„Wie soll mein beruflicher Weg aussehen? Was möchte ich erreichen? Wie vereinbare ich meine Talente mit einer Tätigkeit, die eine solide finanzielle Lebensgrundlage schafft?“ Keine leichte Entscheidung. Als Kind war alles ganz einfach: Man wird Feuerwehrmann, Drachenreiterin, Tierarzt oder Müllautofahrerin. Nun wartet eine Vielzahl an Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten auf Schüler in den Schulabgangsklassen. Viele Angebote tragen Berufsbezeichnungen, die man vielleicht noch nie gehört hat. Was macht eine IT-Kriminalistin? Wer wacht schon mit dem Wunsch auf, Produktveredler oder Milchtechnologin zu werden? Und doch – vielleicht verbirgt sich hinter diesen Berufen, die man übrigens alle auf der Ausbildungsbörse „Mit Doppelpass zum Ausbildungsplatz“ der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens kennenlernen kann – genau die Tätigkeit, die alle persönlichen Stärken zum Klingen bringt und ein erfüllendes Berufsleben verspricht.
Einer, der wirklich alle Möglichkeiten kennt, die der spannende Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in der Westpfalz mit sich bringt, ist der Teamleiter der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens, Oliver Busch.
Herr Busch, sind Sie als Schüler mit dem Wunsch aufgewacht, Berufsberater zu werden?
Nein, ich hatte ursprünglich etwas anderes im Sinn. Aber gute Entscheidungen haben mich zur Agentur für Arbeit und in diesen Aufgabenbereich gebracht. Dazu gehörte auch, dass ich mich immer weitergebildet habe, weil lebenslanges Lernen einfach wichtig und auch erfüllend ist. Allerdings muss ich sagen, dass die Arbeitsmarktsituation damals noch ganz anders war als heute. Das hat durchaus positive Seiten: Heute haben alle Schülerinnen und Schüler - auch diejenigen, die ihre Stärken in der Schule nicht ausspielen konnten und deshalb vielleicht weniger gute Voraussetzungen mitbringen - hervorragende Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Im Fachjargon wird die aktuelle Situation als „Bewerbermarkt“ bezeichnet, was vereinfacht bedeutet, dass sich die Arbeitgeber derzeit intensiv um qualifizierte Bewerber bemühen, weil weniger Fach- und Nachwuchskräfte „auf dem Markt“ sind, als die Betriebe benötigen. Das liegt zum einen daran, dass heute weniger junge Menschen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen als ältere aus dem Berufsleben ausscheiden. Zum anderen ist die Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten heute eine ganz andere als noch vor wenigen Jahren. Demografie trifft berufliche Vielfalt: Das ist eine große Chance für junge Menschen. Aber auch eine Herausforderung, denn die Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben die Qual der Wahl. Es gibt derzeit allein achtzehn- bis zwanzigtausend Studiengänge. Da sind die jungen Erwachsenen natürlich an direkten Informationen interessiert, welche Hochschulen welche Angebote und Inhalte haben. Ohne Beratung ist es bei dieser Fülle schwierig, den passenden Studienplatz zu finden. Auch bei den Ausbildungsberufen gibt es eine Fülle von Angeboten. Bei der Vielfalt, die wir heute haben, braucht es Beratung. Meine Kolleginnen und Kollegen im Team sind immer auf dem aktuellsten Stand und können so professionell und fundiert informieren.
Wie unterstützt die Berufsberatung der Agentur für Arbeit junge Menschen?
Die Berufsberatung unterstützt Jugendliche und junge Erwachsene ab der 8. Klasse mit verschiedenen Maßnahmen bei der Berufsorientierung und Berufswahl und steht ihnen bei Bedarf auch während der Ausbildung oder des Studiums zur Seite. „Lebensbegleitende Beratung“ ist hier das Stichwort. Dabei legen wir Wert darauf, Jugendlichen einen leichten Einstieg in die Berufsberatung zu ermöglichen. Um den Zugang niedrigschwellig zu halten, sind wir unter anderem in den Schulen der Region präsent. Je nach Schulform und Intensität der Zusammenarbeit halten wir unterschiedliche Angebote bereit. In den Berufsbildenden Schulen I und II haben wir beispielsweise feste Büros und sind mindestens dreimal wöchentlich vor Ort. In allen Schulen bieten wir ab der 8. Klasse regelmäßig Berufsorientierungsveranstaltungen an, in denen wir über berufliche Möglichkeiten informieren und Fragen zur Berufs- und Studienwahl beantworten. Dabei gehen wir in der 8. Klasse natürlich anders vor als in den Abschlussklassen. So findet der erste Kontakt der Schülerinnen und Schüler mit der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens in der Regel im Rahmen einer Orientierungsveranstaltung in den Klassenverbänden statt. Später besteht die Möglichkeit, unsere kostenlose persönliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Wir sind in allen Schulen vertreten und haben dort auch Sprechtage. Dazu kann man sich anmelden und eine Berufsberatung anfordern. Mehr Zeit können wir uns allerdings nehmen, wenn die Jugendlichen in die Agentur für Arbeit kommen. Dort können wir dann tiefgründig in die Beratung einsteigen und mit modernen „Werkzeugen“ wie dem Berufswahltest in die Berufsberatung einsteigen. Dabei geht es darum, Talente und Eignungen herauszuarbeiten. Hier erhält man interessante Ergebnisse, mit denen man weiterarbeiten kann. Immer mit dem Ziel, einen nachhaltigen Start in ein Berufsleben ohne spätere Brüche zu ermöglichen.
Wo liegen denn Herausforderungen der Berufsberatung?
Grundsätzlich ist das Wichtigste, dass wir die jungen Menschen wirklich erreichen. Spannend ist, dass sich Jugendliche in Befragungen ganz klar dahingehend geäußert haben, dass sie sich mehr Berufsberatung wünschen. Gleichzeitig gilt Beratung aber in manchen Peergroups nicht als „cool“. Dem begegnen wir mit Online-Angeboten und Videokonferenzen - wobei wir die Erfahrung gemacht haben, dass Jugendliche oft ganz klassisch telefonieren wollen. Hier richten wir uns ganz nach ihren Wünschen. So erreichen wir auch diejenigen, denen es unangenehm ist, zu unseren Angeboten in der Schule oder ins Berufsinformationszentrum zu kommen. Genauso wichtig ist es für uns, die Eltern zu erreichen, denn sie sind die ersten Ansprechpartner der Jugendlichen, wenn es um die Berufswahl geht.
Wie gehen junge Menschen ihre Berufswahl an?
Wissenschaftliche Studien zeigen deutlich, dass junge Menschen heute vor allem Sicherheit und Geborgenheit suchen. „Erfolg? Ja, klar! Aber nicht um jeden Preis.“ Das zeigt sich auch bei der Berufswahl, die entsprechend begleitet werden muss. Eine Besonderheit unserer Region ist, dass wir in einem Flächenland eine besondere Herausforderung bei der Mobilität haben. Wenn ein Jugendlicher im Lautertal wohnt und der Ausbildungsbetrieb in Kusel ist, dann ist Mobilität natürlich ein Faktor, der bei der Berufswahl eine Rolle spielt. Die Frage, wie man von A nach B kommt, stellt sich in Ballungsräumen eher nicht.
Unsere Angebote werden stark nachgefragt und genutzt. Das gilt für jene mit persönlichem Kontakt, zu denen auch unser Bewerbungsmappencheck gehört, als auch für unsere E-Services. Hier sind wir in der Arbeitsagentur absolut auf der Höhe der Zeit und entwickeln uns ständig weiter. Berufenet oder Check-U sind nur zwei Beispiele, die von den jungen Leuten hervorragend angenommen werden. mide