Obermoschel, die kleinste Stadt der Pfalz, hat eine große Vergangenheit. Geprägt von einer langen Zeit des Aufschwungs, folgte in den letzten Jahrzehnten ein unfreiwilliger Verlust des „Stadtgefühls“. Es ist an der Zeit, die zukünftige Geschichte unserer Stadt zu beeinflussen – mit Mut und Zuversicht sollten wir Pläne schmieden und Visionen zulassen.
An der Chronik, die zur 650-Jahr-Feier der Stadt entstand, haben 31 renommierte Pfälzer Autoren vier Jahre lang intensiv geforscht. In den präzise recherchierten und genau belegten Texten finden wir die Vielfalt der Ortsgeschichte, die bis heute aktuell ist, in gedruckter Form bewahrt. Eines hat sich in den letzten 25 Jahren allerdings radikal verändert: von rund 30 Geschäften, die 1999 noch existierten, sind heute nur noch eine Handvoll vorhanden. Globalisierung und die Sehnsucht nach den besseren Möglichkeiten größerer Städte hat auch vor unserer Region nicht Halt gemacht. Unsere Geschichte ist das Erbe, das uns Zukunft ermöglicht, mit Ideen und Visionen.
Schon kleine Projekte bieten sich an: Die Straßenschilder werden ergänzt durch Erklärungen des Namens. Die Richard-Müller-Straße erhält den Zusatz: „Benannt nach dem bekannten Obermoscheler Heimatdichter“. Hinweisschilder an bedeutenden Häuser erklären ihre historische und architektonische Bedeutung. Größere Tafeln erläutern wichtige historische Plätze. Besucher und Einheimische erfahren so „auf Schritt und Tritt“ die Bedeutung der Stadt.
Das Schuck'sche Haus ist, auch aus denkmalpflegerischer Sicht, ein seltenes Juwel: originale, bauzeitliche Wandbemalungen, alte Türbeschläge und - schlösser und die kühne Dachkonstruktion aus der Zeit der Renaissance sind erhalten! Was wäre dieses Haus - restauriert und umgeben von passender Bau- und Gartenarchitektur - für ein wunderbarer Ausgangspunkt für den Anspruch auf die Bezeichnung „Historische Altstadt“!
Die Freilichtbühne schreit geradezu danach, an die großen Theateraufführungen anzuknüpfen. Vorstellungen großer Bühnen und Darbietungen einheimischer Laien werden Hunderte Besucher anlocken, wie die traditionellen Aufführungen an Pfingsten. Freilich werden die äußeren Bedingungen und die technischen Möglichkeiten verbessert, über andere Spielzeiten wird nachgedacht. Die Bühne unterhalb der Burg wird zum Highlight der Region.
Ein Schatz ist zu heben - die Überreste der Bergwerke im Landsberg. Früher haben Experten diesen Berg als „merk - würdig“ gepriesen; heute ist daran zu denken, ihn als Schaubergwerk auszubauen. In Verbund mit den Schaubergwerk „Schmittenstollen“ im Lemberg und den faszinierenden Werken im Stahlberg wird die „Nordpfälzer Bergbauwelt“ konzipiert. Zahlreiche Besucher werden die Geheimnisse einer verborgenen Welt erkunden wollen.
Der „Verein zur Erhaltung der Burg“, Pfälzer-Wald-Verein, Modellbauverein, Chor „Con brio“, „Verein für Brauchtum, Kultur und Stadtverschönerung“ beweisen, wie große Erfolge durch ehrenamtliches Miteinander möglich werden. Ihr Wirken macht genauso viel Mut wie die inhabergeführten erfolgreichen Geschäfte, das Modehaus Wolf, Bäckerei Lahm und Metzgerei Gauch, Weingut Andreas Schmidt. Die Firmen Ludwig Keiper, „Dähn & Klein GmbH“, Firma Bernd Jost verstärken das Renommee der Stadt ebenso wie das Radiomuseum.
Große Geschichte birgt großes Potential. Das Jubiläum zur 675. Wiederkehr der Stadtrechtsverleihung erinnert an eine durchaus große Geschichte, an dunkle und bunte Tage. Sie verpflichtet aber auch dazu, Bilanz zu ziehen, neue Ideen zu entwickeln und sie zu realisieren. Dann wird die Stadt allen zur am Herzen liegende Heimat. Mutig müssen wir sein, nicht zaghaft, in der Gewissheit: „Glückauf“ und „Wir schaffen das!“ Prof. Dr. Dr. Rainer Schlundt