die in einem Moseltal bei Wierschem (Landkreis Mayen-Koblenz) liegende Burg Eltz, die nicht nur baulich erhalten geblieben ist, sondern über Jahrhunderte auch im Besitz der Familie Eltz. Seit 1157 ist die ehemalige Ritterburg ihr Stammsitz. Zumindest wurde der Name 1157 in einer Schenkungsurkunde Friedrich Barbarossas erstmals erwähnt. Bei einer Burgführung heutzutage zu bestaunen: eine Küche der als Ausflugsziel beliebten Burg, die seit dem 15. Jahrhundert so gut wie unverändert geblieben ist.
Der Lavakeller in Mendig
In der Eifel gibt es eine unterirdische Kathedrale. So zumindest wird der Lavakeller genannt, in dem bis heute eine Brauerei ihr Bier lagert. Über viele Jahrhunderte wurde in Mendig Basalt abgebaut, aus dem Mühlsteine gefertigt wurden. Heute ist der Lava-Keller 32 Meter unter der Erde eine Touristen-Attraktion. Es gibt im Vulkanmuseum aber auch noch viel mehr zu entdecken. In der Vulkaneifel existiert natürlich auch eine Vulkan Brauerei, die immer noch besondere Biere im historischen Felsenkeller aus Basalt lagert: holzfassgereifte Starkbiere. Sie ist die letzte von ehemals 28 Brauereien.
Renner und Rockröhren
Es liegt ein politischer Schatten über der Rennstrecke seit hochtrabende Pläne des früheren Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) in einem finanziellen Fiasko für Rheinland-Pfalz endeten. Der Nürburgring zählt dennoch zu den Attraktionen im Land. Als ein Schmelztigel von Natur und Technik verkauft der Luftkurort Nürburg (Landkreis Ahrweiler) sich. Am18. Juni 1927 ist die Motorsport-Rennstrecke eingeweiht worden. Berühmt ist Nürburg auch für „Rock am Ring“. Nach zweijähriger Pause geht es dieses Jahr mit dem Mega-Musik-Festival wieder weiter: 3. bis 5. Juni.
Felsen und Fernblicke
Vier Stunden unterwegs sind Wanderer, die sich im Hunsrück die Hunolsteiner Klammtour bei Morbach (Landkreis Bernkastel-Wittlich) vornehmen. Das Deutsche Wanderinstitut rühmt die Strecke durch die Klamm für ihre abwechslungsreichen Wälder und schönen Wiesentäler. Der Rundweg befindet sich in einem Natura2000-Schutzgebiet. Einkehren können Wanderer auf der anspruchsvollen Strecke, die viele besondere Ausblicke beschert, im Bauernhofcafé Hunolsteiner Hof.
Der gebunkerte Zaster
Er war jahrzehntelang geheim, doch das Geheimnis um den Bundesbank-Bunker in Cochem an der Mosel ist längst gelüftet. Erbaut, um einen Atomkrieg zu überstehen, sind dort im Kalten Krieg 15 Milliarden Mark einer Notstandswährung aufbewahrt worden. Vor Ort gibt es keine Parkplätze. Aber von 1. Mai bis 1. November stehen in Cochem Bunker Shuttle ab dem Endertplatz nahe der alten Moselbrücke zur Verfügung. Der Zubringer kostet je einfache Strecke 2,50 Euro und fährt zwischen 9.40 und 13.40 einmal pro Stunde – ab 11 Uhr geht es jeweils zur vollen Stunde zurück. Eine Besichtigung ist nur bei einer Führung möglich, es werden laut Museum genügend Führungen angeboten.
Römer-Ausstellung in Trier
Trier ist nicht nur wegen der Porta Nigra, einem ehemals römischen Stadttor, eine Reise wert. Die Römerstadt fiebert der Eröffnung der Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ entgegen, die am 25. Juni eröffnet und über 700 Exponate aus 20 Ländern zeigen wird. Wer sie sehen will, hat bis zum27. November 2022 Zeit.
Die 50-Meter-Fontäne
Der höchste Kaltwassergeysir der Welt befindet sich in Andernach. Als solcher wird er jedenfalls im Guinnessbuch der Rekorde geführt. Etwa alle zwei Stunden kommt es zu einer Eruption, die ungefähr acht Minuten andauert. Die Wasserfontäne ist 50 bis 60 Meter hoch. Der Besuch erfolgt über das Erlebniszentrum Geysir Andernach und beinhaltet einen Schiffstransfer. Das Museum ist 2022 bis Ende Oktober täglich geöffnet.
Baden in Vulkankegeln
Zeugnisse der Vergangenheit sind in der Vulkaneifel die Maare genannten Vertiefungen. Von oben betrachtet sehen die mit Wasser gefüllten Löcher wie Augen aus. In einigen kann sogar gebadet werden, beispielsweise im Pulvermaar in der Nähe von Daun.
Die Hängeseilbrücke
Über das Mörsdorfer Bachtal im Hunsrück schwingt sich die Geierlay. Es ist eine Hängeseilbrücke, die nur etwas für Menschen ist, die schwindelfrei sind. Seit dem 3. April ist sie wieder rund um die Uhr und auch rund ums Jahr für Besucher zugänglich. 100 Meter ist die Fußgängerbrücke hoch und 360 Meter lang. Die Brücke liegt am Saar-Hunsrück-Steig. Ein Abstecher kann also mit einer Wanderung verbunden werden. Auf dem Weg rund um die Brücke, auf der Geierlayschleife, ist Trittsicherheit geboten. Wenn das nicht zu viel des Nervenkitzels wird. Auch der Geierlay-Radrundweg hat es in sich. Er ist 35 Kilometer lang. REBECCA DITT UND CHRISTINE KAMM
75 JAHRE DIGITAL
Internetseite
Auf www.rheinpfalz.de/75jahre gibt es alle Beiträge sowie interaktive Grafiken zum Jubiläum von Rheinland-Pfalz. (ccd)