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Profis und „Freie“

Die RHEINPFALZ-Lokalredaktion Kaiserslautern: (hinten von links) Redaktionsleiter Christian Clemens, Sara Brunn, Benjamin Ginkel, Gabriele Schöfer, Maria Huber, Andreas Sebald, Julia Luttenberger, (vorne von links) Claudia Meyer, Gundula Zilm, Pola Schlipf, Traudel Gödtel, Jutta Klein und Sabrina Zeiter. FOTO: VIEW

Eineinhalb Jahre nach Gründung der RHEINPFALZ erhielten Stadt und Landkreis Kaiserslautern im Mai 1947 eine eigene Lokalausgabe. Als (zunächst einziger) Redakteur wechselte der erfahrene Journalist Hugo LeMaire von der „Pfälzischen Volkszeitung“ zur neu erwachsenen Konkurrenz.Er nahm sein Domizil in der Schillerstraße, gedruckt wurde in Lambrecht. Mit dem Umzug in die Pariser Straße eröffneten sich neue Möglichkeiten, so dass ab 1950 alle westpfälzischen Ausgaben zentral in Kaiserslautern produziert wurden.

Von der Ein-Mann-Redaktion in der Lauterer Schillerstraße zum 13-köpfigen Team, das aufs stabile Netzwerk seiner freien Mitarbeiter vertraut.

Der „Kotte“ bebt

Was die Druckmaschinen allabendlich ab 18 Uhr ausspuckten, wurde in Pkw verladen, verstaut und verzurrt und anschließend bis ins entlegenste Westpfalz-Dörfchen transportiert. Ältere Lauterer erinnern sich bis heute ans Anlaufen der Maschinen, das den gesamten Stadtteil Kotten in Vibration zu versetzen schien. Den umfangreichen Nachtdienst versahen zeitweilig bis zu 100 Mitarbeiter, darunter Setzer, Drucker, Korrektoren, Packer und ihre weiblichen Kollegen.

Als im Herbst 1963 an gleicher Stelle ein neues Verlagshaus bezogen wurde, waren hier außerdem Verkaufs- und Verwaltungspersonal, Telefonzentrale und Archiv, Papierlager und natürlich die stetig anwachsende Redaktion untergebracht.

Nach Hugo LeMaire leiteten nacheinander Werner Hesse, Klaus Rohde, Josef-Heinrich Weiske und Herbert Keller die Lauterer RHEINPFALZ-Redaktion. Ab 1993 nahm Hans-Joachim Redzimski für mehr als 28 Jahre den Chefposten ein. Seit er 2021 in den Ruhestand trat, sitzt Christian Clemens auf dem Chefsessel.

Inzwischen gibt es in der 13-köpfigen Lokalredaktion je ein Stadt-, Kreis-, Kultur- und Sportressort sowie ein stattliches Team für die Geschäfts- und Anzeigenkunden der Region.

Redakteure und freie Mitarbeiter wollen das gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische, kulturelle und sportliche Geschehen der Region nicht nur exemplarisch abbilden, sondern auch werten, einordnen, kommentieren und auf diese Weise zur allgemeinen Meinungsbildung beitragen.

Aktivitäten wie die „Redaktion vor Ort“ und das „RHEINPFALZ-Sommercafé“ wurden in Kaiserslautern entwickelt, um mit unseren Leserinnen und Lesern in Kontakt zu treten. Leserbefragungen sondieren die vielfältigen Erwartungen an eine Regionalzeitung mit möglichst breitem Themenspektrum, ohne den grundsätzlichen Informationsauftrag der freien Berichterstattung außer Acht zu lassen.

Der Siegeszug der Digitalmedien intensiviert diesen Austausch. Nachdem die RHEINPFALZ lange vor anderen Verlagen auf die neuen Druck- und Computertechniken umgerüstet hatte, ist sie längst auch multimedial aufgestellt. Sie hat natürlich einen eigenen Internetauftritt, produziert Podcasts und sucht den Dialog über Facebook. Die Vernetzung der Medien stellt die Redaktionsmitglieder vor neue Aufgaben, die dem Stellenwert einer zeitnahen Berichterstattung dienen.

Sieben Tage pro Woche

Um die journalistische Arbeit zu optimieren, bildet die Lauterer Redaktion neuerdings gemeinsam mit den Kollegen aus Kirchheimbolanden und Kusel einen Kooperationsdesk. Für die Kultur gehören auch die Redaktionen Pirmasens und Zweibrücken zum ressortbezogenen „News-Desks“.Von dort werden zugleich die digitalen Verbreitungswege bedient. Darüber hinaus arbeiten alle Lokal- und Ressortredaktionen der RHEINPFALZ natürlich der seit 2007 erscheinenden RHEINPFALZ am SONNTAG zu.

Um dem hohen Aktualitätsanspruch gerecht zu werden, kommt nicht zuletzt den freien Mitarbeitern ein hoher Stellenwert zu. Damit das aktuelle Geschehen in den 50 Landkreis- Kommunen abgebildet werden kann, ist ein dichtes Netz von Text-, Bild- und Informationslieferanten vor Ort unverzichtbar.

Stets auf neuestem Stand

Die freien Mitarbeiter können ein bestimmtes Thema, ein Projekt oder einen Diskurs ununterbrochen verfolgen und damit oftmals eher beurteilen als die Redakteure am Schreibtisch. Indem die „Freien“ unmittelbar den Lauf der Ereignisse verfolgen, mit den handelnden Personen im Gespräch bleiben und sich (die für eine Einordnung unabdingbaren) Hintergrundinformationen erarbeiten, haben sie ihr Ohr direkt am Puls der Zeit.

Da sie jahre-, mitunter jahrzehntelang ihrem Einsatzgebiet verbunden bleiben, sind sie oft erster Ansprechpartner vor Ort. Die freien Mitarbeiter bilden den Brückenkopf zur Redaktion, die naturgemäß bei der Fülle berichtenswerter Ereignisse eine Auswahl treffen muss und daher bei der Gewichtung auf den Rat der „Freien“ angewiesen ist.

Die Redakteurinnen und Redakteure sind um eine möglichst komplette, wenn auch beispielhafte Darstellung des gesamten öffentlichen Lebens bemüht. Die RHEINPFALZ strebt an, dass von Zeit zu Zeit alle Ortsgemeinden im Blatt dargestellt werden.

Es bleibt jedoch bei dem Grundsatz, dass eine Zeitung nur über Dinge berichten kann, über die sie selbst informiert wird. Das gilt für besondere Persönlichkeiten ebenso wie für Missstände in Politik, Wirtschaft und Verwaltung. RAINER DICK