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75 Jahre Lokalredaktion - Kirchheimbolanden

Neue Wege zum Leser

Zeitungsredaktionen begleiten Geschichte. Aber sie haben auch selber eine. Da geht es um die Menschen hinter der Zeitung, technischen Wandel, neue Wege zum Leser – und manche Anekdote.

Neue Wege zum Leser

Das Team der Donnersberger Rundschau an der Kerchemer Wutz: Lea Ochßner, Rainer Knoll,Torben Müller, Anette Theobald, Vera Curschmann, Jutta Glaser-Heuser und Thomas Behnke (von links nach rechts). Auf dem Foto fehlt Anja Hartmetz. FOTO: STEPAN

Seit wann lautet der Titel der Ausgabe eigentlich „Donnersberger Rundschau“? So könnte eine Frage in einem Geschichtsquiz zur RHEINPFALZ in unserem Landkreis lauten. Antwort: Sie kam 1970 zustande, nach der Bildung des Donnersbergkreises. Und seit wann gibt es das Donnersberger Echo? Seit 1992 erscheint die sondierende Nachlese zur Woche durchgehend. In den ersten 20 Jahren illustriert vom Bolander Künstler Hermann Hoormann, seither von Uwe Herrmann. Und seit wann gibt es einen lokalen Sportteil? Erst seit 1993 – der Stellenwert des Sports ist stetig gestiegen. So ist die Kreis-Sportlerwahl ein Großereignis geworden.Oder wann gab es das erste RHEINPFALZ-Forum? Das war 1998. Damals stellten sich vier Bundestagskandidaten – am Ende wurde erstmals Gustav Herzog (SPD) ins Amt gewählt – im überfüllten Eisenberger Thomas-Morus-Haus Fragen der Redakteure aus Grünstadt, Rockenhausen und Kibo. Seither wandelte sich das Forum immer wieder, zuletzt lief es pandemiebedingt als Stream im Internet.

Zeitungsredaktionen begleiten Geschichte. Aber sie haben auch selber eine. Da geht es um die Menschen hinter der Zeitung, technischen Wandel, neue Wege zum Leser – und manche Anekdote.

90er Jahre bringen vieles in Bewegung

Man sieht: Vor allem in den 90ern kam vieles in Bewegung. Möglich wurde die aktivere Rolle der Redaktionen durch bessere Technik und personelle Verstärkung. 1992 etwa endete in Rockenhausen die Zeit der Einzelkämpfer, als erstmals eine zweite Redakteursstelle eingerichtet wurde. So konnten die Lokalredaktionen in immer neuen Formaten den Draht zum Leser suchen. Seit Mitte der 90er gingen sie im Sommer „Mit Lesern auf Tour“ zu Wanderungen, Betriebsbesichtigungen oder Atelierbesuchen. Rockenhausen führte unter Lokalchef Lorenz Hofstädter „Auf ein Wort vor Ort“ ein. Diese abendliche Gesprächsrunde in Gaststätten wurde dann auf die Nachmittage und in die Ortsmitten der Dörfer verlegt mit einem Stand als Treffpunkt. Später wurde zu Dorfspaziergängen eingeladen.

Anfänge waren eher bescheiden

Die Anfänge waren dagegen sicher sehr bescheiden. In so kleinen Redaktionen wie denen am Donnersberg prägten zunächst Alleinredakteure das Geschehen. Vom journalistischen Alltag der Frühzeit ist eher wenig bekannt. Anekdotisches hat die Zeit überdauert. Etwa die putzige Geschichte von der vierbeinigen Unterstützung in der jungen Kerchemer Redaktion, in der Helmut Wolfgang Köhler – seit 1949 bei der RHEINPFALZ – nicht ohne seine Katze, sein Mitarbeiter Horst Worch nicht ohne seinen Hund zum Dienst erschienen sein sollen.

Sicher war das Reportergeschäft auch im Donnersbergkreis anfangs reine Männersache. Das änderte sich aber relativ früh mit Hedi Nist, die 1968 als Redakteurin zur RHEINPFALZ kam und Älteren in Rockenhausen und Kibo, wo sie eingesetzt war, als „sehr präsent“ im Gedächtnis geblieben ist. Dass ein Zeitungsmitarbeiter sich mit dem Satz „Unter einer Frau arbeite ich nicht“ in den Anekdotenschatz eingebracht hat, verdeutlicht Nists Rolle als Pionierin in diesem Beruf. Immer mehr Frauen folgten ihr indes nach, darunter Barbara Till, die über 20 Jahre Lokalchefin in Kirchheimbolanden war.

Seit 2016 ein Team mit zwei Standorten

Für viele Redakteure waren Kleinstädte wie Rockenhausen und Kibo eher kurze Durchgangsstationen. Manche, die länger blieben, haben tiefere Spuren hinterlassen. Norbert Knoll etwa, der von 1968 bis 1977 in Rockenhausen war, oder sein Kirchheimbolander Pendant Friedrich Landmann (1966-70, 1975-91). Sie hatten, von den Standpunkten vor und hinterm Berg, die schwere Geburt des Donnersbergkreises aus den Vorgängerkreisen Kirchheimbolanden und Rockenhausen und deren lange Nachwehen als Dauerbrenner auf dem Schreibtisch. Ein Thema, das damals auch die beiden Lokalredaktionen in den sich misstrauisch beäugenden Kreisteilen geprägt hat.

So war es mit Blick auf die mutmaßlichen Stimmungen in der Leserschaft noch im April 2016 durchaus ein Wagnis, die beiden Lokalredaktionen zu einer einzigen mit zwei Standorten zusammenzuführen. Ein Schritt, der aber geglückt ist und der nun fortgeführt wird ins digitale Zeitalter der Nachrichtenwelt. Eine Entwicklung, von dem sich die Pioniere vor 75 Jahren nichts hätten träumen lassen.

Ebenso wenig wie von einer Donnersberger Website (www.rheinpfalz.de/donnersbergkreis), einer App fürs mobile Lesen, einer Facebook-Seite (www.facebook.com/rheinpfalzdonnersberg) oder einer Vorabendausgabe. Die Wege sind vielfältig geworden. THOMAS BEHNKE