Ihr Vater Hans Christian Arras habe ihr das begehrte Trachtenkleid unter einer Bedingung versprochen: „Wenn du Weingräfin wirst.“ Als 18-Jährige kandidierte sie beim zuständigen Beigeordneten Konrad Armbrust und wurde im Hochsommer 1973 in der Stadthalle, die später dem Weinstraßencenter weichen musste, von Bürgermeister Herbert Gustavus ernannt.
„Die Krönung war erst sehr viel später beim Weinwettstreit, der nicht wie heute im Juli, sondern im Oktober veranstaltet wurde“, blickt die gebürtige Kindenheimerin, die seit Mitte der 1970er-Jahre in Ebertsheim wohnt, zurück. Sie trug einen roten Samtmantel, dessen Farbton sie sich aussuchen durfte und der im Modehaus Jost für sie geschneidert wurde. Eine silberne Kette mit Gliedern, auf denen Perlen sitzen, die Weinbeeren symbolisieren, hat das Gewand vorn zusammengehalten. Heute trägt Kauth die Kette als Armband. Ein silbernes Collier schmückte damals ihren Hals. Die Krone, die sie ebenfalls behalten durfte, ist eher einfach gemacht und besteht aus Blech.
Gräfin Gabrieles Amtsvorgängerin, Hella Enkler aus Laumersheim, wurde zu ihrer Stellvertreterin ernannt. Arras habe das begrüßt, wurde damals berichtet, weil sie auf diese Weise eine erfahrene Hoheit an ihrer Seite hatte, die sie jederzeit um Rat fragen konnte. Allerdings, erzählt Kauth heute, habe sie sich eher an die 22. Weingräfin Gudrun Karl (jetzt: Krienke) aus Kirchheim gewandt. Diese habe sie besser gekannt, weil sie mit ihr zusammen in der Unterhaardter Landjugend und auf der Berufsschule gewesen sei, so die staatlich geprüfte ländliche Hauswirtschafterin.
Das Ehrenamt sei schon aufregend gewesen, meint die zweifache Mutter, die auch bereits ein Enkelkind hat. Stolz zeigt sie ihr Gästebuch mit interessanten Einträgen. Beispielsweise habe ihr der Mundart-Lyriker Paul Tremmel ein Gedicht hineingeschrieben. Sogar ein Gruß von (dem damals aber noch unbekannten) Sänger Costa Cordalis ist darin zu finden. Die weitesten Reisen führten sie nach Tüßling in Bayern und nach Carrières-sur-Seine in Frankreich. In einem großen Wagen, geschmückt mit überdimensionalen Trauben und goldenen Blättern habe sie am Umzug zum Weinlesefest in Neustadt teilgenommen. Sie sei beim Backfischfest in Worms gewesen, beim Winzerfest in Bockenheim, bei Kerwen, Weinproben und städtischen Veranstaltungen.
Darunter sei auch die Einweihung der Fußgängerzone in Grünstadt gewesen. „Es war eine der ersten in der Region, ein mutiger Schritt von der Stadt“, sagt Kauth. Zuvor habe sich der Verkehr durch die nicht sehr breite Hauptstraße gequält und die Leute hätten direkt vor den Geschäften geparkt. Letzteres sei einer der Gründe gewesen, weshalb manche Einzelhändler besorgt waren, wegen der neuen Verkehrslenkung Kunden zu verlieren. Die Meinungen zur autofreien Einkaufsmeile seien durchaus geteilt gewesen.
Die Ausgestaltung der Fuzo war in rotem und gelbem Klinker. „Zunächst wurde das Pflaster von Süden her nicht ganz bis zur Ringgasse verlegt“, erinnert sich die 69-Jährige. Der Schillerplatz sei in den ersten Jahren ein von allen Seiten anfahrbarer Parkplatz geblieben. An der Drehscheibe, die immer noch so genannt wird, weil der erste Klinkerbelag dort kreisförmig verlegt war, stand bei der Eröffnung am 6. April 1974 eine dreistöckige Torte. „Das war ein Gemeinschaftswerk mehrerer Bäckereien“, weiß Kauth. Zusammen mit der französischen Champignon-Königin habe sie die Ehre gehabt, das meisterliche Gebäck anzuschneiden. Verteilt wurden die Stücke an diesem sonnigen Samstag kostenlos an die Festbesucher.
Es sei eine große Feier gewesen mit sehr vielen anderen Weinhoheiten und Gästen, auch aus Carrières-sur-Seine. abf